Isla del Sol – Von Copacabana zur Sonneninsel im Titicacasee

Von Southtraveler

Die ersten Sonnenstrahlen des Tages lassen die spiegelglatte Oberfläche des Titicacasees in einem betörend schönem Licht erscheinen. Mit den bis zu 6000 Meter hohen, schneebedeckten Bergen im Hintergrund realisiert man, das der See auf 3800 Metern Höhe liegt und damit der höchste schiffbare See der Welt ist. Inmitten dieses Sees liegt die Wiege der Inka Kultur – die Isla del Sol.

Startpunkt für einen Besuch auf der Isla del Sol ist das beschauliche Städtchen Copacabana auf dem bolivianischen Festland, nur knappe zehn Kilometer von der peruanischen Grenze entfernt. In Copacabana fokussiert sich alles auf den Tourismus. Bars, Restaurants, Touranbieter und Hostels gibt es hier in Hülle und Fülle. Gestrandete Backpacker bevölkern die Hauptstrasse und verteilen Flyer von Bars mit Happy Hour, von Moonlight Raves und Ayahuasca Zeremonien. Letztere sind nicht selten der Grund, warum sie immer noch hier sind.

Was viele Besucher jedoch nicht wissen, ist, das Copacabana einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte Boliviens ist. Hier befindet sich in einer Basilika die Figur der „Dunklen Jungfrau“ (Virgen Morena), auch Virgen de Copacabana genannt. Die Figur wurde 1576 von einem Aymara Indianer aus dunklem Holz geschnitzt und hat eine Krone aus purem Gold. Die zugehörige Basilika im maurischen Stil wurde 1820 erbaut und gehört zu den prächtigsten Sakralbauten in ganz Südamerika.

Berühmt ist Copacabana für seinen unbeschreiblich schönen Sonnenuntergang, der Abend für Abend Menschen zum Strand zieht. So auch mich. Ich sitze mit einem Cusquena Bier in der Hand auf einem wackeligen Bootsanleger zwischen Tretbooten mit Schwanenhälsen und ergötze mich an der untergehenden Sonne, die dem See einen rötlich gelben Anstrich verpasst. Die schwarzen Silhouetten der Fischer und Liebespaare wirken wie Hauptdarsteller im Theater der Sonne.
Noch besser lässt sich dieser Moment auf dem Cerro Calvario, dem 3.966 m hohen Hausberg von Copacabana geniessen. Der anstrengende Weg hinauf ist auch unter Pilgern beliebt, da er auf 14 Stationen den Leidensweg Jesu bis zur Kreuzigung zeigt.

Unser Ziel am nächsten Morgen ist die Isla del Sol. Mehrmals täglich legen Fähren von Copacabana ab und erreichen die Insel in gut 2 Stunden. Am besten lasst Ihr Euer schweres Gepäck in Copacabana und nehmt ein Daypack mit auf die Insel.

Wir entern das Oberdeck unseres Bootes und bereits kurz nach der Abfahrt machen wir Bekanntschaft mit den kalten Winden des Altiplano. Zum Glück sind wir dick eingepackt. Der Rundumblick auf das tiefblaue Wasser, eingerahmt von der spektakulären Landschaft der Anden und Wolken, die jeden Moment im See zu versinken scheinen, entschädigen allerdings für die frischen Bedingungen.  Eine Wasserhose in der Ferne tanzt wie ein Kreisel auf der Wasseroberfläche.

2 Stunden später erblicken wir am Horizont die Isla del Sol, die Sonneninsel, die mitten im Titicacasee liegt. Durch die exponierte Lage der Insel kann es hier auch in den Sommermonaten sehr kalt werden. Wir haben Glück, das Wetter ist herrlich und die Sonneninsel macht ihrem Namen alle Ehre.

Wir steuern auf Yumani zu. Die größte Siedlung der Isla del Sol liegt im Süden der Insel. Neben einigen Hostels und Restaurants legen hier auch die meisten Boote der Besucher an. Der beschauliche, wenig erschlossene Norden mit dem Dorf Challapampa gibt dagegen Einblicke in das traditionelle Leben der hier lebenden Aymara Nachfahren und bietet hervorragende Gelegenheiten, die einmalige Natur ungestört zu genießen.

Auch geschichtlich gesehen hat die Isla del Sol ihren Reiz. Der Legende nach soll an diesem Punkt der Schöpfergott Viracocha seine beiden Kinder Manco Capac und Mama Ocllo damit beauftragt haben, dem See zu entsteigen und die Inka-Dynastie aufzubauen.

Wir lassen Yumani hinter uns, tuckern weiter in den Norden der Insel, um von Challapampa aus die sehenswerten, archäologischen Stätten der Sonneninsel in einer bequemen Tageswanderung zu erkunden. 15 Bolivianos (2 Euro) kostet das Ticket zum Betreten der Insel. In dem kleinen Ort kann man dem Museum „Museo de Oro“ einen Besuch abstatten. Hier sind unter anderem Fundstücke der überfluteten Inka-Tempelanlage „Marka Pampa“ ausgestellt. Man gewinnt einen guten Einblick in die früheren Lebensbedingungen der Bewohner auf den Inseln des Titicacasees.

Wir laufen los in Richtung Süden. Bereits an der ersten Wegbiegung werden wir von einheimischen Bauern zur Zahlung eines Wegezolls aufgefordert. Trotz Insel Ticket beharren sie auf Ihr Geld für das Durchqueren Ihres Grundstücks. Der Betrag hält sich mit 10 Bolivianos jedoch in Grenzen und ist somit kein Anlass zu weiteren Diskussionen.  Das Geld der Touristen ist eine der Haupteinnahmequellen der Insulaner.

Der ansteigende Weg zum Chincana-Tempel bietet spektakuläre Ausblicke auf den See und die umliegende Umgebung. Die Szenerie wirkt geradezu mediterran und gaukelt dem Verstand vor, in Sizilien, Kroatien oder an der andalusischen Küste zu sein. Riesige Kakteen und olivgrüne Zypressen wachsen entlang des Weges, kleine versteckte Buchten mit feinem Sandstrand und türkisfarbenem Wasser lassen das Mittelmeer nach Bolivien transportieren. Die dünne Höhenluft und ein vorbeiziehender kalter Wind raubt einem nach wenigen Metern die Illusion und man ist wieder zurück in der Realität auf der nicht minder spektakulären Isla del Sol.

Auf den engen, unbefestigen Pfaden treiben Bauern in ihren rötlich-violetten Trachten schwer bepackte Maultiere in Richtung Challapampa. Sie sind das einzige Transportmittel auf dem Autofreien Eiland. Nach einem etwa zweistündigen Fußmarsch erreichen wir die von den Inka errichtete Tempelanlage: Der „Sonnentempel“ und der „heilige Felsen“ bilden dabei die zentralen Elemente der Chincana-Ruinen. Am Felsen soll auch der Name des Sees entstanden sein. Er setzt sich aus Titi (große Katze, gemeint ist wohl der Puma) und Caca (Felsen) zusammen.

Nach der Besichtigung der Tempel und einer kurzen Rast setzen unsere Wanderung fort. Der Weg führt bis zur Ortschaft Challa nahezu ausschließlich am Seeufer entlang. Schmale Pfade führen an kleinen Siedlungen vorbei, terrassierte, für den Anbau von Gemüse genutzte Hänge werden gekreuzt. Schon die Inka nutzen so schwer zugängliche Flächen für die Landwirtschaft. Schafherden versperren uns den Weg, Schweine wühlen in der Erde nach essbarem. Hier ist die Welt noch in Ordnung….Leider nicht ganz, denn der See und das damit verbundene Ökosystem sind aufgrund von Umweltverschmutzung stark gefährdet. Der seltene, nur hier vorkommende Titicaca Riesenfrosch steht sogar kurz vor der Ausrottung.

Über die „Escalera del Inca“, eine von den Inkas erbauten Steintreppe, erreichen wir schließlich den Bootsanleger bei Yumani. Gegen 16 Uhr verlassen wir mit dem letzten Boot die Insel. Ein traumhafter Tag auf der Sonneninsel endet hier. Zurück in Copacabana wirken die blubbernden Motorengeräusche unseres Außenborders wie das jähe Ende eines schönen Traumes. Die „Isla del Sol“, die Sonneninsel im Titicacasee, mit ihren leuchtenden Farben, der Stille und ihren freundlichen Bewohnern wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.


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Hinkommen

Der einzige internationale Flughafen in Bolivien ist in La Paz. Von dort fahren stündlich Busse nach Copacabana (ca. 6 Euro)

Aus Peru erreicht man Copacabana von Puno ebenfalls mit dem Bus (ca. 8 Euro)

Von Copacabana aus werden viele Touren und Überfahrten auf die Insel angeboten. Touren kosten inkl. Guide ca. 60 – 80 Bolivianos. Die Überfahrt alleine kostet 20 Bolivianos einfach.


Unterkünfte

In Copacabana stehen Dir zahlreiche Unterkünfte zur Verfügung. Ich kann Dir das Hostal Florencia empfehlen (DZ 18 €)

Auf der Isla del Sol gibt es in Yumani einige Übernachtungsmöglichkeiten. Oftmals wird man schon nach der Ankunft angesprochen. Preis – Leistung entspricht aber nicht dem Festland. Zelten ist ebenfalls möglich.  In Challapampa and Challa gibt es einige sogenannte Alojamientos, einfache Unterkünfte für kleines Geld (3-5 Euro)


Essen und Trinken

In Copacabana findest du zahlreiche Restaurants und Bars mit typischen Gerichten wie Pizza, Pasta und Sandwichs. Mein Tipp: An der Hafenpromenade finden sich kleine Essensstände der Einheimischen, wo man für 20 Bolivianos (2,50) lecker und traditionell Essen kann. Eine delikate Spezialität ist „trucha“ , Forelle – frisch aus dem See. Auf der Insel gibt es in Yumani einige Restaurants und für den schnellen Hunger vor der Wanderung gibt es kleine Stände mit Sandwichs, Bananen und Äpfeln.


Der Isla del Sol solltest du auf  deiner Reise nach Peru & Bolivien auf jeden Fall einen Besuch abstatten. Warst du schon dort und hast noch mehr Infos? Dann freue ich mich auf deinen Kommentar!


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