Vier Gauner knacken den Jackpot eines Fußballtippspiels.
Nachdem sich der schwedische Krimithriller größter Beliebtheit erfreut, die Millennium-Trilogie von Stieg Larsson dürfte keinen unwesentlichen Anteil an diesem Umstand haben, hat man begonnen auch Vorlagen anderer etablierter Schriftsteller aus skandinavischen Ländern in eine angemessene Filmverpackung zu stecken. So geschehen 2011 mit Jo Nesbøs Hodejegerne, der dann als Headhunters in die Kinos kam. Jetzt möchte Norwegen gerne beweisen, dass man sowohl den Krimithriller als auch die schwarze Komödie ebenso beherrscht wie die Vertreter aus Schweden und Dänemark (In China essen sie Hunde). Dafür bedient man sich zwar keiner Romanvorlage des norwegischen Schriftstellers Jo Nesbø, hat ihn aber dafür gewinnen können, das Original-Drehbuch zu Jackpot zu schreiben, hierzulande mit einem obligatorischen Beititel (Vier Nieten landen einen Treffer) oberflächlich zum Klamauk herabgestuft.
Klamauk geht jedoch anders, weswegen man den Blick von diesem Untersatz abwenden sollte. Viel mehr handelt es sich bei Jackpot um trocken-unkommentierten Humor, der oftmals ins Absurde abdriftet. Es ist eine Geschichte von vier Gaunern, die ein wahres Weihnachtswunder erleben, den Jackpot eines Fußballtippspiels knacken und ganz legal zu über 1,5 Mio. Kronen kommen. Natürlich soll durch vier geteilt werden, was sich im Verlauf dieser Weihnachtsgeschichte – bei der Geben sicherlich nicht seliger denn Nehmen ist – als eher kompliziertes Unterfangen herausstellt.
Leichen landen schon mal auf dem Tisch, aber auch nur um ordentlich zerstückelt zu werden.
Jackpot beginnt mit Darsteller Kyrre Hellum, der als Oscar blutend am Boden eines Striplokals liegend unter dem Körper einer toten Frau aufwacht. Er ist von insgesamt sieben Leichen umgeben, hält ein Gewehr in der Hand und wird von Kommissar Solør (Henrik Mestad) abgeführt. Denn für ihn ist der Sachverhalt klar. Aber Oscar ist fern davon ein Geständnis abzulegen, nutzt das Verhör um seine Geschichte der Dinge zu erzählen, die nun eben damit beginnt, dass er gemeinsam mit drei Ex-Knackis – Thor (Mads Ousdal), Billy (Arthur Berning), Tresko (Andreas Cappellen) – eine Tippgemeinschaft gegründet hat und sie dann tatsächlich den großen Gewinn einholen.
Hier versteckt Regisseur Magnus Martens nun seinen Krimi geschickt in Rückblenden, die für den ermittelnden Kommissar wie auch für die Zuschauer Weihnachtsmärchen oder Realität sein können. Nach und nach gibt es immer mehr Leichen, nach und nach wird die Geschichte in Bahnen gelenkt, in denen man nicht mehr zu urteilen vermag, wie das eingangs gesehene Massaker wohl entstehen wird. Immer mehr Figuren machen sich zum Hauptverdächtigen, bevor sie das Zeitliche segnen. Der Verdacht wird wie der Schwarze Peter weitergereicht. Zumindest solange man sich in der Geschichte Oscars befindet, denn wenn Jackpot punktuell in die Verhörszenen zurückspringt, bekommt man es mit einem Kommissar Solør zu tun, der diese abstruse Geschichte nicht glauben möchte und Oscar weiterhin als den Hauptverdächtigen sieht. Ob er es dann wirklich ist, lässt der Film bis zum Ende offen. Das hat Martens schön in der Hand, er reguliert mit seiner Erzählweise die Erwartungen der Zuschauer, bringt immer wieder neue Spekulationen ins Spiel, die den Tathergang mehr verschleiern als ihn auflösen.
Noch arbeiten man gemeinsam, schon bald wird noch mehr Blut spritzen.
Zugleich ist es eine Geschichte die wohl kalkuliert zur Weihnachtszeit angesiedelt ist, wo eben solche Wunder geschehen, die vier Gaunern ein legales Vermögen bescheren. Aber es ist eben auch die Zeit des Jahres, in der Habgier in den Köpfen der Menschen nicht existent sein sollte. Umso erfreulicher ist diese weihnachtlich ungewöhnliche Erzählung, in der der Gedanke des Gebens mit skandinavischer Trockenheit umgekehrt wird.
Dennoch sollte kein hohes Spannungsaufkommen wie bei Vertretern des puren skandinavischen Krimithrillers erwartet werden. Ob nun die Millennium-Trilogie, Headhunters oder ein Werk wie Fräulein Smillas Gespür für Schnee, in Jackpot wird mehr versucht durch absurde Situationen zu punkten als dass man auf Spannungseffizienz setzt. Der Film ist also eher etwas für diejenigen, die mal ein wenig von dem skandinavischen Thrill runterkommen wollen und sich von trocken-schwarzer Komik zu Weihnachten unterhalten lassen möchten.
“Jackpot – Vier Nieten landen einen Treffer“
Originaltitel: Arme Riddere
Altersfreigabe: ab 16 Jahren
Produktionsland, Jahr: N, 2011
Länge: ca. 86 Minuten
Regie: Magnus Martens
Darsteller: Kyrre Hellum, Henrik Mestad, Mads Ousdal, Arthur Berning, Andreas Cappellen
Kinostart: 14. November 2013
Im Netz: filmweltverleih.de