Lesen und Bücher gehören zusammen, aber irgendwas scheint nicht zu funktionieren. Ist das Buch kaputt? Ist der Leser kaputt? Was ist das Problem? Kann das repariert werden?
Wenn man sich anhört, wie Verlage und die Buchbranche über das Buch reden, muss man den Eindruck gewinnen, es handelt sich um einen schwer kranken Patienten. Was hat der Patient, nun, die Verkäufe sind nicht zufriedenstellend: Autoren und Illustratoren können von der Arbeit am Buch nur in den seltensten Fällen leben. Verlage sehen sich von der Existenz bedroht und alle, die am Schaffungsprozess beteiligt sind, sehen kein Fortkommen.
Hat das Buch keine Zukunft? Nun, in der Zeit seitdem es Bücher gibt, haben sich diese ziemlich verändert, auch das, was zwischen zwei Buchdeckel kommt, hat sich gewandelt. Das Buch geht also doch mit der Zeit. So schlimm kann es dann doch nicht sein, oder? Die Herausforderung an Bücher ist heute scheinbar extrem.
Es gibt zahlreiche Initiativen zur Leseförderung, da sind gemeinnützige Einrichtungen, Spender, Spenden und Engagement von bekannten Persönlichkeiten, wie durch die Autorin Cornelia Funke, die in den USA einen BookTruck unterstützt. Daneben gibt es auch Stiftungen, wie die Stiftung Lesen, die vielfältige Aktionen plant, unterstützt und organisiert. Oder denken wir an die vielen Lesepaten, die sich aktiv in ganz Deutschland dafür einsetzen Leser und Bücher zusammenzubringen. Online gibt es Communities und Apps, die Leser vernetzen und immer auf dem Laufenden halten. Und ganz klar sind da auch die Buchhändler, Bibliothekare, Lehrer und viele weitere Personen, die mit Empfehlungen, Beratung und Lesungen Bücher anpreisen, verschenken und bewerben, dass es jedem zweifelsohne klar scheint, das Buch ist wichtig, es soll leben. Lesen ist so vielen Menschen wichtig, sodass sie viel tun, um Bücher zu Lesern zu bringen, jeder, der in Deutschland etwas mit Büchern macht, kennt den Namen Karla Paul, sie ist die beste Botschafterin für Bücher. In Zeitungen, online Plattformen und Radio wird darüber berichtet. Doch was ist es, das da nicht funktioniert?
Warum gibt es nach wie vor Leser und Nicht-Leser? Eine Antwort ist, dass es heute mehr Menschen denn je gibt, die das Lesen beherrschen, eine entsprechende Bildung haben. Aber das heißt nicht, dass diese Menschen auch lesen wollen. Vielleicht haben sie ganz andere Vorlieben. Viele Bücher, die nicht gekauft werden, sind nicht schlecht oder weniger gut als andere, sie sind schlicht nie zum Leser gekommen, weil es so irre viele tolle Bücher gibt. Ganz abgesehen von all den andern tollen Sachen, die man machen kann. Persönlich muss ich mir und euch eingestehen, auf viele tolle Bücher bin ich durch Zufall gestoßen, ich habe sie nie gesucht, ich wusste ja gar nicht, dass es sie gibt oder dass sie mich interessieren. Andere Bücher habe ich entdeckt, weil mich etwas angesprochen oder interessiert hat, vielleicht habe ich auch etwas gesucht, aber für jedes Buch, das ich gelesen und gefunden habe, gibt es unzählige Bücher und Medien, die ich eben nicht konsumiert habe.
Weder Leser noch Buch ist nicht kaputt, es trägt auch keiner die Schuld. Jeder muss für sich entscheiden, welche Medien er oder sie konsumiert und dann aus dem jeweiligen Angebot wählen. Als Verlag, Autor oder Leseförderer kann man nur auf sein Angebot aufmerksam machen, aber die Entscheidung liegt beim Konsumenten. Als Autorin freue ich mich über jeden, der meine Bücher liest, aber ich nehme es niemandem übel, sie nicht entdeckt zu haben.