It’s Showtime, Folks
Würde es genügen ein begnadeter Tänzer und Choreograph zu sein, dann hätte Frederick Austerlitz (http://de.wikipedia.org/wiki/Fred_Astaire)
schon längst sein Plätzchen hier im Herrgottswinkerl eingenommen.
Läge die Latte bei der Kombination Tänzer. Choreograph und Regisseur, dann gäb’s auch schon ein Winkel
für Eugene Curran Kelly (http://de.wikipedia.org/wiki/Gene_Kelly),
der auch noch die gehörige Portion Unglück und Zerrissenheit dafür mitgebracht hätte.
Heute soll jedoch hier einem anderen großen Tänzer, Choreographen und Regisseur gedacht werden, der neben den Kategorien Ruhm und Niederlage auch noch etwas anderes mitbrachte, dass ihn qualifizierte:
Absolute Perfektion und völlige Hingabe an seine Kunst, darin gleicht er den Vorgenannten, in
selbstzerfleischendem Zynismus und rabenschwarzem Pessimismus, da hat er die Nase vorn:
Robert Louise FOSSE (1927-1987)
http://de.wikipedia.org/wiki/Bob_Fosse
http://en.wikipedia.org/wiki/Bob_Fosse
Seine frühen Arbeiten als Tänzer und Choreograph habe ich erst viel später wahrgenommen:
Als Tänzer (1949-1962) , kommentiert von Gwen Verdon, mit der er trotz aller Affären bis zu seinem Lebensende am Papier verheiratet blieb und mit der er 1960 sein einziges Kind (Nicole Providence Fosse) hatte
http://www.youtube.com/watch?v=2SkYdsvgOpw
1953 Kiss me Kate
http://www.youtube.com/watch?v=qw0FSREoaLQ
1955 Alley Dance - My Sister Eileen
http://www.youtube.com/watch?v=3ItaESaGWMk
1958 mit Gwen Verdon in Damn Yankees
http://www.youtube.com/watch?v=BIiZuAVZH4w
Seine vielen anderen Broadway-Inszenierungen als Choreograph und Regisseur machten ihn zum einzigen Menschen, der die drei angesehensten Preise des Genres in einer Saison (1972/3) gewinnen konnte:
1 Oscar für die Regie von Cabaret (der Film gewann insgesamt 8 Oscars)
2 Tony Awards für Regie und Choreographie von Pippin und
3 Emmy Awards für Produktion, Regie und Choreographie von Liza with a Z
Ich stolperte zuerst über Fosse als Regisseur und Choreograph von Cabaret 1973 http://www.youtube.com/watch?v=rWpp3Jv2C18
Seine erste Filmregie aus 1969, die Hollywoodversion seiner Broadwayinszenierung aus 1966 von Sweet Charity sah ich erst später.
1974 lieferte er eine geniale Interpretation der
„Schlange“ im Kleinen Prinzen ab
http://www.youtube.com/watch?v=mAbv7KlUQSQ
in dem man eine der Vorlagen zu Michael Jacksons „Moonwalk“ erkennen kann. Der Rest des Films (Regie Stanley Donen) ist weniger bemerkenswert.
Als ich 1979 sein selbstverliebtes und zynisches All That Jazz sah, war ich zuerst abgestoßen von der aalglatten Perfektion mit der er sein Leben im Showbiz inszenierte: http://www.youtube.com/watch?v=C74Pae3PpMo
ein menschliches Arschloch, das seine Ex-Freundin (Anne Reinking) castet und mit ihr genau das durchspielt, was er im wirklichen Leben getan hat und trotz Drogen, Krankheit, Verrat, Betrug und Absturz von allen geliebt wurde, dass war mir damals „a bit too much“.
Ich verbrachte Stunden, damit denen, die den Film gut fanden (gut und sonst nix, wohlgemerkt) zu erklären, weshalb er zwar perfekt, aber schlecht wäre ….
Mir kamen z.B. Sätze wie: „Wenn ich eine Rose in der Hand halte, dann möchte ich Gott fragen, wie hast Du das gemacht und wieso kann ich das nicht ...“, einfach nur selbstverliebt vor …
Nach ungezählten weiteren Viewings dieses Films, dem Vergleich mit den anderen „ge- aber nicht zerbrochenen“ Figuren, die in seinen besten Arbeiten charakterisiert hat:
„Charity“ in „Sweet Charity“, http://www.youtube.com/watch?v=NANKaS_86xU
„Sally“ in „Cabaret“, http://www.youtube.com/watch?v=moOamKxW844
„Lenny Bruce“ in „Lenny“, http://www.youtube.com/watch?v=hcJRrbwGdWo
und das künstlerisch total verunglückte Portrait eines Playboy Bunnies in
Star 80
http://www.youtube.com/watch?v=wEXOAULm-Xk
zeigen, dass es Fosse mit seiner Kunst ernst war.
Vermutlich war es das einzige, was er ernst nahm und schließlich verzweifelt er an seinen eigenen Ansprüchen.
Interview with David Sheehan http://www.youtube.com/watch?v=Nw-GiqnI0I8
Erinnerungen von Ann Reinking & Ben Vereen (Ex-MC aus All That Jazz) www.youtube.com/watch?v=NKXDUgPAtr0&
Seine Choreografien waren perfekt und er umgab sich mit den besten Tänzern, die er kriegen konnte:
1997 im erfolgreichen All That Jazz:
Air-otica http://www.youtube.com/watch?v=vSHnK4dvi3w
ebenso, wie in seiner Tony gekrönten Choreographie, des Flop Musicals
Big Deal:
http://www.youtube.com/watch?v=s2UBsPQ5SsM
Insgeheim habe ich den Perfektionismus und die Radikaliät Fosses auch schon bewundert, als ich noch gegen All That Jazz gewettert habe. Inzwischen glaube ich auch sein Problem zu verstehen:
Wer nicht an die Inhalte glauben kann, der perfektioniert die Form und geht daran zugrunde ...
So gesehen, war die
Inszenierung seines Herztodes 1979 in ALL THAT JAZZ,
der 1987 dann wirklich eintrat, schon schlüssig:
http://www.youtube.com/watch?v=TXXz6DW51m8