Reist man durch Island, sind Wasserfälle allgegenwärtig. Das liegt in der Natur der Sache (und der Insel). Die Vulkane sind zu jeder Jahreszeit mit Schnee bedeckt und mit der Sonne kommt das Schmelzwasser. Außerdem lassen felsige Untergründe das Versickern nur bedingt zu und so strebt alles zum Meer und gräbt sich teilweise sein eigenes Bett.
Wasserfälle auf Island
Etwas Geologie
Wasserfälle bilden sich durch verschiedene Einflüsse. Auf Island entstehen sie zum einen durch unterschiedlich poröse Untergründe, aber auch durch den aktiven Vulkanismus oder Vergletscherung, wodurch sich tiefe Gesteinsspalten oder Stufen im Gelände bilden. Hier findet das Wasser vorgegebene Strukturen, die es in mehr oder weniger enge Bahnen zwingt bzw. über die Stufen regelrecht abstürzen lässt – ein unvergleichliches Schauspiel.
Seljlandsfoss Foto (c) ReiseLeise
Urriðafoss Foto (c) ReiseLeise
Die Qual der Wahl
Die Vielseitigkeit der Landschaft bedingt eine ebensolche Verschiedenheit an Wasserfällen – mal ganz gewaltig und schon von weitem zu hören, mal ganz versteckt, aber immer beeindruckend.
Auf meiner Reise habe ich gar nicht erst versucht, jeden empfohlenen Wasserfall zu besuchen oder bei jedem dieser gewaltigen Ströme anzuhalten. es sind einfach zu viele! Aber auf alle Fälle lohnt es sich, in Bildbänden oder Reiseführern vorab einige Ziele herauszusuchen und auf der Route zu berücksichtigen. Absolute Highlights sind sicher Gullfoss und Dettifoss, aber auch entlang der Ringstraße finden sich einige Wasserfälle, die nicht einmal große Umwege erfordern. Die schönsten von ihnen sind immer gut ausgeschildert und oft auch mit dem Auto erreichbar. Für den Svartifoss muss man aber eine Wanderung von 1-1,5 Stunden (hin und zurück) einplanen.
Im Folgenden zeige ich diejenigen, die ich gesehen habe, und die einen Stopp unbedingt rechtfertigen. Die Reihenfolge entspricht unserer Reiseroute.
Der Versuch einer Liste
1. Öxarárfoss
Der Öxarárfoss befindet sich in malerischer Umgebung im Þingvellir Nationalpark unweit der Thingstätte, der Geburtsstätte der ersten Demokratie der Welt. Ausgehend vom kleinen Zeltplatz ist das Gebiet in ca. 45 Minuten entspannt zu erwandern. Wir kamen erst am Abend an und so lag der Öxarárfoss fürs Fotografieren schon zu sehr im Schatten:
Öxarárfoss Foto (c) ReiseLeise
Þingvellir Nationalpark, Foto (c) ReiseLeise
2. Gulfoss
Der Gullfoss, der “Goldene Wasserfall” gehört sicher zu den schönsten und beeindruckendsten Wasserfällen in Island. Er hat zwei Stufen (11 m und 21 m) und donnert unüberhörbar durch sein gewaltiges Bett.
Kommt man als Individualtourist aus Richtung des Parkplatzes, sieht man zunächst nur einen leichten Nebel über der grünen Ebene, hört jedoch schon deutlich das Grollen der Wassermassen. Hier ist der Ansturm der Besucher auch nicht ganz so groß. Busreisende steigen weiter unten auf dem gesonderten Busparkplatz aus und reihen sich in die Karawane der Besucher ein. Hier ist man nie allein. Trotzdem ist es möglich, Fotos ganz ohne Menschen darauf aufzunehmen.
Die Auswahl aus meinen ca. 100 Fotos, allein vom Gullfoss, war schwer. Ich werde später zum Gullfoss einen separaten Beitrag schreiben.
Gulfoss, Foto (c) ReiseLeise
Gulfoss-Wasserfall 2014
3. Urriðafoss
Der Urriðafoss (Wasserfall der Lachse) ist wenig bekannt und auch wir haben ihn nur zufällig entdeckt. Er lag sozusagen auf dem Weg zu unserem nächsten Ziel zwischen dem Örtchen Stokkseyri und dem Campingplatz Seljalandsfoss. Ein kleines Schild und die typischen Geräusche des tosenden Wassers wiesen den Weg.
Mit einer Fallhöhe von 6 m ist der Urriðafoss unbedeutend, jedoch mit 360 Kubikmetern pro Sekunde der wasserreichste Wasserfall Islands. Das weckt Begehrlichkeiten und so wird diskutiert, diese Energie für ein Wasserkraftwerk zu nutzen. Das würde allerdings das Ende dieses Naturschauspiels sein.
Urriðafoss, Foto (c) ReiseLeise
Urriðafoss, Foto (c) ReiseLeise
4. Seljalandsfoss
Für mich war der Seljalandsfoss einer der schönsten Wasserfälle, die ich gesehen habe. Ganz in der Nähe an der Ringstraße, in Sichtweite der Westmännerinseln, befand sich unser Zeltplatz und wir wunderten uns schon länger, warum dort so viele Busse stehen – denn spektakulär sah der Seljalandsfoss nun wirklich nicht aus. es gibt größere, höhere, lautere,…..
Nach unserem Tagesausflug zu den Werstmännerinseln trieb uns die Neugier dann doch zum Foss und wir wurden nicht enttäuscht: in den Abendstunden entwickelt sich hier ein Schauspiel aus Licht und Wasser, das uns den Atem stocken ließ! Man kann hinter dem 65 m hohen Wasserfall entlanglaufen, was in der Abendsonne unglaublich schön ist.
Wer das mir seiner Kamera einfangen will, sollte festes Schuhwerk (glitschige Steine) und ein Stativ mitnehmen. Der feine Sprühnebel des Wassers trifft natürlich auch die Kamera – das sollte man beachten. Der Lohn sind traumhafte Aufnahmen:
Seljalandsfoss, Foto (c) ReiseLeise
Seljalandsfoss, Foto (c) ReiseLeise
5. Skógafoss
Ebenfalls an der Ringstraße liegt der Skógafoss, mit 62 m Fallhöhe nur unwesentlich kleiner, jedoch wirkt er mächtiger als der Seljalandsfoss. Es ist ziemlich laut dort und wer auf dem unmittelbar daneben befindlichen Zeltplatz zur Ruhe kommen will, muss schon ziemlich fertig sein oder einen sehr tiefen Schlaf haben. Zudem ist der Platz relativ ungeschützt, aber das nur am Rande…
In der Nähe befinden sich ein kleines Museum und ein Restaurant, das zum Zeltplatz gehört. Gut für eine kleine Rast! Auch davon in einem späteren Beitrag mehr…
Rechts neben dem Wasserfall kann man über Treppenstufen nach oben klettern und sich den Foss anschauen, wie er sich auf den Abgrund zu bewegt. Spannend, wie aus einem relativ friedlichen Fluss eine so gewaltige Kraft entspringt:
Skogafoss, Foto (c) ReiseLeise
Skogafoss, Foto (c) ReiseLeise
6. Hundafoss
Der Hundafoss sei der Vollständigkeit halber genannt – er liegt auf dem Weg zum Svartifoss im Skaftafell-Nationalpark.
Hundafoss, (c) ReiseLeise
Hundafoss, (c) ReiseLeise
7. Svartifoss
Dieser Wasserfall (Schwarzer Wasserfall) ist ein MUSS für jeden Island-Reisenden, auch wenn der Aufstieg vom Skaftafell-Visitor-Center zum Svartifoss ca. eine Stunde in Anspruch nimmt. Ist der Hundafoss geschafft, dauert es noch ca.20 Minuten bis zu diesem Anblick. Wir haben allerdings durch das Fotografieren ziemlich getrödelt. Konsequente Wanderer schaffen es sicher auch schneller:
Svartifoss 2014, (c) ReiseLeise
Die schwarzbraunen Basaltsäulen, die hier einen senkrechten Vorhang zu bilden scheinen, haben einen achteckigen Querschnitt und finden sich als architektonische Inspiration sowohl an der Hallgrims-Kirche als auch an der Harpa in Reykjavik wieder.
Sehr dicht kommt man nicht mehr an den Wasserfall. Wahrscheinlich ist er aus guten Gründen inzwischen weitläufig abgesperrt.
Svartifoss, (c) ReiseLeise
Svartifoss, (c) ReiseLeise
8. Dettifoss
Den Dettifoss hatten wir auf unserer Liste, konnten ihn aber auf Grund der Beben und des drohenden Ausbruchs am Bárðarbunga nicht besuchen. Die Straßen dorthin waren gesperrt.
9. Irgendwo im Sagaland…
Zum Schluss noch ein Ausblick auf die Gegend um Hvolsvöllur. Hier hatten wir nur noch Zeit und Lust für ein Foto aus der Ferne. Irgendwo dort soll einer der Protagonisten der Njalls-Saga sein Land gehabt haben.
Saga-Land in der Nähe von Hvolsvöllur, Foto (c) ReiseLeise
Damit war es genug der Wasserfälle für diese Reise. Es ist wie mit allem: zuviel davon und man schaut nur noch gelegentlich hin. So ging es uns auch mit den ersten heißen Quellen, den ersten Island-Pferden, dem ersten Gletscher…. Es macht Sinn sich zu bescheiden.
Fazit
Die Wasserfälle Islands sind eine faszinierende Erfahrung und in ihrer Vielfalt auf kleinem Raum unschlagbar. Viele dieser Highlights sind in der Nähe der Ringstraße schnell zu finden und leicht zu erreichen. Gutes Schuhwerk ist wichtig, denn meist geht, wenigstens auf den “letzten Metern” über Stock und Stein. Hobby-Fotografen sollten ein kleines Stativ dabei haben. Es lohnt sich, mit Belichtungszeiten und Blenden zu experimentieren, wenn es die Zeit erlaubt. Man sollte sie sich nehmen!