Nach dem Forum Neue Energiewelt in der vergangenen Woche mit viel Bezug zur Praxis, war Anfang dieser Woche der dena Energiewende-Kongress 2018. Der Gegensatz konnte kaum größer sein, mit viel Politik, Verbänden und eher konservativen großen Unternehmen. Dennoch scheint die Notwendigkeit zu handeln für den Klimaschutz sich auch unter diesen Akteuren immer mehr durchzusetzen. Nur das wie wir handeln sollen sehen viele noch sehr unterschiedlich. Einzig das Instrument der Besteuerung von CO2-Emissionen findet immer mehr Anhänger, fraglich ist nur ob die Bundesumweltministerin Svenja Schultze ein Modell finden wird, mit dem sie sich durchsetzen kann. Ansonsten hatte ich den Eindruck es gibt zu wenig neue Ideen, kommen diese nur noch von den Startups?
Bewegt sich Deutschland wieder hin zu mehr Klimaschutz?
Nach dem Deutschland die Klimaschutz-Ziele für 2020 teilweise deutlich verfehlen wird, ist es an der Zeit zu handeln, damit sich bis 2030 etwas ändert. Hinzu kommt, es bleibt immer weniger Zeit etwas zu tun und mit jedem weiteren Jahr müssen die notwendigen Schritte deutlicher ausfallen. Darauf hat Michael Liebreich, CEO von Liebreich Associates und Gründer von Bloomberg New Energy Finance, in seiner Keynote zur Eröffnung deutlich hingewiesen. Er fragte auch deutlich wo die deutsche Autoindustrie bleibt auf dem wachsenden Markt der Elektrofahrzeuge.
"If we don't reduce our climate emissions the carbon budget is zero by 2030", sagte @MLiebreich von @BloombergNEF beim #denakongress. pic.twitter.com/XrQflP2ZEr
- dena (@dena_news) November 26, 2018
Wie kommen wir aber zu dem Ziel einer wirksamen Reduzierung der CO2-Emissionen? Mit zaghaften Ansätzen oder einzelnen Leuchttürmen schaffen wir es sicher nicht. Hilfreich wäre vielmehr ein deutliches Signal der Politik mit einer klaren Zielrichtung. Das würde Planungssicherheit schaffen und keine jährliche neu startende Diskussion, die alles immer wieder scheinbar in Frage stellen.
So findet eine Abgabe oder Steuer auf CO2-Emissionen auch in der Industrie immer mehr Anhänger. Auf dem dena Energiewende-Kongress tauchte der Vorschlag auch immer wieder auf. Mit einer sozial ausgewogenen Ausgestaltung können wir die Menschen mitnehmen, wir können viele komplizierte Förderprogramme oder störende Abgaben einsparen und einen planbaren Weg in eine klimafreundliche Zukunft einschlagen. Ab ob sich die ambitionierte Bundesumweltministerin durchsetzen wird, das ist noch fraglich angesichts dem Gegenwind, den sie bisher hatte.
Nachgefragt bei Bundesumweltministerin @SvenjaSchulze68 @bmu: "Warum setzen Sie sich für das Instrument der CO2-Bepreisung ein?" #denakongress pic.twitter.com/PqZXFQFrAY
- dena (@dena_news) November 27, 2018
Was glaubt Ihr, wird eine CO2-Steuer in den nächsten Jahren kommen?
Ist die Digitalisierung der Schlüssel zur Gebäude-Energieeffizienz?
Beim dena Energiewende-Kongress nimmt traditionell die Hauptbühne den größten Raum ein. Fachlich interessanter ist es aber in der Regel in den sogenannten Modulen, die einzelne Themen näher betrachten. In meinem ersten Modul ging es um die Digitalisierung als Schlüssel zur Energieeffizienz von Gebäuden.
Viele Jahre und auch Jahrzehnte schon beschäftigen sich Experten mit der Energieeffizienz von Gebäuden. Dabei ging es immer darum die Gebäudehülle zu optimieren, um den Energiebedarf zu reduzieren. Inzwischen kam noch die Haustechnik hinzu mit der Optimierung der Heizungsanlage oder Wärmeversorgung mit erneuerbaren Energien. Aber das Ergebnis ist, dass sich wenig ändert und einzelne Gewerke mehr gegeneinander arbeiten in einem Wettstreit ob die Sanierung der Hülle oder Heizung wichtiger ist. Für einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz ist aber viel zu wenig passiert und die Aussichten stehen nicht auf Veränderung durch Boom der Sanierungen.
Kann die Digitalisierung dazu beitragen, dass sich etwas ändert und wir den Energieverbrauch von Gebäuden reduzieren können? Die Möglichkeiten dazu sind sehr vielfältig und Digitalisierung ist nur ein Sammelbegriff für viele Technologien, die wir einsetzen können, und für eine Veränderung der Prozesse.
Digitalisierung kann Prozesse am Bau verändern
Neben den Technologien, wie Sensoren, smarte Thermostate und intelligente Algorithmen, kann die Veränderung der Prozesse im Bauablauf ein wichtiger Treiber sein für die Energieeinsparung. Sie trägt vor allem durch Standardisierung, vereinfachte Kommunikation und Vorfertigung dazu bei die Kosten der Bau-Maßnahmen zu reduzieren.
Das kann das spannendste Gebiet sein, wenn wir durch verbesserte Prozesse, Standardisierung und Vorfertigung die Kosten reduzieren und die Qualität verbessern. Bisher wird ja fast noch genauso gebaut wie vor hundert Jahren.
Experten als Schlüssel für die Kommunikation
Ein anderes Thema bei Gebäuden ist die Kommunikation. Wie bringt man die vielen Eigentümer dazu ihre Gebäude energetisch zu sanieren?
Die Sanierung von Gebäuden hat aus vielerlei Gründen heute einen schlechten Ruf. Sei es durch die Wärmedämmung oder durch einen vielstimmigen Chor von Energieberatern und selbsternannten Experten. Auf wen sollen die Eigentümer hören? Welchem Energieberater können sie vertrauen? Und welche Empfehlung ist die passende Empfehlung?
Ansetzen muss man hier an vielen Punkten, abgesehen von den passenden Rahmenbedingungen. So ist es wichtig, dass Energieberater nicht mit unterschiedlichen Aussagen auftreten, wie Volker Kienzlen von der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg betont hat. Genauso hilfreich ist es auf Augenhöhe zu argumentieren und nicht von oben herab, die Experten aus dem persönlichen Umfeld genießen mehr Vertrauen als andere, die von weiter weg kommen. Wenn sich Berater in die Kunden hinein versetzen können, kommt am Ende eher ein sinnvolles Ergebnis zustande, das allen hilft.
Und drittens ist es wichtig ehrlich und offen zu argumentieren, wir sollten auch zugeben, wenn etwas nicht funktioniert hat. Früher gab es schöne Beispiele mit tollen Einsparungen, die aber nur auf dem Papier standen. Entscheidend ist die Praxis und die Frage, ob theoretischen Einsparungen auch in der Praxis erreicht werden. Welche Bedingungen müssen dazu erfüllt sein und passen diese zum Verhalten der Bewohner?
Diese Punkte in Verbindung mit den richtigen Rahmenbedingungen können einen wesentlichen Beitrag zu einer höheren Sanierungsrate leisten. Bei den Rahmenbedingungen war wieder die Rede von der steuerlichen Absetzbarkeit und einer CO2-Steuer die Rede. Da halte ich letzteres für wahrscheinlicher.
Innovationen in Netzen
Das Thema Netze hatten wir schon in der vergangenen Woche beim Forum Neue Energiewelt. Dieses Mal hatte Lex Hartmann von TenneT noch ein paar Folien mit bunten Bildern mitgebracht. Aber seine Worte hatten wieder genug Bilder. Denn er versuchte uns wieder klar zu machen, dass wir uns die Entwicklung in den nächsten Jahren nicht vorstellen können.
Die Planung und der Bau neuer Netze dauert viele Jahre, die Situation und vorhandene Technologie nach der Fertigstellung ist eine ganz andere als zu Beginn der Planung. Daher muss man damit rechnen, dass man nach der Fertigstellung weniger neue Netze braucht als zu Beginn gedacht.
Man kann Netze durch Smart Grids und künstliche Intelligenz besser auslasten als bisher gedacht und braucht weniger Sicherheitsreserve. Weitere Beiträge zur Entlastung der Stromnetze können der Handel von Flexibilitäten und Einbeziehung von lokalen Konsumenten in die Märkte sein.
Dennoch sahen die Experten auf der Bühne, dass es weiterhin Redispatch, also ein Engpassmanagement, geben wird und, dass die Netze auf der Stromrechnung zum wichtigsten Preisfaktor werden.
Sind Startups der einzige Innovations-Motor?
Die Frage, ob Startups der einzige Innovations-Motor sind, klingt vielleicht sehr provokant. Es gibt mit Sicherheit auch bestehende Unternehmen, die innovativ sind. Aber es geht um größere Veränderungen und Startups sorgen für schnelle und deutliche Fortschritte.
Bottom-up #Energiewende: Mythos oder Realität? Dr. Christian Müller @InnoEnergyD
heute auf dem #denakrongress2019 https://t.co/8EhVUlSj0W... #denakongress #startups pic.twitter.com/NT0i0hXL2v- InnoEnergyGermany (@InnoEnergyD) November 26, 2018
Alle fünf Startups, die drei auf der großen Bühne und zwei in dem Modul, treiben ihre Branchen deutlich voran. So verbindet Interpanel die Deckenpanele und -leuchten mit der intelligenten Klimatisierung, die envelio GmbH hilft die Netze zu optimieren und die epilot GmbH verbindet Energieversorger, wie Stadtwerke, mit Startups oder Lieferanten von Produkten. Im Panel war die enyway GmbH, die den Strommarkt mit den Endkunden neu erfinden, und die metr Building Management Systems GmbH bietet der Wohnungswirtschaft neue
Mein Fazit vom dena Energiewende-Kongress 2018
Mir ist in diesem Jahr aufgefallen viele Themen drehen sich im Kreis. Man findet keine Lösung,, solange die Rahmenbedingungen nicht passen, und sucht stattdessen nach anderen Wegen, wie z.B. die Digitalisierung bei Gebäuden. Auch bei der Energiewende und beim Klimaschutz spricht man seit Jahren darüber auf diesen Veranstaltungen von den gleichen Themen, aber verändert hat sich bislang zu wenig.
Wird das so weiter gehen oder kommt die CO2-Steuer und bringt große Veränderungen? Deutschland kann sich nicht mehr auf irgendwelchen Lorbeeren ausruhen. Spannend bleibt es also auf jeden Fall.