Isolation Berlin
Support: Der Ringer
Feierwerk, München, 10. April 2016
Der heutigen Jugend wird ja gemeinhin gern nachgesagt, sie sei oberflächlich und nur auf den eigenen Vorteil bedacht, leidenschaftlichen Gefühlsausbrüchen begegne sie skeptisch bis abweisend. Wie falsch man mit dieser Einschätzung liegen kann, verdeutlicht ein Abend wie dieser im Münchner Feierwerk. Zwar tragen Isolation Berlin den Hype quasi schon im Namen (denn mehr 80er geht eigentlich gar nicht) und trotzdem hat das Publikum ein feines Gespür dafür, wo aufgesetzte Attitüde endet und die kompromisslose, künstlerische Selbstausbeutung beginnt. Tobias Bamborschke, schon optisch eine Art Wiedervereiningung Gesamtberliner Musikgeschichte – hier Rio Reiser (Ton Steine Scherben, West), dort André Herzberg (Pankow, Ost) – Bamborschke also müsste als Sänger des Quartetts schon ein verdammt guter Schauspieler sein, wollte man ihm nicht abnehmen, dass er in den Songs und auf der Bühne nicht sein Innerstes nach außen kehrt.
Ein zarter Jungspund mit blassem Teint und auch an diesem Abend (mit Verlaub) äußerlich in eher bemitleidenswertem Zustand, macht also nicht den Eindruck, als sei er mal eben kurz vorbeigekommen, um einen Promogig abzureißen. Die Stücke, mit denen Isolation Berlin die Musikkritik erst überrascht und dann im Sturm genommen haben und deren Hauptteil sich auf dem grandiosen Debütalbum „Und aus den Wolken tropft die Zeit“ befindet, lassen sich so gar nicht in ein bestimmtes Genre pressen – düstere Grauzonenmusik, der Punk der Fehlfarben hier, Anklänge der Neuen Deutschen Welle mit allen exaltierten Verrücktheiten da. Das Gros der Songs aber beruft sich auf die lakonisch-melancholischen Milieubetrachtungen von Sven Regener und Element Of Crime, hier sind die größten Gemeinsamkeiten auszumachen. Bamborschke ist also gekommen, dem enthusiastischen Anhang sein schwarzes Herz auszuschütten, über enttäuschte Liebe, Verlassenheit und Todessehnsucht zu klagen und man merkt dem Jungen an, dass er den Satz von dem einen Lied, das ihm geblieben ist, nicht einfach so dahersingt.
Er zittert, stampft und springt dabei, mal treibt ihn der „Wahn“ und läßt ihn irre lachen, dann wieder ist es „Annabelle“, die Angebetete, die ihn, wenn auch nur kurz, aus seinen dunklen Gedanken holt. Es ist sicher nicht übertrieben zu behaupten, dass der kleine Mann und die großen Lieder einige Zeit überdauern werden, das Potential ist schon auf der Platte zu erkennen, live kommen sie noch um einiges intensiver daher. Da wird das titelgebende „Isolation Berlin“ zum krachenden Manifest trostloser Verlorenheit, entfacht „Körper“ eine fast schon beängstigend zerstörerische Wucht und Wut und sorgt der Kontrast zwischen Geflüster und Geschrei bei „Ich wünschte ich könnte“ einmal mehr für Gänsehaut. Es ist eine triste und tieftraurige Welt und dennoch folgt ihm und ihnen das Publikum mit wachsender Begeisterung. Vielleicht ist es ja so – der Gedanke kommt einem mehrmals an diesem Abend – dass nicht nur der Zuhörer einen Gleichgesinnten sucht, sondern auch der Sänger dringend des Zuspruchs bedarf, das Leben da draußen wäre sonst für manchen einfach nicht auszuhalten.
Support: Der Ringer
Feierwerk, München, 10. April 2016
Der heutigen Jugend wird ja gemeinhin gern nachgesagt, sie sei oberflächlich und nur auf den eigenen Vorteil bedacht, leidenschaftlichen Gefühlsausbrüchen begegne sie skeptisch bis abweisend. Wie falsch man mit dieser Einschätzung liegen kann, verdeutlicht ein Abend wie dieser im Münchner Feierwerk. Zwar tragen Isolation Berlin den Hype quasi schon im Namen (denn mehr 80er geht eigentlich gar nicht) und trotzdem hat das Publikum ein feines Gespür dafür, wo aufgesetzte Attitüde endet und die kompromisslose, künstlerische Selbstausbeutung beginnt. Tobias Bamborschke, schon optisch eine Art Wiedervereiningung Gesamtberliner Musikgeschichte – hier Rio Reiser (Ton Steine Scherben, West), dort André Herzberg (Pankow, Ost) – Bamborschke also müsste als Sänger des Quartetts schon ein verdammt guter Schauspieler sein, wollte man ihm nicht abnehmen, dass er in den Songs und auf der Bühne nicht sein Innerstes nach außen kehrt.
Ein zarter Jungspund mit blassem Teint und auch an diesem Abend (mit Verlaub) äußerlich in eher bemitleidenswertem Zustand, macht also nicht den Eindruck, als sei er mal eben kurz vorbeigekommen, um einen Promogig abzureißen. Die Stücke, mit denen Isolation Berlin die Musikkritik erst überrascht und dann im Sturm genommen haben und deren Hauptteil sich auf dem grandiosen Debütalbum „Und aus den Wolken tropft die Zeit“ befindet, lassen sich so gar nicht in ein bestimmtes Genre pressen – düstere Grauzonenmusik, der Punk der Fehlfarben hier, Anklänge der Neuen Deutschen Welle mit allen exaltierten Verrücktheiten da. Das Gros der Songs aber beruft sich auf die lakonisch-melancholischen Milieubetrachtungen von Sven Regener und Element Of Crime, hier sind die größten Gemeinsamkeiten auszumachen. Bamborschke ist also gekommen, dem enthusiastischen Anhang sein schwarzes Herz auszuschütten, über enttäuschte Liebe, Verlassenheit und Todessehnsucht zu klagen und man merkt dem Jungen an, dass er den Satz von dem einen Lied, das ihm geblieben ist, nicht einfach so dahersingt.
Er zittert, stampft und springt dabei, mal treibt ihn der „Wahn“ und läßt ihn irre lachen, dann wieder ist es „Annabelle“, die Angebetete, die ihn, wenn auch nur kurz, aus seinen dunklen Gedanken holt. Es ist sicher nicht übertrieben zu behaupten, dass der kleine Mann und die großen Lieder einige Zeit überdauern werden, das Potential ist schon auf der Platte zu erkennen, live kommen sie noch um einiges intensiver daher. Da wird das titelgebende „Isolation Berlin“ zum krachenden Manifest trostloser Verlorenheit, entfacht „Körper“ eine fast schon beängstigend zerstörerische Wucht und Wut und sorgt der Kontrast zwischen Geflüster und Geschrei bei „Ich wünschte ich könnte“ einmal mehr für Gänsehaut. Es ist eine triste und tieftraurige Welt und dennoch folgt ihm und ihnen das Publikum mit wachsender Begeisterung. Vielleicht ist es ja so – der Gedanke kommt einem mehrmals an diesem Abend – dass nicht nur der Zuhörer einen Gleichgesinnten sucht, sondern auch der Sänger dringend des Zuspruchs bedarf, das Leben da draußen wäre sonst für manchen einfach nicht auszuhalten.