Ischias-Syndrom – Ischialgie

Erstellt am 17. März 2018 von Roland Späht
by Roland Späht | 03.07.2018

Ischialgie: Schmerzen vom Rücken bis in die Füße

Einschießender, brennender Schmerz, der vom Kreuz bis in die Füße geht. Möglicherweise ist der berühmte Ischiasnerv schuld daran. Er entspringt dem 4. und 5. Lendenwirbel und verläuft über das Gesäß bis in die Füße. Der Hauptgrund ist eine verhärtete Muskulatur, die auf den Nerv drückt.

Was erfährst Du in diesem Artikel?

1. Zuerst lesen!

Wie ist dieser Artikel zu lesen? Du hast von einer Ischialgie schon mal gehört und möchtest Dir einen kurzen Überblick über die Erkrankungen verschaffen? Du hast bereits Rückenbeschwerden und versuchst Dich über mögliche Ursachen aufzuschlauen?
    Lies Dir als erstes die durch, wenn sie teilweise oder gänzlich auf Dich zutreffen ist es sinnvoll den kompletten Artikel zu lesen.
Du leidest bereits an einer Ischialgie und bist auf der Suche nach Behandlungsmöglichkeiten, die Dir eine Linderung verschaffen?

Wir möchten Dich an dieser Stelle über Ursachen, Symptome, Diagnosemöglichkeiten und therapeutische Maßnahmen bei einer Ischialgieinformieren. Darüber hinaus werden alternative Behandlungsmethoden beschrieben, die Dir eine Linderung verschaffen sollen.

2. Was ist eine Ischialgie?

Die Ischialgie oder Ischiassyndrom genannt, bezeichnet eine Reizung der Nervenwurzel (Radikulopathie) zwischen dem Steißbein und dem 4. und 5. Lendenwirbel. Der dabei betroffene Nervus ischiadicus, besser bekannt als "Ischias", führt dann zu Schmerzen im unteren Rücken, der bis in die Füße ausstrahlen kann.

Eine Ischialgie ist ein Sonderfall eines eingeklemmten Nervs bzw. einer Nervenwurzelreizung. Er ist, abhängig von der Körpergröße bis zu zwei Meter lang und Daumendick. Somit ist er der größte Nerv im menschlichen Körper. Der häufigste Grund für eine Ischialgie ist ein Bandscheibenvorfall zwischen dem unteren Brust- oder oberen Lendenwirbelbereich. Weitere Gründe sind muskuläre Verhärtungen oder Gleitwirbel.

Eine weitere bekannte Form ist die Lumboischialgie, sie setzt sich aus den Begriffen (Hexenschuss) und Ischialgie zusammen. Die Lumbalgie oder auch Lumbago genannt entsteht durch überstrapazierte Bänder und Muskeln, die bei einer unnatürlichen Bewegung blockieren.

Um die Symptome einer Ischialgie deuten zu können ist wichtig zu wissen wie der Ischiasnerv im Körper verläuft. Der Ursprung sind die Spinalnerven des 4. und 5. Lendenwirbels sowie des Steißbeins.

  • dem Gesäß,
  • der Rückseite des Oberschenkels,
  • über die Kniekehle bis
  • in den Fuß

Diese Nervenstränge vereinen sich zum besagten Ischiasnerv welcher dann entlang

verläuft.

  • unteren Rücken
  • zusammen mit ausstrahlenden Schmerzen bis in die Füße und
  • evtl. auftretenden neurologischen Ausfallerscheinungen,

Aus diesem Grund kommt es zu ausstrahlenden Schmerzen bis in die Füße. Treten nun Beschwerden im

spricht man von einer Lumboischialgie. Dabei ist nicht nur der Ischiasnerv selbst betroffen sondern auch dessen Nervenwurzeln.

Die Ursachen für eine Ischialgie sind vielfältig. Grundlegend unterscheidet man nach myofaszialen Gründen und raumfordernden Prozessen. Darüber hinaus kommen noch Infektionen oder neurologische Erkrankungen in Frage.

Raumfordernde Prozesse

Myofasziale Ursachen

  • schweres, nicht ergonomisches Heben und Tragen
  • arbeiten in einer unnatürlichen Haltung
  • langes Sitzen
  • einseitige Belastung im Sport z. B. üben von Aufschlägen im Tennis
  • Fehl- und Schonhaltungen

Eine davon ist eine verspannte, verhärtete Muskulatur. Gründe dafür sind untrainierte und deswegen überlastete Muskeln durch

Weitere myofasziale Ursachen sind verkürzte Faszien, die Druck auf die Nerven ausüben oder das Piriformissyndrom.

Weitere Gründe

Neben möglichen Nervenkompressionen gibt es weitere Ursachen, die zu einer Nervenschädigung oder ähnlichen Symptomen führen können.

Bei der Diagnose und die für eine daraus erfolgreiche abgeleitete Behandlung ist es unerlässlich systemische Erkrankungen der Wirbelsäule auszuschließen. D.h. sind es wirklich "nur" Muskelverhärtungen oder sprechen wir von ernsthaften Schädigungen.

Diese müssen bei der Erfassung der Krankheitsgeschichte (Anamnese) zuerst ausgeschlossen werden.. Vor allem die Beschreibung der Situation, die die Symptome ausgelöst haben sowie die Beschreibung dieser ist für den behandelnden Arzt hilfreich sich eine erste Meinung zu bilden. Zusätzlich macht es einen Unterschied ob der Schmerz plötzlich entstand oder ob der Patient bereits länger Rückenbeschwerden hat.

Bei der körperlichen Untersuchung wird der Untersuchende die Beweglichkeit der Wirbelsäule und die damit auftretenden Schmerzen testen. Dazu beugt sich der Patient nach vorne (Flexion) und nach hinten (Extension). Ebenso sind die Beweglichkeit zur Seite und die Drehbarkeit zu überprüfen.

Darüber hinaus sollte auf das sogenannte Lasègue-Zeichen untersucht. Dabei liegt der Patient auf dem Rücken und der Untersuchende hebt das gestreckte Bein an. Treten Schmerzen auf bevor das Bein im 90°-Winkel zum Körper steht ist davon auszugehen, dass der Ischias komprimiert wird.

Ebenso tastet der Untersuchende den Rücken nach Muskelverhärtungen ab und testet die Reflexe der Arme und Beine um neurologische Probleme zu auszuschließen. Durch bildgebende Verfahren kann die Untersuchung bei Verdacht auf schwerwiegendere Erkrankungen vervollständigt werden. Anhand dieser ist schnell feststellbar ob eine Nervenkompression aufgrund eines Bandscheibenvorfalls, Wirbelgleitens oder Knochentumors vorhanden ist.

Zusätzlich kann eine Myelografie Aufschluss geben. Sie gleicht einer normalen Röntgenuntersuchung jedoch wird dabei Kontrastmittel gespritzt. Auf den Aufnahmen erscheint das Mittel heller und somit kann eine Unterbrechung oder Verengung der Nerven erkannt werden und macht bei neurologischen Ausfallerscheinungen Sinn.

Die Therapie ist stark abhängig von der Diagnose. Für weitere Informationen stehen Dir im Absatz "" genannten Auslöser zur Verfügung. Der multimodale Therapieansatz bringt hier die besten Erfolgsaussichten mit sich.

Eine medikamentöse Behandlung ist für eine schnelle Schmerzlinderung geeignet, vor allem weil sie den Patienten helfen schnell wieder aktiv zu werden. Hier kommen nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR), wie oder Diclofenac, zum Einsatz die Schmerzen zu lindern und wirken entzündungshemmend. Bei stärkeren Schmerzen können schwache Opioide wie verabreicht werden.

Eine weitere Möglichkeit der medikamentösen Behandlung stellt die Einnahme von sogenannten Muskelrelaxanzien dar. In beiden Fällen bestehen die Möglichkeiten einer oralen Einnahme oder die direkte Injektion in die betroffenen Stellen. Bei Diclofenac ist das Auftragen des Wirkstoffes mittels Salbe auf die der Einnahme vorzuziehen.

Abhängig von der Ursache sind auch weitere Medikamente notwendig. Falls eine bakterielle Infektion die Radikulopathie ausgelöst hat müssen Kortison und Antibiotika verabreicht werden.

Ziel der medikamentösen Behandlung ist es den Patienten die Möglichkeit zu geben wieder aktiv zu werden und eine Schonhaltung zu vermeiden. Bettruhe ist nämlich möglichst zu vermeiden. Im Gegenteil, Rückenübungen sollen helfen die Beweglichkeit wieder herzustellen, Fehlhaltungen aufzulösen und Muskelverhärtungen zu beseitigen.

Alternative Behandlungsmethoden

Alternative Behandlungsmethoden helfen im Speziellen muskuläre Probleme bei einer Ischialgie in den Griff zu bekommen. Verhärtungen können sich negativ auf den Heilungsprozess auswirken. Bewegung allein hilft schon, dies kann noch unterstützt werden.

Bei Muskelverspannungen, die aufgrund der Schmerzen entstehen können sind Wärmeanwendungen wie Moorpackungen oder Wärmepflaster zu empfehlen. Wärme wirkt ebenfalls durchblutungsfördernd und entspannt die Muskeln. Alternativ ist ein heißes Bad oder eine heiße Dusche hilfreich. Eine weitere schnelle Hilfe sind Kühlpackungen, wie man sie in jedem Supermarkt für Kühltaschen findet. Einfach in ein Küchentuch einrollen und auf die schmerzende Stelle legen.

Eine Akupressurmatte zu verwenden ist heilungsfördernd, sie regt die Durchblutung an und wirkt muskelentkrampfend. Zusätzlich hilft noch progressive Muskelentspannung um das Lösen der Verspannungen zu beschleunigen.

Heilkräuter und Heilpflanzen

Die Naturheilkunde liefert ebenfalls Möglichkeiten durch spezielle Salben und die Einnahme von homöopathischen Kügelchen die Muskulatur und sich geistig zu entspannen. Empfohlen werden an dieser Stelle Arnika und Bryonia.

Den Einsatz von für eine ätherischen Ölen Aromatherapie wirkt entspannend, belebend und schmerzlindernd. Speziell

sind eine wirksame Möglichkeit bei Neuralgien zu behandeln. Ergänzend dazu kann Johanniskrautöl (Mazerat) eingerieben werden, auch dieses löst Verspannungen und wirkt schmerzlindernd.

Schüssler Salze

Schüssler Salze wie das Schüssler Salz Nr. 7 - Magnesium Phosphoricum wirkt schmerzlindernd und entspannend. Es ist darauf zu achten, dass eine Übersäuerung im Körper nicht vorhanden ist, da dies zu einer Demineralisierung der Knochensubstanz führen kann. Um dem entgegen zu wirken sollte zusätzlich das Schüssler Salz Nr. 9 Natrium Phosphoricum eingenommen werden.

Wer während der Einnahme sicher gehen will, dass der im Körper nicht fällt kann dies mittels Urinproben selbst ermitteln. In der Apotheke gibt es dafür Teststreifen. Es ist allerdings darauf zu achten, dass man den Wert über mehrer Tage zur gleichen Uhrzeit feststellen sollte, da dieser nach Tageszeit und Trinkmenge schwankt.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Psyche der Betroffenen. Dies soll eine Chronifizierung vermeiden. An dieser Stelle sollen Ängste und eine negative Erwartungshaltung bzgl. der Genesung anhand der Vermittlung von Wissen und einer evtl. notwendigen psychologischen Betreuung ausgeräumt werden.

  • aus der Einnahme von Schmerzmitteln,
  • Bewegung,
  • alternative Behandlungsformen und
  • die Berücksichtigung psychosomatischer Einflussfaktoren

Fasst man dies alles zusammen, macht es die Kombination

um die Beschwerden aufgrund von Nervenreizungen innerhalb von Tagen bis wenigen Wochen zu beseitigen.

Wann ist eine Operation notwendig?

Soweit es irgendwie möglich ist sollte auf eine Operation verzichtet werden. Treten jedoch Rote-Flaggen-Symptome auf sollte schnellstmöglich gehandelt werden, um weitere Schäden zu verhindern. Dabei sind raumfordernde Erkrankungen, wie im ersten Abschnitt der genannten , Gründe die einen Eingriff notwendig machen können.

7. Einer Ischialgie vorbeugen

Man kann auch einer Radikulopathie vorbeugen. Wichtige Faktoren sind die eigene Körperhaltung und Bewegung. Ein starkes und stützendes Muskelkorsett hilft um Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule vorzubeugen.

Körperhaltung

Richtig Sitzen ist schon die halbe Miete, versuche aufrecht zu sitzen und die natürliche Lordose (Wirbelsäulenkrümmung) im unteren Rücken beizubehalten. Dies ist nicht immer ganz leicht, vor allem wenn man beruflich viel Zeit am Schreibtisch verbringt.

Lordosenstützen oder Keilkissen bieten den nötigen "Rückhalt" um eine natürliche Sitzhaltung auch dauerhaft beizubehalten. Dies entstresst die Muskulatur und vermeidet eine Überbeanspruchung.

Ebenso gehört das richtige Heben von schweren Gegenständen zu einem wichtigen Verhalten um den unteren Rücken zu schonen. Langfristig führt das vor allem bei körperlich anstrengenden Berufen zu einem überbeanspruchten Bandappart und Muskulatur.

  • Das Gewicht vor dem Anheben prüfen
  • Halte die Last so nahe wie möglich am Körper
  • Hebe die Last mit einem geradem Rücken und aus der breitbeinigen Hocke vom Boden
  • Immer den ganzen Körper mit der Last drehen und niemals nur den Oberkörper

Hierbei gelten folgende Grundsätze:

Bewegung und Sport

Allerdings ist auch die beste Haltung über Stunden hinweg nicht ausreichend, ändere gelegentlich die Sitzhaltung, versuche wenn möglich auch im Stehen zu arbeiten und etwas zu gehen. Eine Faustregel (50/25/25) besagt 50% der Zeit sitzen, 25% stehen, 25% gehen.

Um die Muskulatur generell vor einer Überbeanspruchung zu schützen ist Sport sehr wichtig. Er stärkt die Muskeln was dazu führt, dass diese erst gar nicht überbeansprucht werden bzw. es länger dauert. Eine zusätzliche Maßnahme ist die Dehnung der Beckenmuskulatur, denn durch das heutzutage viele Sitzen verkürzt sich diese was zwei Aspekte mit sich bringt.

Speziell der verkürzte Hüftbeuger zieht beim Stehen nach vorne und die untere Rückenmuskulatur muss dann dagegen halten und mehr Kraft aufwenden. Dabei entsteht ein sogenanntes Kräftedreieck welches die Belastung auf die Bandscheiben erhöht und somit einen Verschleiß oder Bandscheibenvorfall begünstigt.