Ist der Vollbart die Lösung?

Von Reini1973
Es gibt Situationen, in denen muss der Mensch Prioritäten setzen. Es geht nun einmal nicht immer Alles. Das Problem sind dabei meist die Ressourcen. So ist beispielsweise die Zeit endlich. Es gibt nach jedem Tag nur eine einzige Nacht. Will man endlich mal 16 Stunden durchschlafen, dann muss man die Party absagen. Beides geht nun mal nicht. Auch Geld hat seine Grenzen. Die sind zwar, dank Dispokredit und Sparstrumpf nicht ganz so hart, wie bei der Zeit, aber irgendwann sind auch die letzten Möglichkeiten ausgeschöpft und das Geld ist zu Ende. Stehen mehrere Investitionen an, dann muss man sich entscheiden. Eine gute Entscheidung ist immer die, sich für die Gesundheit zu entscheiden. Hat man also die Wahl zwischen einer groß angelegten Zahnsanierung und der neuesten Spielekonsole, dann sollte die Entscheidung eigentlich klar sein. Es ist übrigens nicht die Spielekonsole.

Bart drüber

Ich kann es einfach nicht oft genug schreiben. Trägt man Bart, dann ist das mit einer großen Verantwortung verbunden. Ich bin zwar nicht Onkel Ben und Du wahrscheinlich nicht Spiderman, aber trotzdem möchte ich in aller Deutlichkeit und mit Nachdruck auf diesen ursächlichen Zusammenhang zwischen Vollbart und Verantwortung hinweisen. Der einzelne Bartträger repräsentiert immer die Gruppe der Männer mit Vollbart. Hängt die halbe Brotzeit noch im Barthaar, oder umweht schon der Duft von Verwesung den Bart, dann hinterlässt das in der ahnungslosen Öffentlichkeit den falschen Eindruck. Mit sauberen Konturen, seidig glänzend und wohlriechend soll der Bart getragen werden. So kann man als Markenbotschafter für den Vollbart das Haus verlassen und diesen Job ganz nebenbei erledigen. Allerdings ist der gepflegte Bart nur ein kleiner Teil. Um gepflegt zu wirken und es auch zu sein muss man sich auch dem Rest des Körpers regelmäßig zuwenden.

Mundschutz

Es gibt ein paar Körperstellen, die exponierter sind, als andere. Während große Teile unseres Körpers tagsüber verhüllt werden ist das Gesicht meist deutlich sichtbar. Es spielt bei unserer Kommunikation eine wichtige Rolle. In einem Gespräch fixiert der Gesprächspartner unser Gesicht und nimmt bewußt, sowie unbewußt tausende kleine Details wahr. Wohin wandert unser Blick, weiten, oder verengen sich die Pupillen und legen wir unsere Stirn in Falten, oder nicht. Die Augen spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, das Gegenüber zu verstehen und einzuschätzen. Allerdings spielt auch der Mund eine große Rolle. Als Bartträger hat man hier einen kleinen Vorteil. Der Mund ist hinter dem Moustache versteckt und nicht jede Regung der Mundwinkel wird vom Gegenüber gleich wahrgenommen. Wer die Nachteile, die ein üppiger Oberlippenbart mit sich bringt, in Kauf nimmt, der kann den Mund komplett hinter dem Bart verstecken. So kann man unbemerkt die Zunge zeigen und andere Grimassen schneiden, ohne dass die Umwelt etwas mitbekommt.

Gesunde Zähne

Allerdings ist der alles verdeckende Moustache nicht die Regel. So bleibt der Blick auf den Mund und damit auch auf die Zähne auch beim Bartträger frei. Strebt man eine Karriere bei RTL2 an, dann ist es offensichtlich eine ausgezeichnete Strategie die Zahnhygiene für die ersten 40 Lebensjahre bleiben zu lassen. Die schlechten, oder fehlenden Zähne sind hier ein Detail, auf das beim Casting sehr genau geschaut wird. Allerdings gibt es, neben der Titelrolle in den einschlägigen Dokusoaps kaum Bedarf für Menschen mit schlechten Zähnen. Der Vollbart ist zwar auch in diesem Fall zweifellos eine Bereicherung für das Gesicht, aber spätestens im direkten Gespräch kann man auch mit einem gepflegten Moustache nicht über die Zahnfäule hinwegtäuschen.

Mund auf und durch

Als Bartträger ist die Situation beim Zahnarzt ja durchaus vertraut. Alle paar Wochen liegen wir auf dem Barberchair des Barbiers unseres Vertrauens und lassen ihn den Vollbart wieder in Form bringen. Ganz ähnlich läuft das beim Zahnarzt ab. Ein bequemer Stuhl in Liegestellung und ein Profi beugt sich über uns. Dass der, oder die Profi nicht mit der Schere arbeitet macht im Normalfall kaum einen Unterschied. Hat man alles richtig gemacht, dann wird ein wenig an den Zähnen gekratzt und geklopft und schließlich werden ein paar lobende Worte gesprochen. Aber auch wenn es größerer Maßnahmen bedarf heißt das nicht, dass man große Schmerzen erleiden muss. Die Lokalanästhesie, oder Angebote, wie das von Zahnarzt Seidel, der auch Behandlungen im Tiefschlaf, oder unter Vollnarkose anbietet, nehmen die Zahnarztangst. Damit gibt es kaum noch ausreden für schlechte Zähne.

Natur und die Frauen

Darwin hat die Evolution als „Survival of the Fittest" beschrieben. (Gut, er hat den Satz nur geliehen und nicht selbst ausgedacht, aber er beschreibt ganz treffend das, was Darwin ja eigentlich sagen wollte.) Naürliche Selektion sorgt dafür, dass die überleben, die am besten darauf angepasst sind. Die Bezeichnung natürliche Selektion legt nahe, dass die Natur das für uns entscheidet. Das stimmt in wenigen Fällen. Entscheidet die Natur, dass es wieder mal Zeit für eine Eiszeit wäre, dann bringt die Evolution ein Mammut hervor. Sind die Tiere perfekt an die Kälte und Permafrostböden angepasst, dann haben sie keine große Zukunft, wenn es wärmer wird. So entstehen Arten und in jeder Nische treibt sich das passende Tier herum. Innerhalb der Arten gibt es aber eine ganz andere Selektion. Da entscheiden die einzelnen Individuen wem sie noch die Briefmarkensammlung zeigen, oder wer noch auf einen Absacker mit nach oben kommen darf.

Gesunder Bart an einem gesunden Körper

Das der Bart ein Erfolgsmodell ist, zeigt uns das Ergebnis der weiblichen Selektion. Fast allen Männern wächst ein Bart. Das zeigt, dass sich die dafür verantwortlichen Gene seit Generationen gut beim Speed-Dating bewährt haben. Zwar gibt es natürlich, ich will nicht sagen verzweifelte, aber zumindest weniger wählerische Frauen, die auch den zahnlosen Fernsehstar nicht von der Bettkante schubsen würden, aber ich unterstelle jetzt einmal, dass diese Frauen nicht die bevorzugte Zielgruppe sind. Die Evolution hat im Normalfall das Beuteschema an ein paar Zeichen für Gesundheit festgemacht. Fit, stramm und gesund muss Er, oder Sie sein, um in die engere Wahl zu kommen. Anzeichen von Krankheiten sind ein Hindernisgrund bei der Partnerwahl. Der kräftige Bartwuchs in Kombination mit angemessner Bartpflege sind schon ein starkes Argument. Erinnert der Blick hinter den Bart aber an ein Schaubild mit Kariesstudien, oder glänzt ein Zahn mit Abwesenheit, dann spricht das gegen die Partnerwahl.

Oberflächlicher Tiefgang

Ja, ich weiß, dass es auf den Charakter ankommt und nicht auf Äußerlichkeiten. Aber es gibt ein großes Aber! Der Charakter ist unsichtbar, sowie geruchs- und geschmacksneutral. Jeden Menschen, dem man begegnet so gut kennenzulernen, dass man seinen Charakter beurteilen kann und ein paar innere Werte kennt, würde nicht nur den Rahmen sprengen. Das würde unsere Welt zum Stillstand bringen. Deshalb hat die Natur ein paar sehr einfache Filter vorgeschalten um uns eine grobe Vorauswahl zu ermöglichen. Wie so oft hat die Natur hier sehr effizient gearbeitet und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Es genügt tatsächlich ein Augenblick um jemanden interessant, oder uninteressant zu finden. Was hier an Optik, Hormonen, Körpersprache und Lebenserfahrung zusammenspielt ist teilweise erforscht, unterm Strich aber an dieser Stelle ziemlich egal. Was zählt ist die Tatsache, dass man zuerst durch diese Filter muss, bis man seinen Charakter zeigen kann.

Recall

Um es beim Gegenüber in den Recall zu schaffen muss man also das eine, oder andere Kriterium erfüllen. Auch wenn die Kriterien von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich sind, ist eines Sache auf jeden Fall nie verkehrt. Den eigenen Körper zu pfegen, unangenehme Gerüche zu vermeiden und alles zu tun, um fit und gesund zu bleiben, erhöhen die Chancen auf einen zweiten Eindruck, den man machen darf. Der Vollbart ist dafür leider nur ein Teil der Lösung. Sauber geformt, ordentlich konturiert und, dank ordentlicher Bartpflegemittel, wohlriechend kann er allerdings die Wahrscheinlichkeit erhöhen, genauer unter die Lupe genommen zu werden. Danach zählt aber das, was sich dahinter verbirgt.