Wer oder was ist ein Idiot Dad?
In meiner Vorstellung ist das ein Vater, der entweder so tut, als sei er unfähig, ein Baby zu versorgen oder einer, der vor der schmiedeeisernen Toren einer Mother Gatekeeping oder Maternal Gatekeeping betreibenden Frau steht und kein Argument hat, hineingelassen zu werden. Hinein zu seinem Kind oder seinen diversen Kindern.
Gelesen hat man ja schon Einiges dazu.
Mütter, die ihren Lebenszweck und Daseinssinn ganz auf die Nachkommenschaft verlegen und niemandem gestatten, ihnen einen Hauch dieser sie bestätigenden Aufgabe abzugeben. Mütter, die vorgeblich den zugehörigen Vätern nichts zutrauen und sich angeblich aus lauter Angst um das Überleben ihrer Kinder schützend vor diese werfen, wenn der Papa sich nähert.
Und dann gibt es noch diese speziellen Väter, die Peter Pans der Krabbelgruppen.
Männer wie dieser: Vater filmt Sohn auf Spielplatz. Sohn rutscht von Hängebrücke, baumelt kopfüber hinunter und ruft um Hilfe. Der den Jungen haltende Stiefel beginnt bedrohlich vom Fuß zu rutschten. Vater lacht und filmt weiter. Sohn kreischt. Vater lacht. Plumps. (So beobachtet vom mehr als irritierten Mister Essential)
“Ich mach aus meinem Sohn einen echten Kerl – dazu lege ich ihn einem Stier auf den Kopf. Lustig!” sagt Idiot Dad.
Haben wir alle schon mal irgendwo gesehen, solche Väter. Da sind auch fast ausschließlich Söhne Opfer des Verhaltens. Töchter sah ich zumindest noch nie kopfüber baumeln, während Papa lachte. Papas stählen Söhne, damit die später dann auch ihre Söhne auslachen, statt ihnen zu helfen. Damit sie eben echte Kerle werden. Echte Kerle, das sind diese roboterhaften Wesen ohne Gefühle. Also GANZ ohne. Außer Hunger. Das sind ganz sicher nicht die, die sich nachts mit einem Baby abmühen, damit es trotz Bauchweh einschläft. Nicht die mit dem Hustensaft und nicht die, in deren Armen man seinen Liebeskummer ausweint. Sie bürsten keine Puppen, bauen Holztürmchen nur zum Zerstören und nehmen ganz sicher keinen Lappen in die Hand.
“Wie gut, dass Idiot Dad’s Kinder einen Schutzengel haben,” denken die Mütter.
Mein Vater war so ein Idiot Dad. Und ich erinnere an diverse Begebenheiten, in denen er dies demonstrierte. Beispielsweise an jenem Nachmittag, als er mich von der Schule abholen sollte, aber meine Klasse (also Stufe. Nicht “a” b”oder “c”) nicht wusste. Dies war allerdings eine Steigerung zu dem Tag, an dem er vor einer Schule stand, um mich abzuholen, die ich seit einem Jahr nicht mehr besuchte. Er hat mir kein einziges Geschenk gekauft, mich nie angezogen, selten gefüttert oder mir die Schuhe angezogen.
Er wartete immer genervt stöhnend und mit dem Autoschlüssel klimpernd im Hausflur, während meine Mutter meinem Bruder und mir die Jacken und Schuhe anzog. Er vergaß natürlich jeden Geburtstag außer seinen, bzw. kannte die Daten einfach nicht. Er dachte vor zwei Jahren noch, ich hätte am 29.11. Geburtstag. Das war immerhin rührend nah dran. Es ist der 30. November. Natürlich holte er meine Mutter nach den Geburten auch nicht vom Krankenhaus ab und schon gar nicht ein eine saubere Wohnung. Sie durfte zuerst immer spülen und Blumen gab es auch nicht.
Klarer Fall vom dramatischem, lieblosen Nichtwissen/Desinteresse. Zudem zementierte er als selbsternannter Herr des Hauses die Angemessenheit seines Verhaltens mit der Feststellung, ein Mann zu sein. Als solcher habe er ausschließlich zu arbeiten, danach vorbereitetes Essen zu vertilgen und sich anschließend auszuruhen. Während seine Frau ihren Feierabend immer erst später genießt – so sei das eben. Das war in den 1980er Jahren. Und ich nahm an, die Welt habe sich seitdem stark verändert. Aber vielleicht eben doch nicht in jedem Bereich und jeder Familie.
Da ist er noch mal, der Schutzengel …
Dann gab es noch den Pool jener dusseligen Väter, von denen Mister Essential erfuhr, als er nach dem Umzug Bankformalitäten erledigen fuhr.
Bankangestellte: “Oh je, jetzt bräuchten wir ihre Frau …”
Er: “Für eine Unterschrift?”
Sie: “Nein, für die Geburtsdaten der Kinder.”
Er: “Whsg?”
Sie: “Ja wie? Wissen sie die etwa? Da wären sie ja der erste Vater hier!”
Schwer irritiert zählte er die Daten auf. Daraufhin läutete sie ein goldenes Glöckchen und alle ihre Kolleginnen kamen, um den wunderbaren Mann zu bestaunen, der dies vollbracht hatte. Und sie warfen Konfetti und sich auf die Knie, um ihm zu huldigen, dem Vortrefflichen.
“Ich kann das auch!” ruft stolz der Idiot Dad.
Gibt es diese Dusseligen echt?
Ja. Die leben öfter mit so einer erwähnten Gatekeeperin zusammen. Diese schaut ihnen mit so einem “Fräulein-Rottenmeier-Gesichtsausdruck” zu, während sie zittrig ihr Erstgeborenes wickeln. Und diese rümpft die Nase, wenn sie vergessen, Feuchttücher einzupacken oder gar ganz ohne die übliche Picknick-Wickel-Bespaßungs-Ausstattung das Haus verlassen. das können solche Mütter auch locker tun, denn sie selbst meistern fehlerfrei die bleischwere Bürde der Mutterschaft. Im Alleingang, denn das weitere Kind (gemeint ist damit der Mann) stellt hierbei eher eine Zusatzbelastung dar, welche die Mater Dolorosas ertragen müssen.
“Das gehört doch so, oder?” fragt Idiot Dad.
Aber nicht immer. Es gibt auch gewitzte Faultiere, die es von kleinauf gewohnt waren, dass jemand mit Brüsten unliebsame Aufgaben übernimmt. Oder sagen wir mal: Aufgaben eines bestimmten Bereichs. Ein Bereich, der Dinge beinhaltet wie: Das Hinterherräumen von Dingen, das Waschen von Schmutzwäsche, das Falten von sauberer Wäsche, das Kochen, das Putzen und Saugen, das Schreiben von Karten zu jeglichem Anlass, das Erinnern an Termine/Sportzeug/Schulbrote/Führerscheinprüfung/Geburtstagsgeschenke u.v.m.
Und wenn sie heiraten, fällt ihnen womöglich irgendwann auf, dass die Anvermählte ebenfalls Brüste hat. Dann schießt es ihnen durch den Kopf: “Ha! Die macht Wäsche! Diese Exemplare machen das immer!”
Spätestens, wenn diese Person ein Kind zur Welt gebracht hat, dann merkt er: “Die mit den Brüsten heißen Mama, wenn sie ein Kind bekommen haben. Mamas räumen allen alles hinterher, erinnern einen an alles und putzen auf jeden Fall. Fein.”
Und wenn sein Gegenüber diese Annahme bestätigt, indem es brav putzt und hinterher räumt, dann wird aus den beiden ein glückliches Paar voller lang anhaltender Leidenschaft und tiefem Respekt.
Dann sagt sie irgendwann mit einstudiertem, typisch mütterliche-leidgeprüftem Grinsen: “Ich hab drei Kinder. Zwei Töchter und meinen Mann.”
Es existieren auch jene, die auf den stabilen Inseln der Retro-Tradierung leben: Die sind dann ähnlich wie mein Vater gelagert. Sie unterscheiden nicht nach Möglichkeiten, sondern nach Geschlecht.
Tief in uns allen verankert sind die alten Rollenbilder. Entweder, man streift sie bewusst ab (was weit mehr ein richtiger Prozess ist, als vielen bewusst wird) oder man richtet sich nach ihnen.
Das “Alle rufen nach Mama”-Syndrom kennen viele von uns. Letztlich rufen nur wenige Kinder nach ihrem Vater, wenn sie etwas brauchen, suchen oder sich verletzt haben. Weil meist auch die Mutter die Hauptbezugsperson ist. Wären die meisten Väter die meisten Tagesstunden mit dem Nachwuchs zusammen, sähe das ganz anders aus.
“Endlich kommt MAMAAAA nach Hause!” Alle seufzen erleichtert.
Und die Elternzeit-Väter? Was ist mit denen, hä?
Väter nehmen wenn, dann nur zwei Monate Elternzeit und machen dann auch nur Urlaub – hört man auch immer wieder. Manchmal liegt das daran, dass beide Elternteile nicht gleich viel verdienen.
Wie bei uns zum Beispiel. Von dem Höchstbetrag des monatlichen Elterngeldes hätten wir grad man unsere Hausrate im Monat und vielleicht noch zwei Einkäiufe zahlen können. Und die ganze Schwangerschaft über sparen, damit Mister Essential acht Wochen wickelt und nicht-stillt – das erschloss sich uns persönlich nicht als lohnend.
Das Modell ist für gut verdiendende Spätgebärende beim ersten Kind gedacht – als Anreiz, gut gebildete Paare zur Fortpflanzung zu motivieren. Es soll niemanden unterstützen, der bereits zwei oder gar mehr Kinder hat und im klassischen Rollenmodell lebt. Es ist ein wirtschaftliches Model, keines für Familien mit einer Vollzeit arbeitenden Person (das sind faktisch nun mal meist die Männer) und einer Halbtags arbeitenden Person. Die sind eh nicht wirtschaftlich attraktiv und sollten sich optimieren.
Und daher kriegen daher auch keine tolle Elternzeit. Kosten aber auch weniger, denn 70 % vom Halbtagsjob ist recht günstig – da Mama immer die Elternzeit nimmt, ist das Billigere dem Staat ja gewiss. Und wenn sie Vollzeit arbeitete, dann kann der Papa ja seine zwei Monate nehmen. Ist auch noch bezahlbar. Denn schließlich bekommt man ja nur höchstens 1.700 Euro oder so. Das wären in unserem Fall aber nicht die 70 % eines Einkommens, nach dem wir unser Leben ausgerichtet haben. Und nein, meine paar Hundert Euro Nebenverdienst hätten das nicht rausgehauen.
Kinder, Küche und so
Es ist nach wie vor so, dass (ja, auch bei zwei Vollzeit arbeitenden Menschen ohne Kinder!) Frauen weit mehr Hausarbeit machen als Männer. Wenn Kinder da sind, dann wird der männliche Anteil noch weniger – das liegt dann daran, dass die meisten Mütter mehr Zeit im Haus verbringen. Dort kennen sie sich dann irgendwann sehr gut aus und die Männer gehen ihnen abends und/oder am Wochenende zur Hand.
Männer werden gelobt, wenn sie ein Kind beaufsichtigen. Man dankt ihnen. Wir kennen das alle: Sie tun einen Handschlag und bekommen Applaus. Von Frauen. Sie sind nicht selbstverständlich mit ihren Kindern zusammen, während die Mutter ausgeht oder etwas erledigt. Sie babysitten. Wie Fremde, die man bezahlt und die danach die Kinder wieder in die eigentlich Obhut zurückgeben. Letzteres ist der entscheidende Punkt. “Ich bin nicht wirklich verantwortlich. Ich bin der Betreuer interim. Bald kommt die richtige Betreuungsperson zurück. Dann atme ich wieder durch.” Babysitter eben.
Nummer 4s Patenonkel erlebte mal irgendwann Folgendes:
Er trug einen Babyjungen (Sohn seiner Ex-Frau mit neuem Partner – ja, diese drei Menschen arbeiten großartig für ihre insgesamt zwei Kinder zusammen) in einer Trage vor der Brust. Im Ernsting’s Familiy-Laden fand sich ein Träubchen aus gurrenden Frauen zusammen, die ihn anstarrten.
Er ist nicht so der, der gern auf einer Bühne steht und sah sich dementsprechend fragend um.
“Ach, das ist ja sooo toll!” rief eine der Frauen aus.
Er: “Äh – was genau?”
Sie: “Na, sie und das Baby.”
Er (der zwar nicht gern auf Bühnen steht aber wahnsinnig schlagfertig, klug und witzig ist): “Was meinen sie? Dass ich das Baby trage?”
Eine Andere fiel ein: “Ja! Und das sie hier Söckchen mit dem Kleinen kaufen gehen! So toll!”
Er (staubtrocken): “Es ist toll, dass ich mit einem Baby Socken kaufen gehe?”
Zustimmende Begeisterung. Hände wurden andächtig aneinandergelegt, man neigte sich vor, dutzelte das Kind.
Er: “Hören sie: sie finden das toll, weil ich ein Mann bin. Oder haben sie auch schon mal einer Mutter dazu gratuliert, dass sie mit einem Baby Socken kauft?”
Ratlosigkeit.
Er: “Das ist nichts Besonderes. Das ist ganz normal. Ich bin ein müder Mensch mit einem Baby vor der Brust und ich stehe hier in einem kleinen Laden, um Socken zu kaufen. Da ist keinerlei Glamour. Ich bin kein Held. Machen sie sich mal nicht so klein, indem sie einen Mann bewundern, weil er das tut, was sie hier alle gerade tun. Tun sie das bitte nicht.”
Hat er so oder ähnlich gesagt. Fand ich sehr interessant. Die Frauen waren übrigens sehr ratlos.
“Ein Mann mit Kinderwagen! Kommt schnell her, liebe Mutterschafts-Kolleginnen! das müsst ihr sehen! Schnell, lass uns ihm hudligen!”
Vielleicht vermittelte man ihnen, dass Väter sich niemals kümmern. Und dass man alle (Hunde, Pferde, Kinder, Männer) ganz doll loben muss, wenn sie etwas fein machen. Und ein Leckerli gibt es dann. Sonst hören die benannten Wesen am Ende noch auf dem Guten, das sie da tun!
Oder sie waren begeistert, weil ihre Partner nie im Leben einen ihrer Nachkommen an sich schnallen würden, um einkaufen zu gehen. So etwas Banales aber auch! Kein Heldentum in Sicht. Baby im Tragedings! Manche Männer bekommen von der Vorstellung an Tragetücher- oder Dinger schon Koro.
Ganz gleich, was der Hintergrund war: Solange man Väter für Selbstverständliches lobt, geschehen zwei Dinge zugleich: 1.) das eigene Rollenverständnis wird aufgezeigt und 2.) es wird niemals aufhören
Trottel-Väter
Nachdem ich den nufigen Beitrag las, der mich zu diesem Post inspirierte, fiel Nummer 4 irgendwie um, während Mister Essential mit ihm spielte und weinte. Ich nutzte den Augenblick:
“Du Idiot Dad!”
Wir haben uns ziemlich amüsiert. Und stellten in einem kurzen anschließenden Gespräch fest, dass ich immer perfekt sein müsse, um ihn weiterhin so beleidigen zu können. Ich erwiderte, dies sei mir ein Leichtes. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass ich schließlich mit ihm zusammenlebe, dem Idiot Dad.
Kaum fiel ihm später in der Küche etwas herunter, hab ich ihn dann wieder beschimpft.
So funktioniert das nämlich sehr gut, dass man jemanden zum Idioten macht. Er bekommt eine Lupe über den Kopf und man glotzt dann mit wachsamem Auge durch. Ich verspreche: Man findet immer was!
(Zahlreiche Schwiegermütter leben seit Jahrhunderten nach diesem Lupen-Modell.)
Was kann ich als Mutter denn für die Trottelväter dieser Welt?
Solange ich die Hand an der Wiege bin und keinen Millimeter preisgebe – vertiefe ich das Rollenklischee.
Solange ich “Idiot Dad” rufe ebenfalls. :D.
Wann immer ich so tue, als hätte ich selbst niemals etwas dazulernen müssen, verleugne ich zwar bequemer Weise meine Schwächen, aber ich lasse meinen Partner auch als Vater zurück.
Wann immer ich meinem Sohn vermittle, dass bestimmte Aufgaben für geschaffen Frauen sind und Panik bekomme, wenn er mit Puppen spielen will (was bekanntlich das spielerische Vorbereiten auf bestimmte Rollen ist) oder er mitbekommt, wie ich mich bei seinem Vater für das “Babysitten” am Abend bedanke, wird er sich dies merken.
Und wie sieht hier bei uns mit der selbstverständlichen Teilnahme eines Vaters am Familienleben aus?
Ja, hier wohnt der Idiot Dad – das habe ich ja schon erläutert :D
Im Ernst: Mister Essential und ich leben nach einem klassischen Rollenmodell und es bedarf schon einer eigentlich sehr selbstbewussten Frau, um dies zu tun, ohne Negatives an die Kinder zu vermitteln. Ich bin diese Frau nicht immer. Ich hasse es oft genug, alle an alles erinnern zu müssen, hinterherzuräumen und Ähnliches. Daher lasse ich das zunehmend und die Kinder lernen sehr viel schneller aus den Konsequenzen ihrer eigenen Handlungen als aus meinen Gebetsmühlen-Sätzen.
Unser Dad kommt um 19:00 oder 19:30 nach Hause. Und ist am Wochenende da. Und ist fast genau so erschöpft von dieser anstrengenden Lebensphase, ja -dem ganzen anstrengenden Leben- wie ich es bin. Okay, ich fahre in Kur (und er genießt die Zeit in selbstbestimmter Ruhe zuhause … WTF? …), weil ich erschöpft bin, meine psychosomatischen Rückenschmerzen nicht wirklich weggeturnt bekomme und eigentlich jemanden brauche, der als Fachperson sagt: “Hören sie auf, sich für alles verantwortlich zu machen! Lernen sie verflixt noch eins, Pausen zu machen und ihre Bedürfnisse zu respektieren!”.
Aber er ist auch müde und verbringt die tollen Wochenenden – genau wie ich – damit, Dinge zu reparieren, zu renovieren oder irgendwas zu besorgen. Es werden Termine wahrgenommen, Sachen erledigt. Erholung hatte man – die meisten kennen das – vor Jahrzehnten zuletzt.
Er ist also nicht versiert in den Abläufen. Er legt für die Kinder jene sagenumwobenden, grausligen Klamotten-Kombis raus. Er weiß nicht, wo sich hier alle möglichen Dinge im Haus befinden. Sein letztes Hemd bügelte er vor, hm, vielleicht zwei Jahren. Er räumt die Spülmaschine oft morgens aus. Und am Wochenende kocht er. Abends beschäftigt er sich eine halbe Stunde mit Nummer 4. Er überweit die dauernden Beträge an die Schule, hat neulich Taschenrechner für die Kinder bestellt. Und Schuhe bestellt er auch für sie.
Den Rest mache ich. Alleine.
Hinzu kommt in unserem Fall:
Durch die letzten Reste der neurologischen Schäden und Nachwirkungen der Erkrankung (die er an seinen Händen und im Körper insgesamt hat) kann er mich auch oft gar nicht unterstützen. Es fällt ihm beispielsweise schwer, etwas vom Boden aufzuheben – wie soll er das dann für mich tun, wenn mein Rücken schmerzt? Jackenknöpfe schließen, sich wehrende Kleinkinder anziehen, fummelige Spielsachen bespielen, am Boden sitzen, mit der Hand schreiben, jegliche feinmotorischen Arbeiten – das ist alles eine mittelschwere Quälerei für ihn.
Also bleibt es entweder an mir hängen oder ich lasse es ihn tun und fühle mich dabei mies. Als würde ich einen Rollstuhlfahrer bitten, für mich einkaufen zu fahren. So etwas tut man irgendwie nicht entspannt. Ich rechne ihm an, dass er diese Dinge dennoch tut, aber während ich mich mies fühle, ist das keine wirkliche Unterstützung. Entweder ich mache es selbst oder ich fühle mich wie schlecht. Eine Lose-Lose-Situation.
Aber:
Mit ihm diskutiere ich bestimmte Entwicklungen der Kinder, Erziehungsmöglichkeiten, bespreche, an welchen Stellen die Kinder unsere Unterstützung brauchen und wie diese aussehen könnte. Er kann ganz selbstehrlich einsehen, welche Charakterzüge der Kinder ihm selbst ähneln und sich hineinversetzen, wie er sich als Kind fühlte. Das ist wertvoll, da mir ja keine normale Kindheit mit einer Selbstentfaltung möglich war – sprich: Ich kann nur ahnen, womit ich meine Eltern total genervt hätte. Faktisch aber war ich überwiegend die Emotionalausgleichssklavin meiner Mutter.
So erfahre ich dann, wie normale Kinder sich vor Aufgaben drücken, heimlich Schokolade oder Eis wegfuttern, schummeln, lügen und all diese Dinge.
Er ist auch sehr ehrlich zu mir. Das ist nicht immer einfach für mich – aber es ist natürlich zielführend. Wenn ich etwas im Umgang mit den Kindern nicht so hinbekomme, wie ich es möchte oder es mir guttut, dann weist er mich darauf hin. Direkt geliefert mit einer kurzen, situativen Analyse meiner Schwachstellen.
Und das ist mir sehr wichtig.
Noch mehr?
Ich habe noch mehr zum Thema gefunden bei den Großen Köpfen
und auch von einem Vater, der mit seinem Artikel die Arbeit der Frauen honorieren möchte, in den Kommentaren aber anscheinend recht missverstanden wird.
Zum Thema “Wie wirkt sich das väterliche Verhalten auf Kinder aus” findet man auch Lesenswertes bei Kinder Unlimited.