Eine der zuverlässigsten Regeln Hollywoods hat wieder zu geschlagen. Die Frage: „Warum muss es denn unbedingt einen zweiten Teil geben?“ wurde einmal mehr beantwortet mit: „Weil es einen ersten Teil gab und der war super erfolgreich.“ Der erste Teil trumpfte auf mit einer sehr frischen Interpretation eines der zahlreichen Superheldencomics aus der Feder Stan Lees. Es gab einen sehr coolen Hauptdarsteller, noch coolere Nebendarsteller und trotz der absurden und übertriebenen Story gelang tatsächlich ein ernst zu nehmender Bezug auf aktuelle Geschehnisse. Nun kommt also der zweite Teil, der alles genau so machen will, wie sein Vorgänger und doch ganz anders wird. Hier kommt die Fortsetzung der teuersten Rocksongverfilmung aller Zeiten.
Wir werden an der Stelle in den Film katapultiert, an der Teil 1 endete. Tony Stark verkündet der Öffentlichkeit spontan, er sei Iron Man. Nun stürzen sich alle auf ihn: Bewunderer (meist Frauen), Journalisten (auch meist Frauen) und Waffenlobbyisten (meist Männer). Die Regierung fordert die Herausgabe des Eisenanzugs, damit die ihre Armeen ausrüsten kann. Tony denkt nicht daran, seine Technologie weiter zu geben, zumal keine Gefahr droht und die Bemühungen anderer Länder und Waffenentwickler, ihren eigenen Anzug zu kreieren, sind nicht von großem Erfolg gekrönt. Allerdings hat Tony noch ein anderes Problem. Durch die ständige Benutzung des Anzugs und dessen Antriebsaggregat, welches nebenbei auch noch dafür sorgt, dass sein Herz von Granatsplittern aus dem ersten Teil freigehalten wird, sorgen für eine schleichende Vergiftung, die über kurz oder lang den Tod bedeutet. Zu allem Überfluss taucht dann auch noch der Russe Viktor auf, der seinen eigenen, beängstigend effektiven Anzug gebaut hat.
Regisseur Jon Favreau hatte es geschafft, frischen Wind ins etwas überlaufene Superheldengenre zu pusten. Klar, es war nicht so innovativ, wie „Dark Knight“ und auch nicht so bombastisch, wie „Spider-Man“ und kam auch nicht an das Cast eines „X-Men“ heran, machte aber irgendwie alles richtig. Das, was am meisten gefiel, war die lockere, etwas schnodderige Art, mit der Tony Stark mit seiner Verantwortung, zunächst als Waffenhersteller und dann als Superheld umging. Das hat die absurde Story davor bewahrt, sich selbst zu ernst zu nehmen und man hat als Zuschauer stets in Erinnerung gehabt, dass es sich um eine Comicverfilmung handelte. Diese Erfolgsrezept wird nun im zweiten Teil auf die, für Fortsetzungen übliche Art und Weise, übernommen und an allen Stellen aufgepumpt. Also: Mehr Action mit besseren Effekten, noch coolere Sprüche, noch verrücktere Bösewichte, noch mehr Handlungsstränge, und eine sexy, aber irgendwie strohblöde Scarlett Johannson, die sich einfach nicht entscheiden kann, ob sie denn nun Schauspielerin, oder Supermodel sein will. In diesem Film überzeugt sie weder als das eine, noch als andere. Was bleibt sonst großartig zu sagen? Es ist eben ein Film, bei dem es ganz auf die eigene Erwartungshaltung ankommt, ob er einen gefällt, oder nicht.
„Iron Man 2“ lässt nichts anbrennen und packt alles aus dem Vorgänger in einen größeren und knalligen Topf, um alles schön durch zu rütteln. Eine Vorgehensweise, die für den zweiten Teil durchaus legitim ist, und für den unvermeidlichen dritten Teil ganz sicher auch eingesetzt wird und deshalb wieder dafür sorgen wird, dass man den ersten Teil von allen am besten fand. Heimlicher Höhepunkt diesmal ist übrigens das Waffenverkaufsgespräch mit Sam Rockwell, ein Schauspieler, der souverän, wie kaum ein anderer, seine Nebenrollen mit sehr viel Liebe und Professionalität mit Leben zu füllen weiß.
Iron Man 2 (USA, 2010): R.: Jon Favreau; D.: Robert Downey Jr, Mickey Rourke, Gwyneth Paltrow, u.a.; M.: John Debney, Offizielle Homepage
In Weimar: CineStar
Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr, live auf Radio Lotte Weimar.