Ja, ich bin noch hier ;)

Und hier bin ich wieder mal!

An unserem (zur Erinnerung: Besuch aus Österreich) letzten Tag fuhren wir kreuz und quer durch Managua auf der Suche nach Sehenswertem. Zuerst zum Revolutionsplatz, der von einer alten Kirche, dem ehemaligen Regierungspalast, der Villa des Präsidenten Daniel Ortega und einem Park mit Denkmähler eingekreist wird. Nach einer halben Stunde im zum Nationalmuseum (das bis zur präkolumbianischen Ära vergleichsweise gut beschriftet ist und danach zur Kunstausstellung diverser (Hoch-)Schulen wird) umfunktionierten Regierungspalast gings nach einem Umweg über eine der wenigen touristischen Uferstellen des Sees nach Tiscapa, einem Vulkankrater mit Lagune mitten in Managua. Da dies auch der höchste Punkt in der Umgebung ist, steht natürlich eine 10 Meter hohe Silhouette von Sandino dort. Oben angekommen waren wir erst mal erstaunt, wie wenig das Bild einer Großstadt gleicht. 1972 zerstörte ein Erdbeben der Stärke 5,6 bis 6,2 ungefähr 90% der Bausubstanz, lediglich das Gebäude der Bank of America blieb quasi unversehrt stehen.

Was wir nicht wussten, war die Tatsache, dass über die Lagune Tiscapa eine dreiteilige Seilbahn aufgebaut ist, auf der man per Klettergurt angekettet nach unten brausen kann. Das mussten wir natürlich trotz Bargeldknappheit ausprobieren. 300 bis 500 Meter lang sind die drei Teilstrecken, leider ist es aber viel zu schnell vorbei. Dieselbe Firma bietet auch am Mombacho solche Seilgärten an, die allerdings zwischen riesig dicken Bäumen gespannt sind und bis zu 30 Stationen umfassen. Das nächste Mal werde ich also nicht nur an den Schreien im Wald vorbei gehen, sondern mitmachen :D .

Ja, ich bin noch hier ;)

Zum Schluss kann man wie Superman das Seil entlangbrausen

Ja, ich bin noch hier ;)

Da gehts dann hinunter mit einem "Murdshodan"

 

Danach ging es noch schnell zu der neuen Kathedrale Managuas, die sich durch eine überraschend moderne Architektur auszeichnet.

Ja, ich bin noch hier ;)

Die Catedral Metropoliana Inmaculada Concepción de Managua

Ja, ich bin noch hier ;)

Eine sehr helle, geradlinige und doch angenehme Kirche

Um jetzt noch die letzten Tage seit der Abreise meiner beiden Besucher revue passieren zu lassen, eine kurze Zusammenfassung: Am 5.1., direkt nach der Verabschiedung ging ich aus dem Flughafen hinaus um mich über meinen Bus zu erkundigen. Weil mich ein Taxifahrer ansprach, dachte ich, der würde mir vielleicht verraten, ob die Expressbusse auch hier, direkt vor dem Flughafen (wo sie ja vorbeifahren) halten und zusteigen lassen würden. Das sollte sich aber als ein Fehler herausstellen, der mir letztendlich meine Reise um fast zwei Stunden verlängerte. Klar, der Taxler wollte Geld: 5US$ für eine Reise von zehn Minuten :| . Während ich also noch mit einem Polizisten sprach, düste gerade ein Bus vorbei. Bis ich realisiert hatte, dass das meiner sein könnte, war er schon wieder am Horizont verschwunden. Mir wurde vorgeschlagen, den Bus per Taxi einzuholen … nur doof, dass sich in den nächsten zehn Minuten kein Einziges blicken ließ.

Nachdem der Plan also definitiv geplatzt war, wartete ich trotzdem auf ein Taxi, diesmal aber mit dem Ziel Busbahnhof. Meine Frage nach dem Preis wurde mir vom Fahrer mit 100C$ beantwortet. Wie gut, dass mich im Vorfeld Gastmutter Martha angerufen hatte, um mir zu sagen, dass man auf keinen Fall mehr als 60C$ zahlen soll. Mein Vorschlag, mich für weniger Geld zu chauffieren gefiel dem Taxler nicht so gut, was sich aber schlagartig änderte, als mein netter und hilfsbereiter Polizist von vorhin den Kopf zum Taxi hineinstreckte und meine Zieldestination nochmal wiederholte, damit sich da keine Probleme ergeben :) .

Den Busbahnhof habe ich anfangs vom Aussehen her mit einem illegalen Spielehinterhof verglichen. Ich kann diese Ansicht inzwischen revidieren, da muss mir wohl der Kulturschock mitgespielt haben: Es sieht aus, wie es für nicaraguanische Busbahnhöfe üblich ist, rumpelige Straßen, wuselnde Straßenverkäufer, brüllende Buschauffeure und von blitzblank sauberen bis hin zu fast auseinander fallenden Bussen ist alles vertreten – solange es sich um Bluebird Ami-Schulbusse handelt. Zum Glück fand ich gleich einen Bus, der mich nach Condega bringen würde, also eingestiegen und auf Abfahrt gewartet. Schon beim hinsetzen bekam ich Probleme mit dem Sitz vor mir, da schlicht und einfach zehn Zentimeter Kniefreiheit fehlten. Nachdem wir aber erst in Estelí soviele Zusteiger hatten, dass es auch mich betraf, saß ich fast die gesamte Fahrt seitlich über zwei Sitze ausgebreitet.

Der vorhin erwähnte Fehler, mit dem Taxler versuchen, auf einen Konsens in Sachen Bus zu kommen, wurde bei den ersten richtigen Steigungen bewusst, auf denen uns ausnahmslos jeder überholte, weil sich der Bus nur noch auf dem Zahnfleisch kriechend fortbewegte. In Zahlen bedeutet das: 10% Steigung, 1. Gang, 5km/h – was auch äquivalent zu 100% „voll doof“ ist. Nach dreieinhalb Stunden Fahrt kam ich endlich in Condega an – normalerweise dauert so eine Fahrt mit dem Express zweieinhalb Stunden. Dazu kam noch, dass der Bus eine Stunde später abfuhr …

Seither ist nicht viel erzählenswertes passiert. Ich habe wieder begonnnen in La Fraternidad zu arbeiten, habe dort Computer gesäubert (unglaublich, wieviel Staub in drei Monaten den Weg in die Maschinen findet), neu aufgesetzt, in Schuss gebracht, an der Homepage für das Projekt und vielen Kleinigkeiten gearbeitet. Zwischendurch hatte ich auch mal eine Woche lang Grippe – wir sagen dazu Husten und Schnupfen – derentwegen ich viel Zeit im Zimmer verbrachte, was auf schräge Blicke und Unverständnis bei der lokalen Bevölkerung gestoßen ist. Es wurde sogar behauptet, dass man dadurch noch länger krank bleibe … ach die Gesundheitsvorstellungen der Nicas :D .

Dass mein Visum am 7.2. wieder mal ausläuft hat mir in Erinnerung gerufen, wie schnell die Zeit vergangen ist. Die Halbzeit naht schon und es fühlt sich an als wäre man schon ewig aber doch erst ein paar Tage hier …



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