Ist Bio wirlich besser?

Von Cordula

Das Bio-Tier.

Ich habe jetzt schon des Öfteren die Erfahrung gemacht, dass man mir sagte auf dem Bauernhof sehe man ja, dass es den Tieren gut geht. Von daher sei es ja möglich Milch und Eier von “glücklichen” Tieren zu bekommen und das ganz ohne Tierqual.

Meine Meinung dazu ist, dass Bio im Prinzip ein Label zur Gewissensbefriedigung ist.

Bio, genauso wie Freilandhaltung oder der Begriff Grasgefüttert lassen uns denken, dass Kühe auf der Weide grasen oder Hühner im Freien herumscharren. Das Bild vom idyllischen Bauernhof sozusagen.

Doch was bleibt ist, dass die Praktiken bei Bio dieselben sind wie in der Massentierhaltung auch. Es geht darum mit der Leistung dieser Tiere Geld zu verdienen. Insofern sind auch Bio-Hühner. Bio-Kühe oder Bio-Rinder vordergründig organische Waren.

Man hat also als Kunde nur folgende Wahl: Zahle ich Billigpreise für Produkte von Tieren, die unter Garantie gelitten und alles nur kein schönes Leben hatten? Oder zahle ich etwas mehr für Produkte von Tieren, die etwas mehr Platz hatten als die Tiere aus  Massentierhaltung, deren Leben man aber auch nicht als unbedingt als glücklich bezeichnen kann?

Großes Übel vs. kleineres Übel. Das ist im Prinzip die Wahl, die man heute als Konsument von Fleisch, Milch und Eiern hat.

Jetzt mag das ein wenig hart formuliert klingen. Zugegeben, ich bin was das angeht direkt. Ich habe hierbei auch schon des Öfteren die Erfahrung gemacht, dass viele ab diesem Punkt das Thema wechseln. Oder aber auch, dass Emotionen hoch kochen. Viele sind manchmal auch erschrocken, wenn sie hören, dass für Bio Eier auch männliche Küken vergast oder für Bio Milch Kühe nicht älter als 7 Jahre werden.

Doch inwiefern ist es überhaupt relevant ob das Tier mal ein schönes Leben hatte, wenn die Mehrzahl von uns doch tagtäglich, statt zu Bio, zur Massentierhaltungsware greift?
Ist das Wohlergehen dieser Tiere nur dann relevant, wenn man unmittelbar mit dem Thema konfrontiert wird? Oder ist einem das Wohlergehen dieser Tiere wirklich von Bedeutung?

Bio ist etwas besser als Massentierhaltung.Es fördert bessere Haltungsbedingungen. Das Gelbe vom Ei ist das jedoch auch nicht. Hier ein paar Gründe wieso:

BIO-EIER
Bio-Haltung bedeutet, dass die Tiere eine Auslauffläche von 4,0 m² pro Huhn sowie eine Besatzdichte von max. 6 Hennen pro m² nutzbare Fläche haben sollen. Desweiteren soll die Anzahl der Gruppengröße auf 3.000 Hühner beschränkt sein und die Tiere sollen nur Biofutter erhalten.

Im Endeffekt kann man sagen, dass Biohaltung bei Hühnern erweiterte Freilandhaltung ist. Und diese wiederum ist erweiterte Bodenhaltung.

Um das aufzuschlüsseln: Bodenhaltung bedeutet, dass die Tiere praktisch die ganze Zeit über, egal ob Tag oder Nacht, im Stall sind, dort leben, Eier legen und schlafen. .So stehen 7 Hühnern eine Mindestfläche von 1m² zur Verfügung. Bei zusätzlicher Fütterung und/oder Außenscharrraum, dürfen auch bis zu 9 Tiere pro m² gehalten werden.
Dem entgegen bedeutet Freilandhaltung, dass die Bodenhaltung durch einen Auslauf ins Freie erweitert wird. (Quelle)

Nun gelten für Bio-Eier andere Haltungsbedingungen sowie Auflagen als für Eier aus Bodenhaltung. Nichts desto trotz ist auch Biohaltung im Endeffekt Massentierhaltung. Die dort eingesetzten Hühnerrassen sind so gezüchtet, dass sie, statt wie früher 20 bis 30 Eier pro Jahr, bis zu 300 Eier jährlich legen. Und was bleibt ist auch, dass für Bioeier noch männliche Küken am Tag ihrer Geburt getötet werden.
Eine weitere Sache ist dann auch, dass Bio-Legehennen nicht ihr natürliches Lebensalter erreichen. Legen sie keine EIer mehr, oder nicht mehr in der geforderten Menge, oder sind sie krank, endet ihr Schicksal meist beim Schlachter, wobei dann wieder neue Legehennen as Nachzügler für weitere Eiproduktion sorgen. Somit kann man sagen, dass auch Bio-Hühner nicht älter als durchschnittlich 18 Monate werden (obwohl so ein Huhn 10 bis 15 Jahre alt werden könnte).

Desweiteren bedeuten gesetzliche Auflagen nicht, dass diese auch immer eingehalten werden. Geschweige denn, dass es den Tieren, innerhalb einer befristeten Lebensspanne von 12-18 Monaten, wirklich gut geht. Auch hier gibt es Fälle, die anderes zeigen:


BIO-MILCH
MIlch ist so ein weiteres Thema. Oft heißt es wir als Menschen sollten möglichst viele Milchprodukte konsumieren, gerade um unseren Kalziumbedarf damit zu decken. Besonders für Heranwachsende sei dies wichtig. Doch auch für den Menschen im Erwachsenenalter.
Doch im Grunde sind wir das einzige Lebewesen, welches noch im Erwachsenenalter die Muttermilch einer anderen Spezies trinkt. Normalerweise dient die Muttermilch dazu einen Säugling in den ersten Monaten seines Lebens mit allen wichtigen Nährstoffen zu versorgen, bis er schließlich in der Lage ist feste Nahrung zu sich zu nehmen. Bei Rindern ist das nicht anders.
Eine Frage hierbei wäre inwiefern es Sinn macht als Mensch auf die Muttermilch einer anderen Spezies angewiesen zu sein? Doch das nur am Rande…

Biohaltung bei Rindern bedeutet, kurz gefasst, dass diese mehr Auslauf haben (da ihnen die Möglichkeit eines Laufstalls oder ganzjähriger Zugang zu einer Weidefläche ermöglicht werden muss) und weniger Kraftfutter erhalten, als Tiere aus Intentivtierhaltung.
Nichts desto trotz wird auch bei Bio Kraftfutteranteile zugefüttert. Auch Dinge wie Kastration oder Enthornung ohne Betäubung darf eigentlich nur im Einzelfall, und wenn dann nur mit einer Ausnahmeregelung durchgeführt werden. Nichts desto trotz wird von dieser Ausnahmeregelung nicht selten verhäuft Gebrauch gemacht.
Der oberste Standard in Sachen Biohaltung sind hierbei Bioland und Demeter. Hierbei sind die Enthornung von Kühen sowie der Einsatz hornlos gezüchteter Rinderrassen verboten. (Nähere Infos zu den einzelnen Bio-Siegeln und deren Hintergründe findet sich auch unter folgender Quelle.)

Im Grunde gilt bei Biomilch dasselbe wie bei konventioneller Milch. Auch hier müssen die Kühe jedes Jahr ein Kalb gebären um Milch zu erzeugen. Und auch hier haben die Tiere eine durchschnittliche Lebenserwartung von 5 bis 7 Jahren.

Weitere Informationen finden sich auch in diesem Video:


BIO-FLEISCH

Jetzt wirbt auch McDonalds bereits mit Burgern auf der Basis von Bio-Rindfleisch. Nett anzusehen, wie dieser Werbefilm zeigt:

Mit Sicherheit wird das nun so einigen Kunden zufrieden stellen. Man sieht doch, dass alles höchsten Standards entspricht. Doch was bedeutet Bio, wenn dieses Fleisch als Massenware produziert werden soll?

Einerseits scheint sich selbst bei Fastfood-Produzenten etwas zu tun. Andererseits die Lösung ist das auch wieder nicht.
Der Anteil an Bio-Tieren in Deutschland beläuft sich in der gesamtdeutschen Statistik auf ca. 2,8%. So sind 3,4% der deutschen Rinder, 0,6% aller Schweine und 1% aller Hühner sogenannte Bio-Tiere.

Als Beispiel:
Ein 100kg schweres Mastschwein hat bei Bio, statt 0,65qm (konventionelle Haltung) Anspruch auf 1,9qm Platz. Laut EG-Recht steht z.B. einem Bio-Kälbchen bis 100kg Gewicht ein “Lebensraum” von insgesamt 2,6qm zu.
Eine Sau mit durchschnittlich 12 Ferkeln auf 10qm “Lebensraum” erfüllt die gängigen Öko-Richtlinien. Später stehen diesen Ferkeln bis zu einem Gewicht von 50kg 1,4qm Schweinebucht zur Verfügung. Im Gegensatz zu ihren Artgenossen in konventioneller Haltung bekommen sie dann auchh etwas Heu zum spielen, damit ihnen nicht langweilig wird.

Ein weiterer nicht zu verachtender Aspekt ist, dass es sich bei Bio nicht um ein paar Tiere in Kleingruppen handelt. Auch hier werden mehrere hundert bis tausend Tiere gehalten, ähnlich wie in konventionellen Betrieben auch.

Näheres zum Biotier auch zu sehen hier:

Eine weitere Sache ist, dass auch Bio-Tiere am Ende ihres Lebens Tiertransporte durchlaufen müssen und auf dieselbe Art und Weise getötet werden wie die Tiere aus Massentierhaltung. Entweder mit Bolzenschuss, elektrischer Durchströmung oder mittels Kohlendioxid, was die gängigsten als “human” bezeichneten Tötungsmethoden darstellen. Ob es sowas wie humanes Töten gibt, ist dann jedoch wieder eine andere Sache.


Alles in allem ist Bio letzten Endes auch eine Art von Massentierhaltung. Und das Tier hierbei mehr eine organische Ware, als ein Lebewesen. Es ermöglicht lediglich etwas bessere Haltungsbedingungen, sterben müssen die Tiere aber trotzdem. Die Tiere werden zur Erzeugung für Milch und Eier hierbei auch nicht älter als die Tiere aus konventioneller Haltung. Und auch sie durchlaufen dieselben Prozedere.

Man muss hier meiner Ansicht nach abwägen. Will man, dass die Tiere eine glückliche Lebensspanne oder, dass die Tiere ein glückliches Leben haben.

Entscheiden muss das letzten Endes jeder für sich selbst. Doch mittlerweile gibt es unzählige Alternativen wie man Eier, Milch und auch Fleisch ersetzen kann.

Als Ersatz für EIer dienen u.a. Apfelmus, zerkleinerte Banane, Leinsamen und Chia Samen mit Wasser, oder aber auch mittleweile erhältlicher Ei-Ersatz.

Für Milch gibt es unzählige Pflanzenmilchsorten. Hierbei auch mit zugesetztem Kalzium, falls man sich Sorgen um seine Kalzium-Zufuhr macht.

Und für Fleisch gibt es nette Sachen wie beispielsweise Seitan (Weizeneiweiß) oder auch Geschnetzeltes oder Steaks aus Lupinen. Beides sojafreie Alternativen sozusagen.