In der Sonntagsausgabe des Kurier überraschte der über die Grenzen bekannte österreichische Schauspieler und Kabarettist Michael Niavarani mit der Aussage:" Es ist ja so, daß viele Menschen glauben, wenn sie irgendwelche ausgestorbenen Tomatensorten am Balkon züchten, daß dann das Ozonloch kleiner wird. Das ist nur zu unserer Beruhigung, ein Placeboeffekt"
Warum ich über diese Sätze dann länger nachdachte, ist hier nachzulesen.
Bevor jetzt Biobauern und Hobbygärtner über Niavarani herfallen und ihn als Öko - Ketzer steinigen wollen, möchte ich nur klar feststellen, daß er es nicht böse gemeint hat und man kann das Interview gerne nachlesen und sich davon überzeugen. Soviel dazu!
Die Aussage Nivaranis hat insofern meine Aufmerksamkeit erregt, weil es in Zeiten von Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Bio und diesen ganzen Zurück zur Natur - Getue fast schon mutig ist, zu behaupten, die Tomatenzucht auf dem Balkon ist eine eher sinnbefreite Übung.
Doch denkt man genauer darüber nach, muss man sich doch die Frage stellen, warum es so viele Menschen gibt, die in Ihren Gärten, Balkonen und auf jedem noch so kleinen Fensterbrett Obst und Gemüse züchten. Noch vor ein paar Jahrzehnten war es auch noch in der Stadt üblich und notwendig, jedes Stückchen Land für den Anbau zu nutzen. Die älteren Nachbarn meiner Eltern erzählten immer wieder, wie zur Erntezeit die verschiedenen Obst- und Gemüsesorten untereinander getauscht wurden und man sich darüber freute, wenn man frische Kirschen, Marillen oder Salate und Kartoffeln bekam. Lebensmittel die für viele Menschen besondern nach dem Krieg für lange Zeit keine Selbstverständlichkeit waren.
Doch heute? Die Versorgung der Bevölkerung ist zumindest in unseren Breitengraden im höchsten Maß gewährleistet. Das gesamte Jahr über bekommen wir alle nur denkbaren Leckereien, seien sie auch noch so exotisch. Wir müssen nicht mehr auf bestimmte Erntezeiten und Saisonen warten, alles ist zu jeder Zeit nach Lust und Laune zu haben.
Und trotzdem wird gesät, gehegt, gepflegt und schlussendlich geerntet. Warum?
Ich habe über dieses Warum lange nachgedacht und mir sind eine ganze Menge möglicher Gründe eingefallen, weshalb Menschen selbst nach zehntausend Jahren Zivilisation noch immer zumindest stundenweise in den einfachen Ackerbau zurückkehren.
An dieser Stelle könnte ich nun über die Komplexität und Abstraktheit unser Welt schwadronieren. Ich könnte die Oberflächlichkeit unserer Gesellschaft, das Versagen unserer Politik, das Unglück der Finanzkrise und das nicht endenwollende Hamsterrad, in dem wir alle vielleicht laufen, beklagen. Auch die totale Technisierung und Digitalisierung unserer Lebens, die Bedeutung von Whats irgendwas und Gesichtsbuch in unserer Gesellschaft oder das enorme Tempo mit dem das Leben an uns ungelebt vorbeijagt wären durchaus erwähnenswert.
Doch glaube ich, der eigentliche Grund warum viele von uns zumindest ein paar kleine Töpfchen mit Petersilie, Basilikum und Schnittlauch am Fenster stehen haben, ist das Empfinden von Verlust und der Wunsch etwas dagegen zu tun.
Viele von uns haben das Gefühl , etwas verloren zu haben - nämlich Qualität. Wir verarmen, nicht im materiellen Sinn. Es ist ungemein schwierig, das was wir verlieren, das was immer weniger wird, in Worten zu beschreiben. Es sind die Momente der Zufriedenheit, des Glücks und der Freude. Es sind die Augenblicke des Unbeschwertsein und der Einfachheit. Möglicherweise ist das bereits vorhin erwähnte Hamsterrad, in dem wir uns alle mehr oder weniger befinden, daran schuld.
Doch wenn wir in feuchter Erde eine kleine Mulde graben und dort einige wenige Samen setzen, in dem Wissen, daß daraus in wenigen Wochen etwas Gutes und Echtes entsteht, ist das schön. Wenn wir kleine und noch so verletzliche Pflänzchen täglich betrachten und gießen, ist das schön. Wenn wir sehen, wie es wächst, gedeiht und blüht, ist das schön. Und am Schluss ernten wir, bereiten daraus wunderbare kleine Speise und essen davon, und das ist schön.
Das was in unseren Gärten, Balkonen und in jedem kleinen Blumentopf passiert ist ehrlich und echt. Es ist im besten und wahrsten Sinne des Wortes beGREIFbar. Man erdet sich selbst und macht sich selbst klar, worum es wirklich geht. Man sieht wieder das Wesentliche. Das passiert nicht von heute auf morgen und sicher auch nicht, wenn man mal zwischendurch, weil es so trendig ist, ein bisschen Schnittlauch sät.
Nimmt man sich jedoch dafür Zeit und investiert ein wenig Sorgfalt dann hat die Zucht von einfacher Kresse mehr Wert als die meisten anderen Dinge, mit denen wir unser Leben verschwenden.
Michael Niavarani hat absolut recht. Das Züchten von irgendwelchen Tomatensorten am Balkon wird das Ozonloch nicht kleiner machen. Dazu gehören wesentlich größere Anstrengungen.
Doch so lange es Menschen, selbst in unserer westlichen und so weit entfernten Gesellschaft von allem Natürlichen, gibt, die Obst und Gemüse anbauen, habe ich Hoffnung für diesen Planeten.
Bevor jetzt Biobauern und Hobbygärtner über Niavarani herfallen und ihn als Öko - Ketzer steinigen wollen, möchte ich nur klar feststellen, daß er es nicht böse gemeint hat und man kann das Interview gerne nachlesen und sich davon überzeugen. Soviel dazu!
Die Aussage Nivaranis hat insofern meine Aufmerksamkeit erregt, weil es in Zeiten von Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Bio und diesen ganzen Zurück zur Natur - Getue fast schon mutig ist, zu behaupten, die Tomatenzucht auf dem Balkon ist eine eher sinnbefreite Übung.
Doch denkt man genauer darüber nach, muss man sich doch die Frage stellen, warum es so viele Menschen gibt, die in Ihren Gärten, Balkonen und auf jedem noch so kleinen Fensterbrett Obst und Gemüse züchten. Noch vor ein paar Jahrzehnten war es auch noch in der Stadt üblich und notwendig, jedes Stückchen Land für den Anbau zu nutzen. Die älteren Nachbarn meiner Eltern erzählten immer wieder, wie zur Erntezeit die verschiedenen Obst- und Gemüsesorten untereinander getauscht wurden und man sich darüber freute, wenn man frische Kirschen, Marillen oder Salate und Kartoffeln bekam. Lebensmittel die für viele Menschen besondern nach dem Krieg für lange Zeit keine Selbstverständlichkeit waren.
Doch heute? Die Versorgung der Bevölkerung ist zumindest in unseren Breitengraden im höchsten Maß gewährleistet. Das gesamte Jahr über bekommen wir alle nur denkbaren Leckereien, seien sie auch noch so exotisch. Wir müssen nicht mehr auf bestimmte Erntezeiten und Saisonen warten, alles ist zu jeder Zeit nach Lust und Laune zu haben.
Und trotzdem wird gesät, gehegt, gepflegt und schlussendlich geerntet. Warum?
Ich habe über dieses Warum lange nachgedacht und mir sind eine ganze Menge möglicher Gründe eingefallen, weshalb Menschen selbst nach zehntausend Jahren Zivilisation noch immer zumindest stundenweise in den einfachen Ackerbau zurückkehren.
An dieser Stelle könnte ich nun über die Komplexität und Abstraktheit unser Welt schwadronieren. Ich könnte die Oberflächlichkeit unserer Gesellschaft, das Versagen unserer Politik, das Unglück der Finanzkrise und das nicht endenwollende Hamsterrad, in dem wir alle vielleicht laufen, beklagen. Auch die totale Technisierung und Digitalisierung unserer Lebens, die Bedeutung von Whats irgendwas und Gesichtsbuch in unserer Gesellschaft oder das enorme Tempo mit dem das Leben an uns ungelebt vorbeijagt wären durchaus erwähnenswert.
Doch glaube ich, der eigentliche Grund warum viele von uns zumindest ein paar kleine Töpfchen mit Petersilie, Basilikum und Schnittlauch am Fenster stehen haben, ist das Empfinden von Verlust und der Wunsch etwas dagegen zu tun.
Viele von uns haben das Gefühl , etwas verloren zu haben - nämlich Qualität. Wir verarmen, nicht im materiellen Sinn. Es ist ungemein schwierig, das was wir verlieren, das was immer weniger wird, in Worten zu beschreiben. Es sind die Momente der Zufriedenheit, des Glücks und der Freude. Es sind die Augenblicke des Unbeschwertsein und der Einfachheit. Möglicherweise ist das bereits vorhin erwähnte Hamsterrad, in dem wir uns alle mehr oder weniger befinden, daran schuld.
Doch wenn wir in feuchter Erde eine kleine Mulde graben und dort einige wenige Samen setzen, in dem Wissen, daß daraus in wenigen Wochen etwas Gutes und Echtes entsteht, ist das schön. Wenn wir kleine und noch so verletzliche Pflänzchen täglich betrachten und gießen, ist das schön. Wenn wir sehen, wie es wächst, gedeiht und blüht, ist das schön. Und am Schluss ernten wir, bereiten daraus wunderbare kleine Speise und essen davon, und das ist schön.
Das was in unseren Gärten, Balkonen und in jedem kleinen Blumentopf passiert ist ehrlich und echt. Es ist im besten und wahrsten Sinne des Wortes beGREIFbar. Man erdet sich selbst und macht sich selbst klar, worum es wirklich geht. Man sieht wieder das Wesentliche. Das passiert nicht von heute auf morgen und sicher auch nicht, wenn man mal zwischendurch, weil es so trendig ist, ein bisschen Schnittlauch sät.
Nimmt man sich jedoch dafür Zeit und investiert ein wenig Sorgfalt dann hat die Zucht von einfacher Kresse mehr Wert als die meisten anderen Dinge, mit denen wir unser Leben verschwenden.
Michael Niavarani hat absolut recht. Das Züchten von irgendwelchen Tomatensorten am Balkon wird das Ozonloch nicht kleiner machen. Dazu gehören wesentlich größere Anstrengungen.
Doch so lange es Menschen, selbst in unserer westlichen und so weit entfernten Gesellschaft von allem Natürlichen, gibt, die Obst und Gemüse anbauen, habe ich Hoffnung für diesen Planeten.