Ist Matt Damon in „The Great Wall“ wirklich wieder Whitewashing?

Irgendwann im 7. Jahrhundert vor Christus kam jemand auf die Idee, einen gigantischen Wall zu errichten. So entstand nach und nach die chinesische Mauer, auch “Große Mauer” genannt. Ursprünglich sollte sie das chinesische Kaiserreich vor nomadischen Reitervölkern aus dem Norden schützen. Bei Regisseur Yimou Zhang (Hero, House of Flying Daggers) ist The Great Wall der letzte Schutz zwischen der Hauptstadt Bianliang (heute Kaifeng) und einer unüberschaubar gigantischen Horde von Monstern.

Die chinesische Mauer gilt als eines der größten Wunder der Welt und schon Autoren wie Franz Kafka (“Beim Bau der Chinesischen Mauer”) oder Max Frisch (“Die Chinesische Mauer”) haben sich in der Literatur mit dem Bauwerk beschäftigt. Nun klettert Matt Damon als Vertreter Hollywoods im asiatischen Kino auf der Mauer herum.

Ist Matt Damon in „The Great Wall“ wirklich wieder Whitewashing?

The Great Wall

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Matt Damon marschiert über „The Great Wall“

Damon spielt den Söldner William Garin, der nach einem Angriff der Monster mit seinem Freund Pero (Pedro Pascal) an der Mauer strandet. Dort wird er von Kommandantin Lin Mei (Tian Jing) und ihrer Armee aufgenommen. Schon seit Jahren sitzt hier auch Ballard (Willem Dafoe) fest, der die Große Mauer mehr als Gefängnis ansieht, aber um ihr Geheimnis Bescheid weiß: der Stratege Wang (Andy Lau) und General Wu (Eddie Peng) verstecken hier ein geheimnisvolles Pulver, das durch Feuer zu gigantischen Explosionen gebracht werden kann. Während der Diebstahl dieses Schwarzpulvers geplant wird, ist die Mauer immer wieder Angriffen der Monster ausgesetzt.

Nun wurde schnell wieder der Vorwurf des Whitewashing hervorgeholt, als bekannt wurde, dass sich Matt Damon als Retter des chinesischen Volkes aufspielen würde. Vielleicht sollte allerdings ein Film zuerst betrachtet werden, bevor er mit Falschdarstellungen aufgeladen wird. Damon ist der Armee auf der Mauer sicherlich eine willkommene Hilfe, agiert aber immer nur an zweiter Stelle. Man könnte, wolle man es also so interpretieren, allenfalls von den USA als verteidigende Unterstützer in einem rein chinesisch ausgetragenen Krieg sprechen.

Entweder sein Söldner William Garin bekommt es beim Anblick der genialen Erfindungen des chinesischen Volkes mit der Angst zu tun, wenn er sich dieselben Dinge trauen soll, wie die Mauer-Besatzer. Oder aber er leistet mit Pfeil und Bogen lediglich Hilfestellung. Die größten Taten vollbringt Tian Jings Kommandantin Lin Mei, die sich in eine lange Liste von coolen Action-Damen einreihen darf (wir werden die Dame auch in den kommenden Filmen Kong: Skull Island und dem Sequel Pacific Rim: Uprising zu sehen bekommen) und damit die eigentliche Heldin von The Great Wall ist.

Ist Matt Damon in „The Great Wall“ wirklich wieder Whitewashing?

The Great Wall

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Tian Jing als Kommandantin Lin Mei in „The Great Wall“

Die Masse an Monstern erinnert dabei stark an den alten Paul Verhoeven Sci-Fi Klassiker Starship Troopers, wo ein Brain-Bug eine ganze Armada von Käfer-Aliens befehligte und über eine kleine Schar von Soldaten herfallen lies. Auch hier gibt es ein Mutter-Monster, das mit ihren Kindern in Kontakt steht und diese immer wieder die Mauer attackieren lässt, da sie zwischen diesen Wesen und einer ganze Menge menschlichen Futter in der Hauptstadt steht.

Mittendrin Matt Damon in seiner schlammig-braunen Rüstung. Wenig auffällig spielt er sich durch die kunterbunten Power Ranger-Outfits der asiatischen Mitstreiter. Regisseur Zhang gelingt ein illustrer Mix aus amerikanischer “grittiness” und asiatischer Farbkultur. Diese beiden filmischen Wesenszüge arbeiten wunderbar miteinander und entfalten in manchen Momenten äußerst schöne Leinwandbilder.

Da sind die Soldaten auf der chinesischen Mauer, die an einer Art Bungee-Seil in der Senkrechten an der Mauerwand gegen die Monster kämpfen. Da sind selbst gebastelte Heißluftballons, mit denen man durch die Lüfte fliegt. Oder aber ziemlich gewitzte Pfeile, die Geräusche von sich geben, während sie in den Kreaturen stecken und somit auch im Blind-Kampf verraten, wo sich der schier unbezwingbare Gegner gerade befindet.

The Great Wall ist zwar eine recht geradlinig erzählte und vorhersehbare Story, bietet aber immer wieder äußerst interessante und unterhaltsame Ideen, wie man sie zumindest im Kino Hollywoods noch nicht zu sehen bekommen hat. Und da möchte diese hauptsächlich chinesische, teils auch amerikanische Produktion vermutlich auch hin. Matt Damon ist lediglich der Unterstützer, das bekannte US-Gesicht, dass die gesamte Welt auf ein sehenswertes Filmprodukt Chinas aufmerksam machen soll.


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