Ist Schreiben Selbstverwirklichung?

Ist Schreiben Selbstverwirklichung?

Die eigenen Ideen zu Papier zu bringen und anderen Menschen zu präsentieren, bringt einen ganz nahe an sich selbst heran. Für mich ist es daher ganz klar ein Weg der Selbstverwirklichung. Nicht nur das. In meinen Büchern ist es ein zentrales Thema, wie die jeweiligen Protagonisten ihren Weg zu sich und ihrem Leben finden. In  »Tote Models nerven nur«ist die Suche nach dem Mörder beispielsweise der Weg zur Selbstfindung der Hauptfigur. Unzählige Blogs im Web beschäftigen sich damit, wie man seinen eigenen Weg findet. Ich wollte mehr darüber wissen. Was genau ist Selbstverwirklichung eigentlich? Daher habe ich jemanden gefragt, der sich damit auskennt.

Elias Fischer hat 2013 sein Leben umgekrempelt und beschreibt seither auf seinem Blog, wie man den Weg zu sich findet. Er hat mir dankenswerterweise einige Fragen beantwortet.

Vera:Du hast 2013, wie du es beschreibst, eine berufliche Umorientierung vom Informatiker zum Coach für Selbstverwirklichung vorgenommen. Was war der Auslöser für diese doch fundamentale Lebensänderung?
Elias:In meinem alten Job war ich am Ende. Ich kannte mich zu gut aus und so wiederholten sich die Aufgaben. Ich sah keinen Weg mehr, zu wachsen. Also kam in mir der Wunsch auf, etwas Neues zu machen.
Vera:Selbstverwirklichung ist ein großes Wort. Muss es immer die große Tat sein oder geht Selbstverwirklichung auch im Kleinen? Findet Selbstverwirklichung vielleicht sogar nur im Kopf statt?
Elias:Selbstverwirklichung findet für mich im Gefühl statt. Ich habe jetzt und hier ein Gefühl für das, was ich gerne tun möchte. Natürlich nur, wenn ich gut mit mir verbunden bin. Dann gibt es diese Fragen wie »Was soll ich tun?« oder »Was ist meine Lebensaufgabe?« nicht.
Es ist Klarheit da. Wir folgen dabei einfach der Stimme unseres Herzens. Das ist die Sprache des »wahren Selbst«, das uns durchs Leben führt.
Wenn ich jedoch mehr im Kopf bin als im Gefühl, ernte ich meist nur Verwirrung und Zweifel. Für die Selbstverwirklichung ist das nicht ganz hilfreich.
Vera:Ich nehme an, ein Informatiker geht anders durch die Straßen als ein Coach für Selbstverwirklichung. Wie betrachtest du die Menschen, die dir begegnen? Achtest du darauf, ob sie eingeengt wirken oder sich zu beschränken scheinen?
Elias:Beschränken tun wir uns alle. Es sind unsere Gedanken, die uns klein machen und meist keine Lust auf das Abenteuer des Lebens haben. Als Coach für Selbstverwirklichung sehe ich das natürlich schnell, ob sich jemand gerade selbst verwirklicht. So jemand ist glücklich, fröhlich, in sich ruhend, kreativ, offen, neugierig, spontan, flexibel - um es mit Eigenschaften zu beschreiben, die man an der Oberfläche sehen kann.
Vera:In meinem Krimi »Tote Models nerven nur« fühlt sich die Protagonistin in einem Leben gefangen, das nicht das ihre zu sein scheint, und hat dennoch Angst, es zu verlassen. Was würdest du ihr raten?
Elias:Sich stückweise ihrem »wahren Leben« anzunähern. Das sind kleine Veränderungen, die wir Tag für Tag machen können. Oftmals nur Mikroentscheidungen, wie »Treibe ich heute Abend Sport oder liege ich mal wieder auf der Couch?«.
Das Ziel sollte sein, seine eigene Wahrheit zu 100% zu leben, so dass man in jedem Moment sagen kann: »Ja! Ich hab mich so gelebt, wie ich das auch wirklich tun wollte!«
Das kann bedeuten zu lernen, das die eigene Angst selten Recht hat, dass sie uns nicht umbringt und dass wir den Weg trotzdem gehen können, nämlich mit ihr!
Vera:Gibt es ein großes Ziel, das du mit deiner Umorientierung erreichen möchtest? Welches ist es? Oder widersprechen Ziele der Selbstverwirklichung?
Elias:Das Ziel der Selbstverwirklichung ist es, sich selbst voll und ganz zu leben, ehrlich zu sich zu sein, sich zu entfalten und das Leben nach dem eigenem Standard aufzubauen.
Mein Ziel ist es, noch viele weitere Menschen auf diesen Weg zu bringen. Dafür habe ich meinen Blog gegründet, gebe Workshops und halte Vorträge.
Das ist was mir Freude macht. Und wahre Freude ist immer ein Indiz dafür, dass man sich gerade selbst verwirklicht.
Elias Fischer

Elias Fischer

ist Autor, Speaker und Coach für Selbstverwirklichung. Er schreibt seit 2011 im LebeBlog über seine Erkenntnisse zu den Themen Selbsterkenntnis und Selbstverwirklichung. Er ist der Auffassung, dass jeder den Plan für sein Leben in sich trägt, der nur noch auf seine Entfaltung wartet. Dies in der Praxis zu unterstützen, ist sein größtes Anliegen. Sein bekanntestes Buch ist »Dinge, die ich gerne mit 18 gewusst hätte«.

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