Schreiben macht Spaß. Feedback von begeisterten Lesern zu bekommen, macht Spaß. Lesungen und Auftritte machen Spaß. Also müsste es doch richtig Spaß machen, dies alles als seinen Hauptberuf machen zu können. Auf die Frage nach dem Beruf lässig antworten zu können: »Ich bin Schriftstellerin.« Klingt wirklich toll, aber ist es das auch?
Mein Traum von der Schriftstellerin Vera Nentwich
Ich gestehe, meine Vorstellung, wie es sein könnte, wenn ich eine berühmte Schriftstellerin wäre, ist ziemlich klar. Ich würde am Morgen an meinen Schreibtisch gehen und an meinem kommenden Bestsellerroman schreiben. Dieser Schreibtisch stünde im Sommer vielleicht in meinem Appartement in Paris. Dort würde ich ihn recht häufig zu Gunsten meines Stammplatzes im Bistro in der Nachbarschaft verlassen, an dem mir Jacques, der freundliche Kellner in ebendiesem Bistro, mir sofort meinen Café au Lait brächte. Wir würden kurz etwas plaudern und ich würde weiter an diesem einen Satz feilen, an dem ich schon seit zwei Tagen arbeitete, um ihn zu perfektionieren.
Gelegentlich würde ich mein Domizil verlassen, weil ich in eine Talkshow eingeladen wäre, um mit enorm berühmten Menschen zu plaudern. Oder ich würde die von meinem Management organisierte Lesereise antreten und in größeren Hallen meine Fanscharen mit Anekdoten unterhalten. Ein schöner Traum, oder?
Wie sieht die Realität aus?
Mittlerweile kenne ich einige Autorinnen und Autoren, die vom Schreiben leben können. So, wie in meinem Traum, sieht ihr Leben im Regelfall nicht aus. Viele hauptberufliche Schriftstellerinnen und Schriftsteller haben nach meinen Erfahrungen folgende Gemeinsamkeiten:
- Sie schreiben mehrere Bücher im Jahr.
- Sie nehmen Auftragsarbeiten an.
- Sie schreiben unter mehreren Pseudonymen.
- Sie sind weder reich noch berühmt.
Wäre diese Realität dennoch mein Traumberuf?
Ein Faktor, der das Schreiben derzeit für mich angenehm macht, ist, dass ich schreibe, was ich möchte und wann ich es möchte. Die Welt bricht nicht zusammen, wenn ich nur ein Buch im Jahr schaffe. Mein Leben hängt auch nicht davon ab, wenn ein Buch mal kein Riesenerfolg wird. Na gut, zumindest finanziell. Ansonsten wäre ich dann schon betroffen. Dennoch, es ist die Freiwilligkeit, die das Schreiben derzeit verlockend aussehen lassen.
Muss ich meinen Traum begraben?
Es gibt sie ja, die Lichtgestalten unter den Schriftstellern, die meinem Traum schon recht nahe kommen. Okay, es sind wenige und es ist sehr, sehr unrealistisch, es in diese Liga zu schaffen. Aber wir reden ja auch von Träumen und nicht von Realität. Nein, ich begrabe diesen Traum nicht. Er ist stattdessen die Möhre, die vor meiner Nase baumelt und mich immer wieder neue Schritte machen lässt. Es mag sein, dass es mich nie zu meinem Ziel bringt, aber es bringt mich auf jeden Fall weiter. Und es bleibt immer noch mein Leitspruch, den ich dem weisen Tony Curtis entliehen habe, und der lautet:
Nur wer Traumschlösser baut, kann auch darin wohnen.In diesem Sinne baue ich an meinem Traumschloss und kann dir nur raten, #LebedenTraum und erzähle mir in einem Kommentar, wie dieser Traum aussieht.