Tommy Janson fragte nach, wer zum Zuschauen und Anfeuern mit nach Frankfurt fährt und da sagte ich spontan zu. Also wie üblich kurz nach Vier morgens aufstehen und rüber nach Gniebel, wo wir uns am P&R an der B27 trafen.
Pünktlich am Langener Waldsee für den 06:45 Uhr-Start – der morgendliche Schwimmstart mit der aufgehenden Sonne an so einem perfekten Sommertag ist immer wieder hoch-emotional für mich. Die IRONMAN Frankfurt European Championship bietet wie immer die beste Chance sowohl für die PROs (Stichwort KPR – Kona Pro Ranking), als auch für die Amateure (100 Startplätze), sich für die Weltmeisterschaft im Oktober auf Hawaii zu qualifizieren. Nebenbei: Nächstes Jahr gibt’s ein Viertel weniger Quali-Spots und man darf sich schon jetzt fragen: “Warum wohl?” Die IRONMAN-Maschinerie läuft wie geschmiert und auch wenn die Business-Denke von einigen naiven Sportlern verurteilt wird, so setzt sich die profitorientierte Marketing-Maschine im Zweifel durch – ob man das mag oder nicht. Und auch dieses Jahr enttäuschte Frankfurt nicht: Von außen betrachtet machte das Rennen einmal mehr einen tadellosen Eindruck.
Das Starterfeld war dem entsprechend “erlesen” und wie oft kolportiert wurde das beste außerhalb von Kona. Ich spare mir die Auflistung des “Who is Who” hier. Meine persönlichen Top-Favoriten waren der amtierende IM-Weltmeister Pete Jacobs, der IM-Weltbestzeit-Halter Marino Vanhoenacker und der in diesem Jahr wieder stark auftrumpfende Baske Eneko Llanos. Ein schöner Aspekt am Thema IRONMAN ist, wie unberechnebar jedes einzelne Rennen ist und das bis kurz vor dem Ziel so ziemlich alles passieren kann. Das macht es spannender als beispielsweise das Thema Trailrunning, wo die gleiche Nase vom Start bis ins Ziel vorn liegt und in aller Regel keine großen Stellungskämpfe stattfinden.
Das erste “Boahh” des Tages gab’s schon beim “Australian Exit”, wo eine riesige Spitzengruppe durchrauschte und auch schließlich über 20 Mann stark gemeinsam nach knapp über 46 Minuten aus dem See stieg. Dass sich diese Gruppe auch auf dem Rad wieder finden wird, war klar. Wir fuhren dann (wie immer) nach Bad Vilbel und schauten uns nach einem guten Frühstück die Jungs am Ende der ersten Radrunde am “Heartbreak Hill” an. Dort kam Marino mit riesigem Abstand allein vorbeigedonnert. Dahinter dann alle üblichen Verdächtigen (die Gruppe hatte sich allerdings schon zuvor geteilt): Vor Andi Böcherer (s.o.) fuhr Eneko, dahinter sind im Schatten Pete Jacobs, Jan Raphael, Micha Raelert und Axel Zeebroek (die bis auf Pete alle später noch eine Rolle spielen sollten).
Der Marathon wurde dann schließlich wie erwartet von den ganz starken Läufern brutal hart angelaufen, um die 5 Minuten Rückstand auf Marino möglichst rasch wettzumachen. Das gelang auch und Marino sah echt übel aus. Seine Laufzeit von 3:23 h spricht denn auch Bände und das sollte – trotz Weltklasse-Schwimmen und -Radfahren – in so einem starken Feld nur zu Platz 19 reichen. Es könnte natürlich noch schlimmer kommen: Weltmeister Pete Jacobs wandert einen 4:17 h-Marathon nach Hause und wird auf Platz 162 durchgereicht. Bitter. Aber getreu dem Ironman-Motto “finishing is everything” beenden die Jungs ganz sauber ihr Rennen. Reschpeckt! Was man leider von unserem TSG-Vereinskollegen Michael Göhner nicht sagen kann. Nach zwei Runden sehen wir ihn nicht mehr und er ist raus.
Hinter den zwei herausregnden Athleten Eneko Llanos und Jan Raphael kommt mit Bas Diederen sicher ein Überraschungs-Dritter ins Ziel. Dahinter geht’s dann Schlag auf Schlag. Einige Athleten sehen ziemlich mitgenommen aus. Aber den Vogel schießen wie immer die Top-Damen ab. Camilla Pedersen gewinnt, nachdem sie die ewig führende Jodie Swallow noch abfängt. Kristin Möller läuft mit einem 2:57 h-Marathon noch auf Platz drei vor.
Fizit: Tolles Rennen, tolles Wetter, tolle Konkurrenz, tolle Stimmung und tolle Energie. Frankfurt ist immer einen hübschen Sonntags-Ausflug wert. Und alle, die dabei waren, fragen sich sogleich: “Und? Morgen anmelden für 2014?”