Am Abend des 9. Oktobers eröffnete die Villa Stuck zusammen mit den Kurator*innen Christiane Arp, Michael Buhrs und Martin Fengel die Ausstellung „Ist das Mode oder kann das weg!?“ 40 Jahre VOGUE Deutschland.
Die Kooperation mit der Villa Stuck entstand anlässlich des 40. Geburtstags der deutschen VOGUE unter der derzeitigen Chefredakteurin Christiane Arp.
Ein Fest der Vergangenheit und eine Reise in die Zukunft
Die Ausstellung ist eine Zeitreise in das Gestern, Heute, vor allem aber das Morgen des Mode-Journalismus, der längst nicht mehr auf das gedruckte Magazin beschränkt ist, sondern Mode auf vielen Plattformen – digital, audio-visuell oder in Form von Events – erlebbar macht. Diese Vielschichtigkeit wird in der Ausstellung, gestaltet von Thomas Mayfried und Swantje Grundler, mittels unterschiedlichster Medien und künstlerischer Gattungen aufgezeigt.
So finden zum Beispiel Fotoshootings im VOGUE Atelier im 2. OG der Villa Stuck statt, die von den Besucher*innen live mitverfolgt werden können. Der von Christiane Arp persönlich gestaltete „Raum 5 – eine Hommage an Karl Lagerfeld“ hingegen zeichnet ein Bild der langen und innigen Kooperation zwischen dem Modedesigner und dem Magazin sowie der Chefredakteurin. Karl Lagerfeld und die deutsche VOGUE verband eine ganz besondere Beziehung. Davon zeugen unzählige Modeshootings, Porträtaufnahmen, Architekturfotos und Stillleben bis hin zur Jubiläumsausgabe zum 30. Geburtstag, die Karl Lagerfeld als Co-Chefredakteur gestaltete.
Näheres zu den Veranstaltungen von VOGUE Germany in der Villa Stuck finden sie hier.
1954 startete Karl Lagerfeld seine Modekarriere. Für den Entwurf seines Mantels, 2015 für die Ausstellung «Karl Lagerfeld. Modemethode» in der Bundeskunsthalle Bonn nachgeschneidert, gewann er den International Woolmark Price. Auch das vollständig mit blassgrünen Pailletten und mehrfarbigen Blumen aus Keramik bestickte Bustierkleid aus der Haute-Couture-Kollektion Frühjahr/Sommer 2019 für Chanel ist in dem Raum zu sehen.
Nachhaltigkeit & Mode
Auch das derzeitige Spannungsbild zwischen Mode und Umweltverschmutzung sowie die Mode der Zukunft wird aufgezeigt. Der „Nachhaltigkeitsraums“ macht darauf aufmerksam, dass die Modeindustrie eine der schmutzigsten Industrien weltweit ist. Hier steht die Frage: „Wird sich wirklich etwas ändern?“ im Raum und zeigt neue Ansätze auf unter anderem durch die Förderung von jungen Designer*innen, bei denen Nachhaltigkeit im Modeentwurf impliziert scheint.
Viktor & Rolf entwarfen z.B ein Haute-Couture-Kleid aus aus recycelten und übriggebliebenen Materialien vergangener Saisons. Ecoalft ist ein weiterer Ansatz. Mit Hilfe spanischer Fischer holt Ecoalf-Gründer Javier Goyeneche den Plastikmüll nach oben — im vergangenen Jahr knapp 300 Tonnen — und verarbeitet ihn zu Garn, aus dem wiederum Kleidungsstücke entstehen.
Während Familienbesuchen in Indien und Nigeria stieß Priya Ahluwalia auf abgetragene Mode aus dem Westen. Schockiert, aber auch inspiriert davon fertigt die Londoner Menswear-Designerin ihre Entwürfe aus Secondhandkleidung und Deadstock-Materialien. 2019 wurde sie mit dem H&M Design Award ausgezeichnet. Für die Installation verwendete sie u. a. eine Bluse ihrer Großmutter und ein T-Shirt aus ihrer eigenen Garderobe.
Die Mode der Zukunft
Einen weiteren Blick in die Zukunft erhalten alle Besucher*innen mit dem „Zukunftsraum“ in dem neue Technologien im Kontext von Modedesign diskutiert und ausgestellt werden.
Kann Mode mehr sein als bloßes Konsumgut? An dieser Vision arbeitet Alice Potts, indem sie Kristalle aus menschlichem Schweiß züchtet. Zusammen mit Wissenschaftlern des Imperial College in London hat die Britin außerdem ein mehrstufiges Verfahren entwickelt, das Kristalle aus Kleidungsstücken wachsen lässt. Die Spitzenschuhe einer Balletttänzerin offenbaren so
die Spuren und eben den Schweiß harter Trainingsarbeit. Mehr zu Alice Potts arbeit erfahren sie am 12.12. beim VOGUE Talk zum Thema „Biodesign – Wie aus menschlichem Schweiß Kristalle werden“.
Die Studierenden des Bachelor- und Masterprogramms Fashion & Technology stellen ebenfalls einige ihrer Arbeiten im 2. OG der Villa Stuck aus. Hierbei handelt es sich um eine Programm für zeitgenössisches Modedesign an der Kunstuniversität Linz. Das international ausgerichtete Studium richtet sich an Personen, die experimentell und nachhaltig denken, handeln und forschen.
Fotos: Karolina Jakovljevic