Ion Ţiriac zeigt den Rumänen, wo es lang geht

Ion Ţiriac zeigt den Rumänen, wo es lang gehtIon Ţiriac ist wohl einer der bekanntesten Rumänen im europäischen Westen.  Ehemaliger Tennisspieler von Weltruf und jetzt Geschäftsmann und Bankier (UniCredit Tiriac Bank)  mit einigem Erfolg in Rumänien, hat er im Gespräch mit der Zeitung "Adevarul" seine Ansichten über den Stand der rumänischen Nation bekannt gemacht. Vorab: Es gefällt ihm in Rumänien, auch wenn die Zeiten schwer sind. Er bemängelt aber, dass in Rumänien in den letzten 20 Jahren nichts für die Infrastruktur getan worden sei und dass es ein Fehler gewesen sei, sich nur nach Westen zu orientieren.
Seine Meinung in Kurzfassung:
Ab 2012 wird es uns besser gehen. Wir haben genügend Spielraum zur Wirtschaftserholung. Wenn es in Europa einen Aufschwung gibt, werden wir als aufstrebender Markt einen grösseren Teil vom Kuchen abbekommen. Die Banken sind im Moment wie erstarrt. Keiner traut dem andern, jeder sucht seinen Rettungsring. Deshalb konnten wir bisher auch nicht auf Kredite rechnen, mit den man die Maschine wieder in Gang setzen könnte. Das heißt man muss auf eigene Kappe investieren. Der Staatsbürger, der ein Geschäft betreibt, bezahlt tausende von Menschen und sorgt dafür, dass diese nicht arbeitslos werden und die Regierung dafür aufkommen muss. Das Problem sind die Rentner, die Staatsbediensteten, aber das beschäftigt mich nicht so. Was mich beschäftigt ist, dass man tausende von Möglichkeiten schafft, um Menschen Arbeit zu geben. Wenn es diese Möglichkeit nicht gibt, stehen die Menschen mit gekreuzten Armen da und man muss Milliardenkredite aufnehmen, damit sie ihren Lohn bekommen. Auf diese Art und Weise würden wir bald erledigt sein.
Der Bestechungsskandal beim Zoll wundert mich nicht: Das ist doch nur ein Strohfeuer. Wir wissen doch schon seit 60 Jahren, dass das, was beim Zoll und der Polizei passiert für die Mülltonne ist. Die Presse soll keinen Schaufensterjournalimus betreiben, sondern jeder von uns ist verpflichtet das Recht zu verlangen, das ihm zusteht und bei den Behörden auf der Einhaltung der Gesetze, die in Rumänien sehr gut sind, bestehen.
Die Regierung und die Opposition müssen sich angesichts der schweren Zeiten einmal an einen Tisch setzen. Staatspräsident Basescu soll alle einmal bei Wasser und Brot in ein Zimmer einschließen und wenn sich dann herauskommen wird der Herr PSD ein Narbe im Gesicht haben, der Herr Liberal zwei Zähne weniger und Herr PDL eine Hand weniger, aber sie werden mit einem Marshall-Plan herauskommen.
In 20 Jahren kann man keine politische Klasse wie in England, Frankreich oder Deutschland schaffen. Wie man im Fußball auch den Trainer machen lässt, soll man Politiker ihre Aufgaben erledigen lassen. Und das auch dann, wenn drastische und unpopuläre Maßnahmen erforderlich sind. Das, was mal angefangen worden ist, soll man auch ausführen.
Egal, ob ich Ministerpräsident oder Papst bin, alleine kann ich nichts ausrichten. Um es zu übertreiben: Falls ich den Ministerpräsidenten-Posten akzeptieren würde, würde ich morgen 5 Deutsche, 3 Franzosen, 2 Italiener und ich weiss nicht wieviel Engländer haben, eine Mannschaft aus 20 Menschen, die nur aus unsern Geldbeutel bezahlt würden. Was würde das Land sagen? Du hast das Land verkauft!".
Es gibt bei uns eine Sache, die man als Markt für Einflussnahme bezeichnet, aber in der überigen Welt "lobbying" nennt. Es gibt bei uns eine Sache, die man bei uns internationale Beziehungen nennt, aber bei andern sind es normale Reisen. Man darf keine Beziehungen mit seinem Gesprächs- oder Geschäftspartner haben.
Habe ich die Märkte im Osten vergessen? Ist China verschwunden? Ist Russland verschwunden? Sind die andern Republiken, mit denen wir historische Verbindungen hatten, verschwunden?"
Mein ganzes Leben war ich Ion und bin es geblieben. Mir gefällt Rumänien, auch wenn wir im Moment schwere Zeiten haben, aber ich glaube, dass Rumänien einen enormen Raum für Fortschritte hat und früher oder später ein Ministeterpräsident gewählt wird, der mit der Faust auf den Tisch haut und es erreicht, dass in Rumänien viel mehr passiert als dies bisher der Fall war.
Siehe auch:
Alter Mann analysiert die rumänische Politik
Informationsquelle:
Adevarul - Ion Ţiriac: „Mie România îmi place“

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