Ironmouse (VII+): Klettern im Edelfels der Steinplatte

Wer feine Kletterei im besten Kalk sucht, findet sie in der Ironmouse an der Steinplatte – eine technisch fordernde, aber sanierte Mehrseillängenroute.

Seit es die Ironmouse (VII+) an der Steinplatte in den Auswahlführer moderne zeiten mit den 100 legendärsten Freikletterrouten der Alpen geschafft hat, ist die Route endgültig zum Top-Klassiker avanciert.

Streng genommen ist die Ironmouse gar keine eigenständige Route, sondern ist erst durch die geschickte Kombination einzelner, unabhängig voneinander erschlossener Seillängen entstanden.

Mit der Ironmouse verbanden Christian Seibl und Sonja Eder-Seibl 1992 die besten Abschnitte bestehender Routen zu einer spektakulären Linie – die durchgehend im edelsten Fels der Steinplatte verläuft.

Abonniere Berghasen per E-Mail und verpasse keinen Artikel mehr!

Gib deine E-Mail-Adresse ein …

Charakter der Ironmouse (VII) an der Steinplatte

Die Ironmouse an der Steinplatte ist mittlerweile zurecht ein Klassiker in den nördlichen Kalkalpen – bei Kletterern beliebt und dementsprechend häufig begangen. Die Route verbindet perfekte Sportkletterei auf bestem Kalk mit durchgehend sanierten Seillängen und einem spektakulär steilem Ausstieg, der dir lange in Erinnerung bleiben wird.

Nach den ersten beiden Seillängen über den Vorbau zieht die Linie vom sogenannten „Mausspieß“ gerade und knackig über Platten und schließlich über einen senkrechten Pfeiler zum Ausstieg – ein perfektes Finale für eine der schönsten Routen der Steinplatte.

Ironmouse Steinplatte KletternRoutenverlauf der Ironmouse über den markanten Pfeiler in der Südwand der Steinplatte.

Die Route ist gut mit Bohrhaken abgesichert, man sollte sich aber auch einige Meter über dem Haken wohl fühlen, denn nicht immer sind die Abstände so eng wie im Klettergarten. Besonders in der 2., 4. und 5. Seillänge können in den Rissen kleine Friends oder Stopper eingesetzt werden.

Da die Steinplatte mittlerweile ein recht dichtes Routennetz aufweist, ist ein genauer Blick auf die Topo empfehlenswert, damit man auf der richtigen Linie bleibt.

Beste Zeit: Die beste Zeit zum Klettern an der Steinplatte ist für mich der Herbst. Auch in trockenen, schneearmen Winter kann sich ein Besuch lohnen. Oder man startet im Frühjahr dort in die Klettersaison. Im Sommer ist es in der südseitigen Wand meist zu warm.

Rocktober: Mehrseillängen für kalte Tage

Rocktober: Mehrseillängen für kalte Tage

Kurzer Zustieg, sonnige Wände – 14+ Routen von Tirol bis in die Steiermark für die kalte Jahreszeit! Der Herbst ist für uns die schönste Zeit zum Klettern. Die Luft ist klar und trocken, die Weitsicht so schön wie das ganze Jahr nicht, das Wetter stabil und…

Weiterlesen

Die Routeninfos zur Ironmouse

📍 Berg/Ort: Steinplatte (1.869 m), oberhalb von Waidring.

🚗 Anfahrt: Entweder mit den Auto von Waidring über die Mautstraße (12 €) zum Höhenparkplatz Steinplatte > Anfahrt planen
Alternativ kann man auch mit der Gondel der Bergbahnen Waidring zur Bergstation fahren und von dort zum Einstieg absteigen.

✊ Schwierigkeit: eine Seillänge VII+/VIII- (die Bewertungen variieren etwas), sonst recht anhaltend zwischen VI und VII

🧗 Seillängen: offiziell 8, wobei die dritte nur 15 m lang ist und deshalb gut mit der zweiten Seillänge zusammengehängt werden kann. 200 m Kletterlänge

🧭 Ausrichtung: südwest. Im Herbst ist die Route ab etwa 10 Uhr in der Sonne.

🔨 Absicherung: gut mit Bohrhaken, teilweise aber auch weitere Abstände. Keile und kleine Friends lassen sich in der 2., 5. & 6. SL gut einsetzten.
Die Haken haben bei unserer Begehung im November 2025 durchgehend einen guten Eindruck gemacht.

✔️ Ausrüstung: 2x 60m-Doppelseil (wäre ideal zum Abseilen, man kommt aber auch mit 50er-Doppelseilen gut durch), 12 Expressschlingen (davon 2-3 lange Alpinexen), Keile, Friends 0.3 bis 1 und natürlich die übliche Kletterausrüstung

🚶 Zustieg: Vom Parkplatz auf der asphaltieren Straße zur Stallenalm, dann die Forststraße nach rechts zur Grünwaldalm. Nun links dem Wanderweg in Richtung Wand folgen und bald links auf einem Steig (Gamssteig) durch die Latschen einige Höhenmeter hinauf zum Wandfuß. Am Wandfuß etwa 60 m nach links (Westen) entlang und auf einen Absatz unterhalb des Vorbaus hinauf. Etwa 50 Min. vom Parkplatz (gemütliches Tempo). Der Routenname „Warten auf Godot“ der ersten Seillänge ist angeschrieben.

⬇️ Abstieg: Mit 60er-Doppelseilen 3x über die Route bis zum Vorbau abseilen. Am Vorbau in Abstiegsrichtung linkhaltend über Schrofen zurück zum Einstieg.
Alle Stände sind entweder mit Klebehaken, geklebtem Ring oder Kettenglied ausgestattet. Abseilen ist deshalb auch mit 50er-Doppelseil kein Problem (dann 4 Abseilfahrten).

📖 Topo: Topos zur Route findet man im Kletterführer Steinplatte von Adi Stocker, im Führer moderne zeiten oder online bei Markus Stadler sowie auf Climbers Paradise.

Die Seillängen im Detail

1. Seillänge (25 m, VII+): Gleich zu Beginn wartet mit „Warten auf Godot“ die laut Topo schwierigste Seillänge der Ironmouse. Zu lange Zögern sollte man nicht, denn die bestens gesicherte Länge startet direkt steil und anhaltend weg. Der scharfe, mit Rissen, Löchern und Schlitzen durchzogenen Edelfels, erfordert einige beherzte Züge und sauberes Nachsteigen – denn nicht jedes Loch ist so tief, wie es von unten scheint. Leicht angepumpt von diesem Kaltstart erreiche ich nach 25 Metern den bequemen Standplatz auf einem Köpfl.

Ich kann mich nicht erinnern, in unserer Gegend schon etwas Ähnliches geklettert zu sein. Der Fels scharf wie ein versteinertes Korallenriff, kein extrem schwieriger Zug, aber steil und anhaltend, sodass man dennoch durchgehend gefordert bleibt.

Die Bewertung passt mit VII+ denke ich recht gut – die Schlüsselpassage der Route war für mich aber eine andere. So viel sei schon mal verraten.

Ironmouse Steinplatte Klettern Ironmouse Steinplatte Klettern Scharfer Edelfeld. Die erste Seillänge der Ironmous raubt den Atem – und die Fingerhaut.

2. Seillänge (25 m, VII-): Nach diesem genialen Auftankt kann alles weitere nur noch eine Enttäuschung sein, denkt sich die Pessimistin in mir. Der Optimist (Tom) neben mir startet motiviert in die zweite, nun plattigere Seillänge. Diese ist zu Beginn gleich von einem Riss (VII-) durchzogen, der gar nicht so einfach zu Klettern ist. Kurz sind die Hakenabstände auch etwas weiter, im Riss lassen sich aber gut zwei kleine Friends unterbringen.

Tom hängt die dritte Seillänge gleich dran, muss etwas unschön durch die Latschen schlüpfen (vor den Latschen Stand zu machen, macht meiner Meinung nach keinen Sinn) und bezieht auf einem Plateau vor dem Mausspieß (eine markante Felsspitze) den dritten Standplatz.

3. Seillänge (15 m, II): Am besten gleich mit der zweiten Seillänge zusammenhängen! Wir hatten deshalb keine Seilreibung.

4. Seillänge (25 m, VII): Wer dachte, die zweite Seillänge sei plattig gewesen, wird spätestens jetzt eines besseren belehrt. In schöner Verschneidungskletterei arbeite ich mich links am Mausspieß (eventuell Friends, sonst Grounder möglich) bis zu dessen Spitze hinauf. Den nächsten Bolt in der Platte kann man einhängen, wenn man sich ganz oben am Köpfl balanciert (etwas unheimlich, fallen sollte man hier besser nicht).

Hinter dem spitzen Pfeilerchen erwartet mich dann eine andere Welt: vorbei ist es mit scharfen Löchern und kantigen Rissen – Hallo Reibungskletterei! Es kostet einiges an Überwindung, den soliden Spieß zu verlassen und beide Füße in die scheinbar trittlose Platte hinüberzustellen. Aber wer genau hinsieht, findet kleine Dellen und winzige Näschen, auf denen die Sohlen der Kletterschuhe perfekt haften. Etwas muss ich mich strecken, um die erste Leiste zu erreichen. Mit ihr kann ich mich – wenig grazil – auf einem schmalen Sims aufrichten.

Wolft folgt ist die heimliche Schlüsselstelle der Tour: Eine zwingend zu kletternde Reibungspassage, in der nicht die Kraft, sondern das eiserne Vertrauen in den Grip der Sohlen und eine saubere Körperpositionierung helfen.

Eine gefühlte Ewigkeit stehe ich auf dem schmalen Podest. Mach einen Kreuzschritt vor und wieder zurück. Unerreichbar weit weg scheint der nächste gute Griff in meinen Augen. Keinesfalls will ich einen Abflug machen und das Onsight vermasseln. Schließlich fasse ich mir ein Herz, kralle meine linke Hand an einer Leiste fest, stell den rechten Fuß weit in die Platte hinein, weit gestreckt erreiche ich mit den Fingerkuppen der rechten Hand eine kleine Rauigkeit, mit deren Hilfe ich meinen Körperschwerpunkt über den rechten Fuß bekomme. Jetzt nur noch aufstehen – und da ist auch schon der rettende Henkel!

Doch ein wenig stolz lasse ich den Eiertanz hinter mir und klettere nun flowiger zum nächsten Standplatz.

Ironmouse Steinplatte KletternTom kurz nach der plattigen Schlüsselpassage in der vierten Seillänge.

5. Seillänge (40 m, V+): Endlich eine Seillänge zum Ausruhen, denken wir uns. Aber an der Steinplatte sind offensichtlich auch die Fünfer zum richtigen Klettern da! Auf einen schönen Piazriss folgt eine kaminartige Verschneidung (weitere Hakenabstände, mit Friends und Keilen gut zusätzlich absicherbar). Auch schön!

Ausruhen? Von wegen! Links klettert Tom gerade in der schönen Piaz-Verschneidung der 5. Seillänge. Rechts Flo Scheimpflug in einer der unzähligen Nachbarrouten.

6. Seillänge (25 m, VI): Wir bleiben im Flow. Zuerst links ein breiter Riss, dann rechts ein zarter. Die Bohrhaken sind etwas ungünstig mittig in der Platte platziert – lassen sich aber ganz gut klippen, wenn man sich ihnen an den guten Griffen entgegenstreckt. Die Seillänge endet mit einem kurzen Übergang (Sanduhr) und ich beziehe – wie sich später herausstellt – den falschen Kettenstand leicht links darüber.

Achtung: Nach dem Überhang am Podest nicht nach links, sondern nach rechts um die Ecke! Dort befindet sich der Standplatz mit zwei Klebehaken.

Ironmouse Steinplatte KletternEdelfels. Wir sind vollends begeistert vom kompakten Kalk in der Ironmouse an der Steinplatte. Susi hier in der 6. Seillänge.

7. Seillänge (35 m, VI+): Unseren Fehler bemerken wir erst, als Tom bereits zwei Haken entlang der falschen Linie hochgeklettert ist und weiter rechts unseren eigentlichen Standplatz entdeckt. Da wir keine Infos haben, wie schwer diese Route ist, machen wir einen Rückzug (endlich kommt das Rapidglied am Gut mal zum Einsatz).

Weiter rechts wirkt der Abschlusspfeiler zwar ähnlich steil, aber deutlich großgriffiger. Weil Tom nach dem Verhauer etwas die Motivation verlassen hat darf ich nochmal vorsteigen. Es ist ein herrliches Nach-Oben-Fließen von einem faszinierenden Griff zum nächsten. Die Seillänge erfordert ein gutes Vertrauen in das eigene Kletterkönnen. Denn die Hakenabstände sind recht weit, die Arme schon müde und die Kletterei anhaltend. Wer hier noch locker bleiben kann, darf sich auf eine der besten Seillängen freuen, die ich in diesem Schwierigkeitsgrad geklettert bin. Es geht hinauf über eine exponierte Kante, die mit super Henkeln gesprenkelt ist – sieht von unten schwieriger aus, löst sich aber super auf und ist schlichtweg genial!

Ironmouse Steinplatte Klettern Ironmouse Steinplatte Klettern Spätestens durch diese Seillänge hat die Ironmouse fünf Sterne verdient! Tom auf den letzten Metern kurz vom Standplatz.

8. Seillänge (20 m, VI): Wir klettern zuerst kurz plattig, dann unschwierig an einer Kante die Headwall hinaus. Vom letzten Standplatz können wir direkt über die Route abseilen.

Ironmouse Steinplatte KletternDie Ironmouse endet, wie sie begonnen hat: genial!
Ironmouse (VII+): Klettern im Edelfels der Steinplatte

Der Artikel gefällt dir und du willst Danke sagen? Wir freuen uns über einen virtuellen Kaffee!

Viele Stunden Arbeit stecken in unseren Magazin-Artikeln. Damit es mit Berghasen weiterhin steil nach oben geht, freuen wir uns über deine Unterstützung. Du kannst via PayPal oder Kreditkarte spenden und uns so unterstützen. 🙂

5,00 €


Ironmouse (VII+): Klettern im Edelfels der Steinplatte

Entdecke mehr von berghasen.com

Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

Gib deine E-Mail-Adresse ein ...


wallpaper-1019588
Die richtige Matratze für erholsamen Schlaf
wallpaper-1019588
[Comic] Martin Scorsese
wallpaper-1019588
Vila Real de Santo António: 70 Meter-Riesen-Kuchen wird angeschnitten
wallpaper-1019588
Kreiskogel Ostwand: Ein Hauch Nordwand
wallpaper-1019588
Geschenkideen für Gitarristen – Die besten Gitarren Geschenke für Musiker