Israelischer Sicherheitsberater stellt sich als Sicherheitsrisiko dar

Erstellt am 9. Dezember 2011 von Lux
In der Überschrift wollte ich zunächst "als Sicherheitsrisiko für den Weltfrieden" schreiben.
Doch so zynisch wollte ich nicht sein bzw. ich wollte nicht missverstanden werden, indem ich diese allgegenwärtig kriegerische Welt mit dem Wort Weltfrieden falsch etikettieren würde.
Zum Thema. Die zionistische Postille "jungle world" wartete gestern mit einem Interview mit dem israelischen Sicherheitsberater Dan Schueftan auf.
Darin wurde Schueftan die Gelegenheit gegeben, seine verlogene Kriegshetze zu verbreiten.
Doch kümmert es die bundesamtliche Seite, wenn in dieser Bananenrepublik auserwählte Volksverhetzung und Kriegshetze betrieben wird?
Nein. Und das hat seine Gründe, die bestimmt nicht in ehrbaren Elementen wie Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und dergleichen mehr zu suchen sind.
Man stelle sich nur vor, welcher mediale und politische Aufwand betrieben worden wäre, hätte die Gegenseite auch nur ansatzweise solche Äußerungen bezüglich des Apartheidregimes getätigt.
Schueftan
Hier nun das Gespräch mit Schueftan:
Am 28. November gab es offenbar eine große Explosion in einer iranischen Atomanlage in der Nähe von Isfahan, am 12. November eine in einem Raketenwerk außerhalb Teherans. Dabei starb auch der Raketenexperte Brigadegeneral Hassan Tehrani Mokaddam. Waren das Aktionen ausländischer Geheimdienste oder schlicht Unfälle?
Ich weiß es nicht. Aber ich glaube und hoffe, dass wir involviert waren. Was im Iran gerade passiert, bedroht die ganze Menschheit. Wir würden so etwas nicht für andere tun, wir tun es für unser eigenes Überleben. Den Iran daran zu hindern, Atomwaffen zu bekommen, und zu verhindern, dass die Revolutionsgarden die Welt auf sehr negative Art verändern, ist etwas, das jeder zivilisierte Mensch sich wünschen muss. Falls wir es getan haben, gratuliere ich uns. Und falls es andere waren, werde ich denen gratulieren.
Warum wären iranische Atomwaffen eine Bedrohung für die ganze Menschheit?
Die Iraner stehen nicht eines Morgens auf und werfen eine Atombombe über Israel ab. Die Nuklearisierung des Iran würde die Nuklearisierung Ägyptens, der Türkei und Saudi-Arabiens unmittelbar zur Folge haben. Später kämen wahrscheinlich Syrien und Libyen hinzu. Dann gäbe es im Nahen Osten sieben oder acht Atommächte. In einer Welt, in der es sieben oder acht Atommächte im Nahen Osten gibt, wird die konventionelle Bedrohung für Israel entsetzlich sein, weil viele Radikale – und ich betone: fälschlicherweise – annehmen werden, dass sie einen iranischen Schutzschirm haben. Sie werden Israel mit konventionellen Mitteln provozieren. Dass die instabilste Region der ganzen Welt mit den meisten Energieressourcen randvoll mit Irren ist, ist noch nicht einmal das Hauptproblem, sondern erst der Anfang. Andere Länder werden zu der Einsicht gelangen, dass die USA keine globale Ordnung mehr garantieren können. Es wäre das Ende der Welt, wie wir sie kennen, und die neue Welt wäre extrem gefährlich.
Was sollten die USA Ihrer Ansicht nach nun tun?
Sie sollten sechs Monate Zeit für Verhandlungen geben und gleichzeitig eine Blockade vorbereiten. Eine Blockade bedeutet, dass eine ganze Menge Militär konzentriert wird. Dann kann Diplomatie sehr viel ernster genommen werden. Heute sehen sich die Iraner die Welt an und nehmen den Westen nicht ernst, weil er keine Bedrohung darstellt. Wenn es mit Diplomatie dann nicht klappt, würde ich die Blockade in Kraft setzen. Die Blockade nähme zwar den Iran nicht in einen völligen Würgegriff, weil die Russen und Chinesen sie umgehen würden. Bei der katastrophalen Lage der iranischen Wirtschaft würde sie das Regime trotzdem hart genug treffen. Dann würde ich hoffen, dass die Iraner irgendetwas Radikales tun, etwa die Meerenge von Hormuz zu verminen. Der Rest wäre ein Selbstläufer.
Von den Vereinigten Staaten ist ein derartiges Vorgehen zurzeit wohl nicht zu erwarten.
Solange Barack Obama Präsident ist, sind die Chancen, dass die USA etwas tun, gering. Aber sie sind nicht gleich null, falls ihm plötzlich doch ein »strategisches Rückgrat« wachsen würde.
Und was könnte ein israelischer Militärschlag bewirken?
Ich glaube, er könnte das Atomprojekt des iranischen Regimes verzögern. Aber das Wissen kann man nicht zerstören. Dennoch ist es möglich, dem Iran ein solches Maß an Schaden zuzufügen, dass das Regime es sich anders überlegt. Und wenn die Amerikaner nach einer israelischen Aktion einen Folgeangriff durchführen würden, dann wären die Tendenzen gegen eine Weiterführung dieser Politik im Iran vielleicht stärker. Insofern wäre unsere Aktion dann auch wesentlich effektiver.
Wäre eine demokratische Revolution nicht die eleganteste Lösung?
Das würde sicherlich helfen. Die iranische Gesellschaft macht mir große Hoffnungen, schätzungsweise zwei Drittel der Bevölkerung wollen eine pluralistische Gesellschaft. Im Iran ist das Regime das größte Problem. Ich glaube, es war ein riesiger Fehler der Amerikaner, dass sie nicht einmal versucht haben, die Opposition im Iran zu unterstützen [sic!], als Hunderttausende extrem mutig waren und auf die Straße gegangen sind. Die Ägypter gegen Mubarak zu unterstützen, aber nicht die Iraner gegen Khamenei und Ahmadinejad, war ein riesiger Fehler von Obama.
Demokratisierung im Iran ist erwünscht, aber nicht in Ägypten?
Der Mob, der die israelische Botschaft in Kairo angegriffen hat, verfügt zurzeit über Einfluss und trotzdem nennen das viele Beobachter in der Region »Demokratie«. Demokratie heißt aber nicht, dass Menschen ihren Willen ausdrücken und die Regierung diesem folgt. Demokratie benötigt eine offene Gesellschaft und Menschen, die sich offen äußern und berücksichtigt werden wollen. Demokratie beinhaltet eine demokratische Kultur, und die gibt es in Ägypten nicht. Aus europäischer Sicht klingt es vielleicht zunächst gut, wenn eine Regierung den Volkswillen repräsentiert. Aber im Gaza-Streifen gibt es zum Beispiel eine in freien Wahlen gewählte Regierung, nur ist es eine barbarische Regierung.
Präsident Bashar al-Assad in Syrien, der beste Freund des iranischen Regimes, hat gerade eine ganze Menge Ärger mit seinem Volk. Ist das nicht ein Grund zur Schadenfreude?
Assad ist ein Barbar, aber ein verantwortungsvoller. Einerseits war er im Begriff, eine Atombombe zu bauen, andererseits hat er keinen Krieg angefangen, als die Israelis, die Norweger oder wer auch immer die Anlagen zerstört haben. Ich hätte dennoch nichts gegen Assads Ende.
Das klingt zwiespältig.
Wenn die Sorte syrischer Demokraten, die ich getroffen habe, in Syrien die Macht übernähmen, wäre ich entzückt. Aber momentan ist die einzige organisierte Kraft in Syrien die Muslimbruderschaft. Assad ist nicht gut, aber die Muslimbrüder wären viel schlimmer. Sie wären verbündet mit den Muslimbrüdern in Gaza und sind vielleicht in Kontakt mit den Muslimbrüdern, die potentiell das Regime in Jordanien übernehmen. Ein Zusammenschluss von Muslimbrüdern im Nahen Osten könnte insgesamt noch schlimmer sein als Assad und Mubarak.
Ich kenne persönlich Hunderte von Ägyptern, die eine Demokratie wollen, und es gibt sicher noch Hunderttausende mehr, die ich nicht persönlich kenne. Aber sie sind keine organisierte Macht, die Ägypten die Demokratie bringen kann.
Etliche außenpolitische Berater und Nahostexperten behaupten, die Muslimbrüder seien die islamische Variante christlicher Konservativer.
Diese Vorstellung ist lachhaft und idiotisch, weil sie nur einen sehr kleinen Aspekt betrachtet. Was wirklich zählt, ist, was mit einer Gesellschaft passiert. Die Muslimbrüder wollen die Gesellschaft in negativer Weise verändern. Nur weil sie morgen nicht sofort in den Krieg ziehen wollen, sind sie nicht moderat. Sie verändern die Gesellschaft auf eine Art, die Konfrontation und Krieg unausweichlich machen würden, und zwar nicht einmal auf lange, sondern auf mittlere Sicht. Aber sie sind schlau genug, nicht heute auszusprechen, was sie morgen zu tun gedenken.
Welche Aussichten bestehen also für Israel?
Wir werden keine Wahl haben, außer unseren Verteidigungshaushalt zu erhöhen und auf größere Ausbrüche vorbereitet zu sein. Und es wird schwieriger sein als zuvor, Zugeständnisse zu machen, die Auswirkungen auf die Sicherheit haben. Beispielsweise befürworte ich einen Abzug aus dem größten Teil der Westbank und eine Teilung Jerusalems. Aber wenn man weiß, dass Jordanien nicht sicher ist, kann man es sich kaum leisten, das Jordantal zu verlassen. Und Jordanien ist ein Pufferstaat zwischen Israel und dem Irak. Ein Irak unter der Kontrolle des Iran wäre eine größere Gefahr. Israel ist dazu gezwungen, vorsichtiger zu sein.
Eigentlich hatte ich vorgehabt, die verlogenen Aussagen Schueftans zu kommentieren. Doch das ist nicht notwendig. Vorausgesetzt, die Leser verfügen über etwas Hintergrundwissen oder über einen gesunden Menschenverstand, dann erübrigt sich jeder Kommentar. Er wäre nur die Bestätigung dessen, auf was man beim Lesen ohnehin kommen würde. Vielleicht noch mit der ein oder anderen Information gewürzt, aber nicht das Leseergebnis in seinen Grundzügen beeinflussend.
Zusammenfassend lässt sich sagen - um in Schueftans Worten zu sprechen - dass die Aussagen Schueftans wahrlich "lachhaft" und "idiotisch" sind und der Sicherheitsberater Schueftan mit Sicherheit zu den "Irren" gezählt werden muss, mit denen diese Weltregion angeblich "randvoll" ist.