Jack Reacher, ein Hüne, Denker und Brutalo-Rächer, nimmt sich die Zeit, um in einem Serienmord zu ermitteln. Genauso "Jack Reacher". Ruhige Einstellungen ohne ausgedehnten Musikaufwand, feste Kamerapositionen, präzises Dialoggeschick: Einen den heutigen (Thriller-)Sehgewohnheiten enthobenen Anachronismus transportiert dieser Film, der an die knackig erzählten, aber thematisch zentnerschweren Spionagefilme der 70er einen Anschluss findet. Digitalen Schnickschnack braucht "Jack Reacher" ebenso wenig, wie überfrachtet geschnittene Handy-Szenen zwischen getriebenen Personen, die an jedem Ort erreichbar sein müssen. Dass Christopher McQuarrie den Ton unmissverständlich drosselt, mag überraschen – heute, wo der Ton die Spannung bestimmt, wo die Stimme erhoben wird, anstatt den Verstand grübeln zu lassen. Feinmechanisch bewegt sich "Jack Reacher" demnach in einem eigentümlichen Paralleluniversum einer Urbanität, die, zusammen mit den komprimierten Bewegungsabläufen in handgemachten Action-Sequenzen (eine dezente, karge Verfolgungsjagd im "Drive"-Stil durch die Nacht beispielsweise), dem Michael-Mann-Kino einen Wink mit dem Zaunpfahl beschwert. Inmitten dieser nie akademischen Reduziertheit wagt McQuarrie eine (in ihrer Simplizität bündig erzählte, detektivische) Geschichte, die er augenzwinkernd verzerrt, in einer sonderbaren Welt, die nicht die unsere ist: ein obskur sabbelnder Werner Herzog, zwei Schlägertypen, die sich versehentlich fast selbst umbringen, eine aufreizend eng gekleidete Anwältin, ein brummiger Waffennarr. Aber keine Angst, er schießt nüchtern und mit Bedacht. "Jack Reacher" auch.
7 | 10