In sechs Monaten tritt das EU-Embargo gegen Iran in Kraft, doch die Führung in Teheran kommt Europa zuvor: Die Öl-Exporte sollen sofort gestoppt werden. Besonders für die angeschlagenen Volkswirtschaften Südeuropas wäre das eine große Gefahr.
Teheran/London – Die iranische Regierung macht offenbar Ernst. Noch an diesem Wochenende will sie dem Parlament einen Gesetzentwurf vorlegen, der einen sofortigen Stopp der Öllieferungen nach Europa vorsieht. Das berichten mehrere Medien unter Berufung auf die staatliche iranische Nachrichtenagentur “Mehr”. Zuvor hatte die Regierung in Teheran bereits mit einem solchen Schritt gedroht.
“Wenn der Entwurf angenommen wird, wird die Regierung ihre Ölverkäufe nach Europa stoppen müssen, bevor die EU das Ölembargo gegen Iran startet”, zitiert die britische Zeitung “Financial Times” (FT) den Sprecher der Energiekommission des Teheraner Parlaments, Emad Hosseini. Bis Sonntag solle das Gesetz im Parlament sein.
Der geplante Lieferstopp ist eine Reaktion auf die in dieser Woche beschlossenen Wirtschaftssanktionen der EU gegen Iran. Sie sehen unter anderem vor, spätestens ab dem 1. Juli alle Öllieferungen des Landes in die Europäische Union zu stoppen.
Die Übergangszeit wurde vereinbart, um vor allem den wirtschaftlich angeschlagenen südeuropäischen Staaten Gelegenheit zu geben, sich neue Öllieferanten zu suchen. Sollte Iran nun seinerseits einen sofortigen Lieferstopp beschließen, könnte dies für Länder wie Italien, Griechenland oder Spanien zum Problem werden.
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