Die Frage stellen sich aktuell einige Menschen. Warum? Weil erst kürzlich eine Studie der Boston University veröffentlicht wurde, welche über die negativen Auswirkungen einer glutenfreien Ernährungsweise berichtet. Scheinbar soll laut dieser Studie eine glutenfreie Ernährung mit einem Nährstoffmangel in Verbindung stehen. Mainstream Media pickt sich hier natürlich dann nur die Infos raus die schockieren und so kommt es zu Headlines wie „US-Wissenschafter aus Boston warnen: Verzicht auf Gluten gar nicht so gesund." Für den Konsumenten ist das verwirrend ohne Ende und persönlich finde ich es unverantwortlich von unqualifizierten Medien, Schlagzeilen dieser Art ohne jegliche Erklärung zu bringen. Kein Wunder, dass sich kein Mensch mehr auskennt was er denn nun noch essen soll. Aber zurück zu besagter Studie.
Persönlich denke ich, dass man immer das Gesamtkonzept sehen muss. Studien neigen allerdings oft dazu eine sehr einseitige Sichtweise darzustellen. Rotes Fleisch stand beispielsweise auch lange auf der schwarzen Liste und wurde bzw. wird zum Teil leider immer noch mit einem erhöhten Risiko an Herzerkrankungen in Verbindung gebracht. Wie kommts? Naja, im Rahmen einer Studie wird eine Gruppe an Menschen beobachtet und nach Gemeinsamkeiten unter ihnen gesucht. Findet eine Studie nun raus, dass Menschen die viel rotes Fleisch essen auch eher an Herzerkrankungen oder Krebs erkranken, dann ist das Thema damit leider oft abgeschlossen. Bedeutet das nun, dass jeder Mensch der zu rotem Fleisch greift sterbenskrank wird? Definitiv nicht. Was in solchen Studien oft nicht beachtet wird, sind die restlichen Lebensumständen der untersuchten Personen. Nun kann es sein, dass diese sich grundsätzlich recht bescheiden ernähren, rauchen, sich nicht bewegen, sich laufend Stress aussetzen, kaum Gemüse oder Obst essen, aber dafür viel Zucker und Weißmehl konsumieren. Und genau deshalb gibt es auch wirklich gute Studien die eben solche Faktoren ausschließen bevor sie eine Aussage treffen. Im Fall von rotem Fleisch gibt es zahlreiche solche qualitativ hochwertige Studien die mittlerweile belegen, dass es viel eher diese eben erwähnten anderen Faktoren sind die zu Krankheiten führen und nicht der simple Konsum von rotem Fleisch.
Ich bin der Ansicht, dass Wissenschaft zwar extrem wertvoll ist aber auch nicht immer zu 100% akkurat ist. Einflussfaktoren wie Stress oder Schlafmangel sind im Rahmen von Studien wahnsinnig schwer zu eliminieren und haben aber einen großen Effekt auf unser Wohlbefinden. Auch wird oft der Darmgesundheit von Probanden keine Aufmerksamkeit geschenkt wenn es um Ernährungsstudien geht. Und mittlerweile wissen wir, dass der Darm der Ursprung vieler Erkrankungen ist. Damit will ich sagen, dass nicht alles schwarz oder weiß ist. Studien sind extrem wichtig, wertvoll und geben einen tollen Einblick in viele bis dato unerforschte Dinge. Und gerade in der Arbeit mit Klienten bieten sie mir zum Beispiel die Möglichkeit unterschiedliche Dinge auszuprobieren und an Aspekte zu denken auf die ich vielleicht von alleine nie gekommen wäre. Und genau das ist mein Punkt. Es gibt keine einzige Ernährungsweise die für jeden von uns zu 100% perfekt ist. Genauso wenig gibt es ein einziges Lebensmittel, dass uns ins Grab bringen wird oder die Superpille die uns davor bewahren wird. Individualisten steht für eine individuelle Ernährungsweise in der es vor allem darum geht sich Wissen über eine ausgewogene Ernährung sowie einen ganzheitlichen Lebensstil anzueignen um zu verstehen warum man was tun sollte und warum man was lieber lassen sollte. Dann geht es um das Herausfinden was einem gut tut und was eben nicht. Und ja, da kommt es darauf an viel auszuprobieren und zu testen. Und ja, es kostet Zeit und erfordert Eigeninitiative. Aber seien wir uns ehrlich. Unsere Gesundheit muss uns das Wert sein. Eigene Erfahrungen sind für mich mindestens genauso wertvoll und aufschlussreich wie Studien. Diese Kombination ist ausschlaggebend um ans Ziel zu gelangen.
Was ist jetzt mit dem ganzen Gluten Gequatsche?Die Studie um die sich dieser Artikel hier dreht fand heraus, dass jene Menschen die einer glutenfreien Ernährungsweise folgen, auch weniger gute Bakterien in ihrem Darm haben und daher auch weniger Nährstoffe aufnehmen können. Ergo, die beteiligten Wissenschafter haben den Schluss gezogen, dass glutenfrei doch nicht so toll sei und sogar schädlich wäre. Was sich besagte Forscher aber nicht gefragt haben ist, was die untersuchten Menschen denn statt dem Gluten essen. Wenn man sich glutenfreie Produkte im Supermarkt ansieht, bestehen die oft aus Reis und sind allein schon aufgrund des Labels recht teuer. Im Vergleich zu Weizen, enthält Reis weitaus weniger wertvolle Ballaststoffe. Und Ballaststoffe sind wichtig für unsere guten Darmbakterien. Das ist im Grunde deren Futter damit sie sich vermehren können und ihre Aufgaben in unserem Darm effektiv erfüllen können. Bedenkt man dann auch noch das der Durchschnittsbürger sowieso schon recht viel Zucker sowie industriell verarbeitete Lebensmittel und sehr wenig Gemüse, Nüsse und Samen konsumiert ... naja dann wundert mich dieses Ergebnis nicht. Es ist ein bisschen wie mit den Veganern. Vegan zu leben bedeutet nicht automatisch gesund zu leben. Vor allem nicht wenn ich das Fleisch gegen GMO-Sojawürstel tausche und frischen Lebensmitteln keine Aufmerksamkeit schenke. All jene mit einer Zöliakie profitieren selbstverständlich davon wenn sie auf Gluten verzichten. Aus der Sicht eines Ernährungstrainers reduzieren sie sicherlich Entzündungsherde in ihrem Körper wenn sie statt zum herkömmlichen Weizenkeks zum glutenfreien Reiskeks greifen. Im Hinblick auf die allgemeine Gesundheit macht es aber nicht wirklich einen Unterschied. Entscheidet man sich allerdings dazu glutenfrei zu leben und greift statt Weizen und Co nun zu den weitaus ballaststoffreicheren Produkten wie Buchweizen, Quinoa, Wildreis, Hirse sowie reichlich Gemüse in Form von Grünzeug und Süßkartoffeln oder Fenchel und achtet darauf auch Hülsenfrüchte und Nüsse sowie Samen einzubauen, dann sieht die Sache schon wieder anders aus. Macht Sinn oder?
Macht glutenfrei dann überhaupt Sinn?Definitiv. Ich persönlich bin überzeugt davon, dass der Verzicht auf Gluten sehr, sehr vielen Menschen gut tun würde. Man überlege mal wie viel Weißmehl wir hier in Österreich oder Deutschland täglich konsumieren. Das beginnt schon mit der morgendlichen Semmel, geht dann weiter mit dem Sandwich zu Mittag und der Pasta am Abend. Nicht jeder ist von einer Zöliakie betroffen und muss streng auf Gluten verzichten. Aber viele von uns leiden unter eine Gluten Sensitivität, über die ich hier schon einmal geschrieben habe. Diese Menschen merken einen gewaltigen Unterschied im Hinblick auf ihr Wohlbefinden wenn sie Gluten einige Zeit streichen. Es lohnt sich das mal auszuprobieren. All jene die unter Verdauungsbeschwerden leiden sowie Dysbalancen in ihrem Hormonhaushalt feststellen oder vielleicht sogar Schilddrüsenprobleme haben, können von einer Gluten Abstinenz enorm profitieren. Für mich persönlich macht es einen großen Unterschied wenn ich Gluten weglasse. Ich fühle mich dann einfach wohler. Und übrigens. Ab und an esse auch ich etwas Dinkel, Roggen oder sogar Weizen. Dabei achte ich auf die Qualität und übertreibe es mit der Menge nicht. Dann habe ich auch absolut kein Problem. Ergo, hier wären wir wieder bei der Kombination aus Erfahrung und Wissenschaft. Und um ehrlich zu sein ... Buchweizenbrot schmeckt so oder so weitaus besser als das herkömmliche Semmerl.
Ich hoffe ich konnte mit diesem Bericht ein bisschen zur Entwirrung beitragen und den reisserischen Artikeln der Mainstream Medien den Wind aus den Segeln nehmen.
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