Isabel Allende: Das Geisterhaus

Von Buchlingreport
Hallo ihr Bücherwürmer und Leseratten,

hier kommt mein Leseexperiment für Dezember. Die Aufgabe lautete dieses Mal: Lies ein Buch, das in deinem Geburtsjahr erschienen ist. Bei mir heißt das also ein Buch aus dem Jahr 1985. Über googel habe ich zum Glück schnell eine Reihe von Büchern gefunden, die in meinem Geburtsjahr Bestseller waren. Mit darunter auch Isabel Allendes Geisterhaus. 1985 im Aufbau Verlag erschienen war das Buch laut spiegel.de gleich ein riesengroßer Kassenschlager. Und da ich das Buch eh schon monatelang bei mir daheim rumliegen hatte, war dies mal wieder die perfekte Gelegenheit, meinen SuB etwas abzubauen. 
"Barrabas kam auf dem Seeweg in die Familie, trug die kleine Clara in ihrer zarten Schönschrift ein"
Über vier Generationen hinweg erzählt Isabel Allende die Familiensaga der Truebas in Chile Anfang des 20. Jahrhunderts. Allen voran der Patriarch Esteban Trueba, der aus einer verarmten Gutsherrenfamilie stammt und mit viel Mühe und Herzblut das alte Gut wieder aufbaut. Neben dem Familienoberhaupt spielen aber vor allem die Frauen der Familie eine wichtige Rolle. Estebans Frau Clara, die hellsichtig ist und mit Geistern kommuniziert, ihre Blanca, die sich in einen der Gutsarbeiter verliebt, von ihm schließlich schwanger wird und die daraus resultierende Tochter Alba.
Diese drei starken Frauen bilden das Zentrum der Geschichte. Sie kämpfen auf ihre jeweils unterschiedliche Weise nicht nur gegen das System der Diktatur in Chile sondern auch gegen Estebans tyrannische Herrschaft über seine Familie. Denn Esteban tyrannisiert nicht nur seine Gutsarbeiter, sondern auch das Volk in seinem Amt als Senator und schließlich auch als Familienoberhaupt über alle seine Angehörigen. Denn auch Estebans Mutter und Schwester müssen unter seinem herrischen Temperament leiden genauso wie seine Söhne Jaime und Nicolas.
Dabei wird die Geschichte in Form von Tagebuchähnlichen Einträgen von Clara wiedergegeben, die von ihrer Enkelin Alba ergänzt und sortiert wurden. Nur an wenigen Stellen wird diese Erzählform von Einschüben durch Esteban unterbrochen, die er in der Ich-Perspektive schildert. Rückblickend und aus dem Sterbebett auf sein Leben zurückblickend kann der Tyrann sein Verhalten viel reflektierter betrachten und lässt erkennen, dass sein Herz sich im Laufe der Jahre erweichen lassen wird.
Mich hat die Saga unheimlich an Hundert Jahres Einsamkeit von Márquez erinnert. Der ja auch eine Familiensaga in Südamerika schildert in der es ebenfalls sehr hellsichtige Charaktere gibt. Und genau das was mich bei Márquez' Geschichte so gestört hat - nämlich, dass alle Figuren gleich heißen, weil sie die Namen von ihren Ahnen weitervererbt bekommen - wird bei Allende ein bisschen auf die Schippe genommen. Denn Esteban möchte seine Söhne ebenfalls nach den Vorfahren benennen. Doch Clara verweigert es ihm, weil dies in ihrer Familienchronik nur zu Verwechslungen führen würde. Darüber musste ich unheimlich schmunzeln. Überhaupt ist Allendes Chronik viel angenehmer zu lesen, als Hundert Jahre Einsamkeit. Die Figuren wirken viel realer und greifbarer. Allende hat einen wunderbar angenehmen Schreibstil. Und natürlich kommt bei so vielen Frauenfiguren auch die Romantik und Liebe nicht zu kurz. :)
LG Cat
P.S.: Wer mein Experiment aufmerksam verfolgt hat, merkt, dass noch das Buch für den Monat August aussteht. Dies ist grad in Arbeit und wird hoffentlich noch vor dem Jahreswechsel vorgestellt. :)