Ein neuer Mitarbeiter des Wachdienstes des Jüdischen Museums versieht seit kurzem seinen Dienst in unserem ersten Obergeschoss: Batman. Er bewacht dort unsere neue Ausstellung im Studienraum „Dr. Wertham und der Comic Code“ und achtet darauf, dass der Geist von Fredric Wertham – der vor seiner Auswanderung in die USA in den 1920er Jahren auch einige Jahre in München tätig war – in der Vitrine gefangen bleibt.
War doch Wertham nicht nur der Erfinder des „Comic Codes“, einer Art Gütesiegel für gewaltfreie Comics. Er sah in Batman nicht den Beschützer und Retter, sondern eine reale Gefahr für Jugendliche, die nicht nur durch ihn Allmachtsfantasien bekommen würden sondern auch durch die Lektüre homosexuell werden könnten: „Several years ago a California psychiatrist pointed out that the Batman stories are psychologically homosexual. Our researches confirm this entirely. Only someone ignorant of the fundamentals of psychiatry and of the psychopathology of sex can fail to realize a subtle atmosphere of homoerotism which pervades the adventures of the mature ‘Batman’ and his young friend ‘Robin.’“ Das schreibt Wertham 1954 in seinem Buch „Seduction of the Innocent“, das einen Kreuzzug gegen die Comicliteratur auslöste, unfreiwillig für das Entstehen von Underground Comics verantwortlich war und dessen Erstausgabe eines der Exponate unserer Ausstellung ist.
Heute wird das freilich anders gesehen und die zentrale Frage scheint – wenn man sich im Web ein wenig umsieht – zu sein: Ist Batman Jude? Hier beantwortet beispielsweise die Jewish World Review die Frage und kommt zum Schluss, das Batman eigentlich Badmentsch heißt. Und hier ein kleines Video zum Thema.
Diskutiert werden kann diese Frage, aber auch jene, wie böse Fredric Wertham war, nicht nur bei uns im Studienraum. Von 31. Mai bis 2. Juni bietet auch das Comicfestival München dazu die Gelegenheit, wenn beispielsweise der Altmeister des Underground, Robert Crumb, in diesem Rahmen bei uns im Jüdischen Museum zu Gast ist oder Denis Kitchen an den jüdischen Comic-Künstler Al Capp erinnert.