Ja, auch ich kann Veggi!

Gnocchi sind zwar immer wieder unter dem Begriff Pasta auf den Menükarten von Restaurants zu finden, gehören jedoch absolut nicht zu den italienischen Nudelgerichten. Bei Gnocchi, sprich [ˈɲɔkːi], also ohne das initiale G, handelt es sich nämlich um kleine italienische Klößchen oder Nocken. Je nach Ursprungsregion werden sie aus Mais-, Grieß- oder, weiter nördlich, aus Kartoffelteig hergestellt. Gnocchi überzeugen nicht nur durch ihr tolles, kleines Format auch die leicht geriffelte Form sorgt dafür, dass köstliche Soßen und Sugos besonders gut an ihnen haften.

Was macht ein Berliner, wenn ihm der Sinn nach Weitsicht, Wasser und Freizeitspaß steht? Er fährt an die Havel. Sie entspringt in der Mecklenburgischen Seenplatte und mündet nach ca. 334 km in die Elbe. Berlin durchfließt sie in nord-südlicher Richtung. Im Sommer ist es ein prächtiges Naherholungsgebiet. Aber was macht man in Gatow am westlichen Ufer der Havel an einem verregneten Märzwochenende bei weniger als 10°C? Das ist wahrlich kein Badewetter! Man besucht z.B. dasSpeiseGut. Es handelt sich dabei um eine solidarische Landwirtschaft in Berlin, die unter dem Slogan agiert: "Gemeinsam Bauer werden!"

Ja, auch ich kann Veggi!

Die Eröffnung der kleinen handwerklichen Schau-Ölmühle war der Anlass meines Besuches.

Ja, auch ich kann Veggi!

Ich verkostete diverse Öle und entschied mich dafür das frisch gepresste Sonnenblumenöl zu kaufen.

Ja, auch ich kann Veggi!

Damit bereitete ich dann die, in unserer Familie so heiß geliebten, Möhrchen zu. Sie machen übrigens auch eine gute Figur als Bruschetta [bʀuˈskɛta].

Im Original werden sie mit Olivenöl und Pinienkernen zubereitet. Meine umfangreichen Vorratsgelasse und -verließe wollten aber beim besten Willen keine freigeben. So entschied ich mich für Mandeln. Für Olivenöl ist bewusst kein Plätzchen reserviert - ich vertrage es nicht, hier steht warum.

Und so bereitete ich ein fleischloses Mittagessen aus Möhren und Kartoffeln zu, was mal so gar nicht langweilig, fad' oder ähnlich anrüchig ist - und auchmal ganz ohne Sauce. Ja, auch ich kann Veggi (vegetarisch kochen/essen)! Der Teig für meine Gnocchi dient in meiner Familie ebenso für Klöße oder Schupfnudeln. Entscheidend für ihr Gelingen ist der Feuchtigkeitsgehalt der Kartoffeln. Ich koche sie in der Schale, pelle sie und lasse sie gut ausdampfen. Im lauwarmen Zustand reibe ich sie. Meine Ahnen trieben die Kartoffeln durch einen Fleischwolf - das ist mir zu pampig breiig. Wichtig bei dem Teig ist das Verhältnis von Mehl, Kartoffelstärke und Gries. Ist der Teig zu feucht, immer gleiche Anteile 1:1:1 zufügen. Diverse Fehlversuche gab es schon in meiner Kochkarriere: Wurfgeschosse nach Art von Kanonenkugeln oder auch Einheitsbrei oder Kloßsuppe. Wir füllen in Kartoffelklöße gerne, in Butter gebratene, Weißbrotwürfel, inzwischen Croûtons genannt. Die Berliner Schnauze sagt gerne mal:

Det is doch klar wie Kloßbrühe!

Das ist ja wohl sonnenklar, absolut klar, logisch oder kurz logo. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass das Kochwasser von Klößen eher milchig und trübe ist. Die Klos(ter)brühe, eine Fastensuppe in Klöstern, galt früher als besonders gehaltlos und war durchsichtig oder klar bis auf den Tellergrund, also klar wie Klosterbrühe - uffpassen aufpassen bei der Wortwahl. Hier mal die einzelnen Arbeitsschritte für den Kartoffelteig im Bild:

Ja, auch ich kann Veggi!

Ja, auch ich kann Veggi!

Ja, auch ich kann Veggi!

Ja, auch ich kann Veggi!

Ja, auch ich kann Veggi!

Jan Delay geb. 20. Februar 1976 in Hamburg

Der deutscher Hip-Hop-, Reggae-, Soul-, Rock- und Funk-Musiker, Jan Delay, der mit dem "markanten Näseln " besang die Kartoffel allerdings eher als ein Synonym für den schlichten Deutschen. So und nun noch ein Flacher (Witz):

Der Bauer erklärt dem Knecht:

"...die Hälfte der Kartoffeln werden wir einkellern, und die andere Hälfte werden wir verkaufen!"

"Gut, dann fange ich gleich schon mal mit dem Durchschneiden an!"

Ja, auch ich kann Veggi!

Hier nun kommt mein köstliches fleischloses Mittagessen:

Gnocchi mit Möhrchen von Doc.Eva

500 gKartoffeln, gekocht, abgekühlt

1-2 ElKartoffelstärke

200 gMohrrüben, feine Scheibchen

4 ElSonnenblumenöl

4 ZeKnoblauch, fein gehackt

2 ElMandeln, fein gehackt und Blättchen

2 TlRosmarin, frisch, fein gehackt

Blättchensortiment für die Deko

Die gekochten Kartoffeln fein reiben, mit Salz und Muskatnuss abschmecken. Ei, Mehl, Stärke und Gries hinzugeben und zügig verkneten. Die tatsächliche Menge an Mehl, Stärke und Gries richtet sich nach der Feuchtigkeit der Kartoffeln. Immer zu gleichen Anteilen 1:1:1 ergänzen! Daumendicke Teigrollen formen. Mit einem Buntmesser, s.o. gleich große Stücke schneiden. In siedendem Salzwasser gar ziehen lassen. Anschließend in Butter anbraten.

Mohrrübenscheiben, -waffeln oder -stiftchen in Sonnenblumenöl ca. 5 Min. braten. Dann Knoblauch, Mandeln und Rosmarin hinzufügen und weitere 5 Min. braten. Mit Salz und Pfeffer würzen.

Möhrchen in die Mitte eines Tellers geben, mit Gnocchi umkränzen. Mit Blättchen und Einzelkomponenten arrangieren.

Ja, auch ich kann Veggi!

Upps, wer findet den Fehler? Besteckvorschlag für Linkshänder - oder da ist mir wohl ein falscher Fehler unterlaufen - ha, ha, ha ...

Und weil die Möhrchen in meiner Familie alle Mitglieder glücklich machen nehme ich damit teil an der Blogparty Glücksküche von Julia K. von Kochlie.be.


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