Die aktuellen Entwicklungen bei mobilen Bezahlverfahren ist wirklich beeindruckend. Zumindest in der Imagination. Vor nicht einmal einem Jahr wurde das Thema M-Payments noch müde belächelt, meist ergänzend mit dem Kommentar „Wofür brauche ich das?“ oder „Hat man doch schon vor Jahren erfolglos versucht“. Wenn ich allerdings heute, getrieben durch Ankündigungen von Google und Mutmaßungen über Bezahl-Funktionen im nächsten iPhone, manche grenzenlos ins optimistisch gesteigerte Erwartungshaltungen beobachte, dann denke ich, ist es an der Zeit doch wieder etwas Luft aus der Blase zu lassen.
„Was wir jetzt erleben, ist eine zweite Internet-Revolution. Ich werde nicht überrascht sein, wenn es in fünf Jahren keine Kreditkarten mehr gibt“, prophezeit O2-Vorstandschef René Schuster. Nun ja, schon im Jahr 1845 hat ein gewisser Herr Fullarton das potentielle Ende des Bargeldes dank des neu erfundenen Schecks erwartet. Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts wurde dem Bargeld dann mit der Einführung der Kreditkarte abermals der baldige Tod prophezeit und dann wieder in den 80ern mit den ersten Debitkarten. Und zur Jahrtausendwende stützten sich alle Hoffnungen auf E- und auch schon M-Payments, was bekanntlich in einem tiefen Tal der Tränen endete.
Und wo stehen wir im Jahr 2011? Der Bargeld-Anteil beim Bezahlen beträgt immer noch über sechzig Prozent. Auch die Anzahl der Geldautomaten hat bis zum vorletzten Jahr in Deutschland zugenommen. Aber Kredit- und Debitkarten haben sich auch als elektronische Zahlungsmittel etablieren können. Darum wäre ich mehr als überrascht, wenn es eines dieser weltweit etablierten Zahlungsmittel in fünf Jahren nicht mehr geben würde.
Sicher, die NFC-Technologie bietet fantastisches Potenzial - für M-Payments und viele weitere Dienste. Doch es sollte nicht mit überzogenen Versprechungen Erwartungen geweckt werden, die nicht erfüllt werden können. Denn dies verhindert den nüchternen Blick auf das tatsächlich Mögliche und kann den Markt durch den Aufbau einer Blase um Jahre zurückwerfen. Und, im schlimmsten Fall, sogar zum Scheitern der NFC-Technologie führen.
Und was ist meine eigene Prognose? Kreditkarten und Bargeld wird es natürlich in fünf Jahren immer noch geben. Das Potential des Bezahlens mit dem Handy liegt aber bei 20 Prozent Marktanteil. Und mindestens 50 Prozent davon sind Debit- und Kreditkarten, die mit dem Handy dank NFC-Technologie emuliert werden. Ein meiner Ansicht nach auch schon sehr ehrgeiziges Ziel – es wäre eine Revolution im Zahlungsverkehr.