Ironman Zürich: Emotionen pur!

Ironman ZürichEs war mein grosses Ziel in diesem Jahr: der Ironman in Zürich. Über Monate habe ich darauf trainiert und mich immer wieder motiviert durchzuhalten. Gestern war es dann soweit, um 7 Uhr erfolgte der Startschuss zu einem meiner grössten sportlichen Abenteuer!

Es ist 4 Uhr morgens und der Radiowecker summt. Ich habe kurz, aber tief und gut geschlafen und fühle mich einigermassen frisch. Jetzt Pasta, schon wieder- stöhn. Ich esse den Teller, nehme eine kurze Dusche und  überprüfe nochmals das Gepäck. Auf geht’s in Richtung Landiwiese und Start. Der Adrenalinspiegel steigt. Um 6 Uhr treffen wir uns in der Wechselzone. Lukas als alter Ironman Hase nimmt es ganz gelassen. Seine Ruhe tut gut. Als wir in der Startzone ankommen, soll man schon ins Wasser gehen und sich für den Start bereit machen. Plötzlich geht’s los und ich bin mitten in einer Waschmaschine in der geprügelt und gestossen wird. Jeder für sich, alle gegen alle. Schnell finde ich den Rhythmus und überhole viele Schwimmer. Die erste Runde vergeht im Nu. Damit niemand eine Runde unterschlägt muss man über die Saffainsel gehen und die Zeit nehmen. Unglaublich, auch dort ein riesen Gedränge. Wie am Skilift entscheide ich für die Aussenbahn, die geht schneller und ist entspannter. Ich bin auf der zweiten Runde. Die Sonne geht auf und scheint einem ins Gesicht. Schön, es läuft super und ich fühle mich gut. Schon bald werde ich von den Helfern aus dem Wasser gezogen und es geht ab in die Wechselzone. Ich schaue auf die Uhr: 1h 7min! Wow, das ist für mich eine Fabelzeit.

Den Wechsel nehme ich entspannt, oder versuche es zumindest. Shit, den falschen Socken am falschen Fuss. Nochmals. Essen ins Trikot und auf geht’s. Zuerst mal verpflegen und trinken. Die ersten Kilometer schaufle ich rein was geht. Mitten in den Batman Triathlon Rädern mit Scheibenrädern komme ich mir vor wie ein Exot. Mein Kuota schnurrt und läuft gut. Bald fährt Lukas mit einer Gruppe auf. Ich beschliesse mich anzuhängen und wir fahren mit ca. 40km im Schnitt nach Feldbach. Dort links weg und es wird hüglig. Entspannen, nicht überdrehen, essen und trinken! Nach wie vor alles super! In der Forch kriege ich meine persönliche Verpflegung und schon bald bin ich zurück in Zürich. Jetzt noch den Heartbreak Hill und die erste Runde ist geschafft. Unglaublich was da an diesem Hügel abgeht. Tour de France Feeling, Einerkolonne der Radler und wildfremde Leute rennen neben mir her und feuern mich an. Emotionen pur. Ich kriege meine nächsten Bidons und ab geht’s auf die zweite Runde. Hoppla was ist das? Meine Beine machen zu und ich bin allein! Entspannen – jetzt! Eine Gruppe fährt auf mich auf. Im Sog zieh ich mit und bin schon bald wieder beim Kreisel. Wieder geht es den Hügel hoch. Ich versuche die Löcher, die entstehen, zuzufahren. Aua! Immer wieder muss ich abreissen lassen, bin aber in guter Gesellschaft. Den Pfannenstil hoch, das Biest wie sie ihn nennen, werde ich von Zuschauern angefeuert. Schon bald bin ich wieder in der Forch. Neue Bidons, Zaubertrank hau rein – bitte! Den Berg runter gebe ich Vollgas. 85km/h, spinn ich? Die erste Müdigkeit kommt. Zürich ist erreicht und es geht nochmals den Heartbreak hoch. Wieder ein riesen Halligalli! Geil! Einfach ganz viele positive Emotionen auf die Laufstrecke mitnehmen, sage ich mir und schon bald biege ich in die Wechselzone ab. 5h 35 min. Ganz grosses Kino, über 30km/h im Schnitt. So geht das!

Dann wollen wir mal. Meine schwächste Disziplin steht an und ich fühl mich schon ein wenig kaputt. Wie soll das gehen? Lukas hat mir eingebläut die ersten zwei von vier Runden zu rennen und ja nicht anzuhalten. Dann hast Du die Hälfte und kannst auch noch ins Ziel kriechen. Ich haue mir immer wieder Saltstick Tabletten rein. Die tun gut, von Krämpfen keine Spur. Dennoch fühle ich mich wie auf der Autobahn – dummerweise auf der falschen Spur. Alle überholen mich. Im Verhältnis zum Schwimmen und Radeln bin ich einfach ein schlechter Läufer. Egal, die werden dann auch noch müde. Die erste Runde geht schnell vorüber und die zweite kann ich erdauern. Jetzt kommen die Schmerzen. Der Magen ist zu, meine Oberschenkel tun weh und ich will eigentlich nach Hause. Es wären ja nur 2 Kilometer den Berg hoch. Nein, ich will dies zu Ende bringen, ich will! Bei jedem Verpflegungstand das gleiche Ritual: Schwamm, Wasser, Cola, Wasser, Schwamm. Immer wieder feuern mich Bekannte an. Ob die schnallen wie scheisse ich mich fühle? Und da ist noch die Französin bei den Tennisplätzen. Auch bei der dritten Runde feuert sich mich an: “Courage Christophe”. Danke, das tut gut. Ich versuche etwas zu essen. Bananen, die schmecken genau gleich wenn sie runter gehen, wie wenn sie hoch kommen. Sie bleiben drin und schon bin ich beim Wendepunkt auf der anderen Seite des Sees. Jetzt noch zurück den vierten und letzten Bändel abholen und das Ding zu Ende bringen. Ich rieche nicht nur das Knoblibrot oder die asiatischen Nudeln bei den vielen Essensständen, sondern langsam auch das Ziel. Das motiviert und ich schaue auf die Uhr. Genial, da liegt eine Zeit unter 12 Stunden drin. Wie in Trance renne, trabe und humple ich dem Ziel entgegen. Die letzte Wende und einbiegen in den Zielbereich. Jubel, Abklatschen, die Emotionen kommen hoch. Ich bin nudelfertig aber so glücklich. Unglaublich, ich habe es geschafft!! Die Zeit ist für mich schlichtweg sensationell: 11h 28min.

Im Zielbereich kommt Lukas dazu. Er ist wie zu erwarten schon ein Weilchen dort. Wir feiern zusammen mit einem frischen Erdinger – alkoholfrei natürlich. Danach geht es unter die Dusche, die haben wir uns verdient. Langsam heisst es dann Fahrrad auschecken. Nanu, was ist denn das? Ich habe einen Platten am Vorderreifen! Schwein gehabt, ich grinse über das ganze Gesicht. Gott sei Dank werde ich nach Hause gefahren, denn mittlerweile kann ich kaum noch gehen. 2 Kilometer den Berg hoch können ja so weit sein!


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