Wenn sich Hollywood-Schauspieler einmal etabliert haben, versuchen die meisten, ihrem Kurs treu zu bleiben und machen keine Experimente. Ist man durch einen Actionfilm berühmt geworden, bleibt man dabei und dreht eben nur noch Actionfilme. Man wird zum Actionstar und keinen interessiert es, ob man vielleicht auch Dramen oder Komödien spielen möchte. Philip Seymour Hoffman ist Schauspieler, hat in so vielen Filmen eher kleinere Rollen gespielt, dass Sie ihn garantiert schon gesehen haben, ohne ihn zu erkennen und ist dabei dermaßen wandlungsfähig – nicht nur äußerlich. Nun wagt er einen Schritt, den wenige Schauspieler zuvor erfolgreich absolvieren konnten: Er führt Regie im kleinen Stil bei „Jack in Love“
Wie der Titel vermuten lässt, geht es um Jack. Der liebt Reggae, trägt rudimentäre Rastas, arbeitet bei einem Limousinen-Service und hat nur seine besten Freunde Clyde und Lucy. Er ist recht zufrieden mit einem Leben, erlebt allerdings nicht viel Spektakuläres. Seine Freunde stört das so sehr, dass sie sich entschließen, ihn auf Vordermann zu bringen. Am einfachsten – denken sie – geht das, indem man Jack mit der bezaubernden, aber unglaublich schüchternen Conny verkuppelt. Das scheint auch ganz gut zu klappen und die beiden vertragen sich wunderbar. Dann gibt es einige kleinere Hindernisse. Conny will mit Jack im Sommer Boot fahren. Jack hat nun nur wenige Monate Zeit, Schwimmen zu lernen. Sein Kumpel Clyde will es ihm beibringen. Dann erzählt Conny, dass noch nie jemand für sie gekochte hätte. Ganz klar, dass Jack das übernehmen möchte. Allerdings kann er nicht kochen. So besorgt ihm Lucy einen Superkoch, der Jack in die Künste des Essenmachens einführt. Jack kniet sich also ordentlich rein, um es seinen beiden besten Freunden recht zu machen und natürlich, um bei Conny erfolgreich landen zu können.
„Jack in Love“ basiert auf einem Bühnenstück von Robert Glaudini und fügt sich damit perfekt in das Profil von Projekten, die Philip Seymour Hoffmans Interesse wecken. Auch „Glaubensfrage“ von 2008 wurde aus einem Theaterstück adaptiert. Theaterstücke sind aber keine Filme und nur die wenigsten Regisseure haben es bis jetzt hingekriegt, diesen Umstand aus zu bügeln, oder sogar zu nutzen. Gerade an „Jack in Love“ merkt man, wie unterschiedlich Theater und Film tatsächlich sein können. Muss man die Leistung der Schauspieler – im Speziellen Philip Seymour Hoffman – loben, zieht man Minuspunkte bei der Dramaturgie ab. Hinzu kommt eine altbackene Inszenierung und uninspirierte Bilder eines grauen, verschneiten New Yorks. Die Dialoge wirken irgendwie plastisch und gekünstelt und bis auf einige rohe Entgleisungen sind insbesondere John Ortiz und Daphne Rubin-Vega nicht in der Lage, überzeugende Gefühlsregungen zu zeigen. Sie spielen eben das Vorzeigepärchen, dass die typischen Beziehungsprobleme hat. Auch, wenn sie sich in Jacks Leben einmischen und alles tausendmal besser wissen als er, sind sie offensichtlich nicht in der Lage, ganz klare Probleme ihrer eigenen Beziehung zu lösen. Es lohnt sich allerdings nicht, sich zu sehr darüber aufzuregen, denn im Grunde ist „Jack in Love“ nichts besonderes. Es ist schön, zu sehen, dass Philip Seymour Hoffman immer noch ein guter Schauspieler ist, der wahrscheinlich wirklich jede Rolle perfekt spielen kann, solange er sich irgendwie damit identifizieren kann. Als Regisseur hat eine eher durchschnittliche Leistung absolviert, die in seinem nächsten Projekt auf jeden Fall ausbaufähig ist.
„Jack In Love“ ist aber nicht vollkommen abzulehnen, und die Sympathie, die man seinem Regisseur entgegen bringt, lässt über die gravierenden Mängel etwas hinweg sehen. Es ist ein Erstling mit allen Ecken und Kanten und weil es eben um die liebe Liebe geht, lassen wir das nochmal durchgehen.
Jack Goes Boating (USA, 2010): R.: Philip Seymour hoffman; D.: Philip Seymour Hoffman, John Ortiz, Daphne Rubin-Vega, u.a.; Offizielle Homepage
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