Wie eine Boje im Wasser taumelnd ersehnte ich den Startschuss herbei. Um mich herum nur wenige Athleten und genau so wolle ich es. Nach rechts atmend hatte ich mich für den rechten Rand der Gruppe entschieden und konnte so mit geringem Wellengang rechnen. Für die Orientierung hatte ich zu meiner linken die Bojen und zu meiner Rechten kamen alle 50m ein Kajakfahrer, an dem ich genau sehen konnte, ob ich noch auf Kurs lag oder nicht.
Norman Stadler sollte den Startschuss abfeuern, aber die Pistole hatte irgendwie Ladehemmungen oder man hatte schlicht weg die Patronen vergessen. Macht aber nichts – ein Schrei lößte die Agonie und die 300 Starter der ersten Gruppe schwammen los und ich hinterher. Da ich den Schwimmpart immer versuche, so entspannt es eben geht zu absolvieren, hatte ich natürlich gleich einen großen Abstand zu den schnellen Schwimmern, von den Profis will ich gar nicht sprechen.
Aber an diesen Umstand habe ich mich mittlerweile gewöhnt und wenn ich den Platz um mich herum habe, den von mir so geliebten Viererzug zu schwimmen, fühle ich mich deutlich wohler, als mit den Kampfschwimmern voll auf Tempo zu gehen. Die erste Runde mit ca. 2100m vermessen verläuft gegen den Uhrzeigersinn und die gelben Bojen sind so groß und weithin sichtbar, dass auch für die einzelnen Schwimmer keinerlei Orientierungsprobleme bestehen dürften.
Bei mir war es zumindest so und ich hatte dadurch keine unnötige Zeit verloren. Keine Staus an den Wendepunkten, so dass auch da ein flüssiges Schwimmen möglich war und alles ging relativ geschmeidig und schnell, als ich mich wieder auf Kurs zum Strand des Langener Waldsees befand.
Die letzten Meter zogen sich zwar wieder endlos in die Länge, als ich aber festen Boden unter den Füssen hatte und mein Blick auf die Uhr (38:00min) mir zeigte, dass ich top in mein Rennen gefunden hatte, beruhigte sich auch da wieder mein Nervenkostüm und ich nutzte den kurzen Landgang, um die Brille neu zu justieren.
Zu diesem Zeitpunkt hatten mich im letzten Jahr schon die schnellsten Starter der Zweiten Gruppe die 15min später ins Rennen gehen, eingeholt und nicht nur mein Frustpotential erhöht, sondern auch ordentlich Krawall gemacht und mir das Anschwimmen der zweiten Runde richtig erschwert. Da hatte ich noch die linke Seite gewählt und mit Übelkeit, Schwindel und vollkommener Desorientiertheit zu kämfen gehabt. Da blieb richtig viel Zeit liegen.
In diesem Jahr wählte ich gleich die rechte Linie und schwamm – jetzt im Uhrzeigersinn – ganz eng an den Bojen vorbei – auf Ideallinie. Alles blieb gut – der Rhythmus kam sofort wieder und die Übelkeit und der Schwindel waren niemals ein Problem. Ich konnte mit kurzen Unterbrechungen immer noch einen Viererzug halten und die Bojen kamen zügig näher.
In der ersten Runde war der weiteste Punkt eine Powerbarflasche und in der zweiten Runde ein Segelschiff, zu dem man schwimmen musste, bevor es wieder zum Strand zurück ging. Genau dort erwischten mich die vordersten schnellen Schwimmer der zweiten Gruppen und ich stellte mich auf deutlich mehr Kampfgetümmel ein.
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