Ist Übergewicht schuld an Krebserkrankungen? oder Dann lasst uns mal vermuten…

Von Angelikadiem

“Vermuten” ist ein wirklich schönes Wort. Es suggeriert intelligente Denkansätze und bleibt frei vom Zwang der Beweisführung. Und stellt ein preisgekrönter Wissenschaftler diese Vermutungen an, dann sind sie besser als jede Studie und somit schon medienwürdig.

Experten wissen ja alles und alles besser. Deshalb sind sie ja Experten. Und so kommt die Journalistin Diana Sander bei journal.expert.de hier auch zum Schluss, dass Übergewicht an 5,5% der Krebserkrankungen Schuld ist. Zwar  formuliert sie die Überschrift der Meldung entsprechend vorsichtig “kann sich auch auch durch schlechte Ernährung erhöhen”, aber im Text selber wird die primitive Gleichung: Übergewicht = größeres Krebsrisiko klar suggeriert.

Geht man ihren Quellangaben nach, stößt man auf diesen Spiegel-Artikel, wo ein  Max Parkin vom Center for Cancer Prevention an der Queen Mary University of London und eine Flut an Zahlen genannt werden. Mittendrin tauchen auch die von Frau Sander genannten Prozentzahlen auf, doch klickt man auf die Datei selbst, stößt man darauf, dass viele Daten für die Studie aus dem Jahre 2007 stammen und Voraussagen für das Jahr 2010!! enthalten (offenbar hat sich niemand die Mühe gemacht, nachzuprüfen, ob diese Zahlen tatsächlich eingetreten sind, was schon viel über die Gewissenhaftigkeit und die Mühe aussagt,die dafür investiert wurden). In der Liste der Voraussagen für Krebsfälle, gibt es erstaunlicherweise auch Krebsarten, für welche ein Rückgang prognostiziert wurde.

Die ideale Frau, deren Risiko am geringsten ist, hat mindestens sechs Monate gestillt, hatte nie einen Infekt, trainiert fünfmal die Woche 30 Minuten, raucht nicht, trinkt keinen Alkohol, war nie beim Röntgen und hat nie Hormone eingenommen. Verglichen zu dieser idealen Frau, ist also das Riskio bei Übergewicht erhöht.

Wenn man sich durch die Datei des Krebsforschers liest, kommt man neben einer Flut von Zahlen und komplizierten Berechnungen zum Schluss, dass Professor Parkin selbst zwar keinen Interessenskonflikt erklärt (bei jedem seiner Artikel), er aber keine Daten selbst erhoben oder aktualisiert hat und alles, was er nennt und berechnet stammt aus anderen Quellen. Quellen, wo man erst mühsam selbst suchen müsste, ob dort ein Interessenskonflikt gegeben war.

Meine persönliche Ansicht ist, dass Professor Parkin mit komplizierten Berechnungen versucht, dem bunten Gemisch an unterschiedlichsten Zahlen aus unterschiedlichsten Quellen aus mehreren Jahren einen Nenner zu geben, aber da er keine einzige Zahl selbst erhoben hat, bleibt er im Reich der Vermutungen. Er kann nur annehmen, dass die Erhebung der Fremdquellen seriös erfolgt ist, dass die Faktoren klar getrennt wurden, dass man irgendwie eindeutig zum Ergebnis kommen kann, dass eine Frau, welche die idealen Werte von oben plus Übergewicht hat und null erbliche Riskiobelastung (für irgendeine Krebsart) aufweist, allein aufgrund ihres Übergewichts (ohne, dass sie je zuviel Salz gegessen hätte, trotz idealem Konsum von viel Obst, Gemüse und Ballaststoffen und mit viel Bewegung) ein erhöhtes Krebsrisiko aufweist. Allein das Mehr an Erdanziehung müsste also Schuld sein, um eine Meldung mit der Behauptung, dass Übergewicht (als alleiniger Faktor) ein erhöhtes Risiko für Krebs bedeutet und das würde es auch für sehr muskulöse Menschen bedeuten, deren BMI über dem Tabellensoll liegt, denn es ist in der ganzen Zahlenanalyse nie von anderen Werten, weder von Bauchumfang, noch von Körperfettanteil oder sonst etwas die Rede.

Alles andere ist billige Panikmache im Sinne der Diätindustrie, im Sinne der Pharmakonzerne, im Sinne der lukrativen Adipositaschirurgie.