Milchfläschchenrechnung
Am einfachsten lässt sich noch die finanzielle Investition, die ein Kind mit sich bringt berechnen. Berechnen wir einmal die Windeln. Pro Tag braucht so ein kleines Wesen einige Windeln. Wir haben über die Jahre bei allen Kindern einen Schnitt von 6 Windeln pro Tag und Kind ermittelt. Über drei Jahre sind das 6.570 Windeln. Tragen die Kinder dann nochmal ein Jahr eine Windel pro Nacht sind das 6.935 Windeln. Pro Windel 20 Cent macht etwa 1.387 Euro pro Kind. Solange sie 6 Windel brauchen sind das immerhin mehr als 35 Euro pro Monat.
Trinken die Kleinen Fläschchen, dann kommen nochmal 20 Euro dazu. Fläschchen, Wäsche, Ausstattung und Spielzeug variieren. Nach unserer 100 Euro pro Kind und Anlass bekommen sie allein zu Geburtstag und Weihnachten je 100 Euro geschenkt. Dazu kommt allerhand Ausstattung, die man immer wieder anschafft. Rechnen wir mal konservativ mit 40 Euro pro Woche. Zusammen sind das schon 95 Euro pro Monat.
Miete und Lebenshaltung
Als Single, oder kinderloses Paar kann man sich die eigene Wohnung nach verschiedenen Gesichtspunkten auswählen. Hat man Kinder gibt es eigentlich nur noch einen Gesichtspunkt bei der Wohnungssuche und das sind die Kinder. Die Wohnung muss natürlich größer sein und völlig anders geschnitten. Rechnet man vorsichtig mal nur den zusätzlichen Platzbedarf kommt man auf weiter mindestens 100 Euro pro Kind. Meistens mehr. Das Essen, das die Kinder zu sich nehmen würde ich mal mit drei Euro am Tag ansetzen. Nochmal 90 Euro. Damit sind wir schon bei 285 Euro und zumindest in Österreich über den 178 Euro, die man pro Kind bis zum zehnten Lebensjahr bekommt. Rechnet man jetzt noch Urlaube, Eintrittsgelder und außer Haus Essen dazu, dann wird deutlich, dass die finanzielle Bilanz auf jeden Fall negativ ausfällt.
Verdienstentgang
Hätte man keine Kinder, dann könnte man ganz regulär arbeiten gehen. Zumindest 1.400 Euro sollte man in Vollanstellung schon pro Monat nach Hause bringen. Als Ersatz dafür bekomme ich in Österreich Kinderbetreuungsgeld. In meinem Fall etwas mehr als 400 Euro im Monat. Bleibt ein Minus von etwa 1.000 Euro in der Bilanz. Ein Kind kostet also, zumindest solange ein Elternteil zu Hause ist, etwa 1.100 Euro im Monat. Danach kommen die Betreuungskosten dazu. Bleibt die Mutter daheim fallen auch noch die 400 Euro Kinderbetreuungsgeld weg und die negative Bilanz erhöht sich auf zumindest 1.650 Euro pro Monat.
Arbeitszeit
Der Arbeitszeiteinsatz pro Kind ist wirklich enorm. In der ersten Zeit muss das Kleine gestillt, gefüttert und gewickelt werden. Später werden sie gefüttert, bespaßt und erzogen. Zumindest drei bis vier Stunden pro Tag kümmert man sich um ein Kind. Natürlich mehr, wenn es krank ist, oder Geburtstag feiert, oder sonst eine besondere Situation eintritt. Im Monat sind das also zwischen 90 und 120 Arbeitsstunden. Ohne Feiertags-, Wochenend-, oder Nachtzulagen sollte das etwa einem Gegenwert von 890 Euro monatlich entsprechen. Man lebt in 24 Stunden Rufbereitschaft und hat keinen einzigen Tag frei. Solche Bedingungen gibt es in keinem anderen Job.
Stress und Ärger
Nachdem man in den ersten drei Jahren bereits etwa 40.000 Euro als Negativposten in der mütterlichen Bilanz stehen hat, kommen zusätzlich noch reichlich Ärger und Stress dazu. Es ist wirklich unwahrscheinlich, wieviel Unfug ein Kind an einem guten Tag anstellen kann. An manchen Tagen kann ich es nicht erwarten, dass die Kinder Abends endlich zubettgehen! Solche Tage kosten Kraft.
Auch wenn eines der Kinder krank ist, Nachts nicht schläft, jammert, Durst hat und man als Mutter Sorge hat, ob man alles richtig macht. Das sind Phasen in denen Anspannung und Schlafentzug mich an meine Grenzen bringen. Bei drei Kindern können sich solche Phasen auf mehrere Tage bis zu zwei Wochen ausdehnen. In der Zeit muss das Leben aber weiterlaufen und die laufende Arbeitslast wird nicht weniger.
Zahlt es sich aus, ein Kind zu haben?
Die negative Seite auf der Bilanz erscheint übermächtig. So einen Job kann doch keiner wollen. Man muss dafür zahlen, dass man unter Bedingungen, die am ehesten mit Sklavenarbeit vergleichbar sind, 24/7 Übermenschliches leistet. Allerdings gibt es auch eine ordentliche Haben-Seite in der mütterlichen Bilanz. Das kann man bei weitem nicht so schön rechnen, wie der finanzielle Verlust, den ein Kind verursacht, aber in schmalzig schöne Worte kann man sie gießen. Und solche tollen Momente vermehren sich im Herzen und in der Seele viel mehr und tausend mal exponentieller, als ein professionell investierter Euro im perfomantesten Fond!
Die positive Bilanz
Es beginnt schon bei der Geburt, oder eigentlich schon davor. Ein Kind im Bauch ist etwas besonderes. Das kann keiner verstehen, der das noch nicht hatte, aber man wird schon lang vor der Geburt Mutter. Jedes Ultraschallbild und jeder gemessene Herzton ist eine wundervolle Erinnerung. Der Geruch, den das Kind die ersten Tage hat. Ich liebe diesen Duft! Das heisere Schreien, das erste Stillen. Entwicklungsschritte, wie ein Lächeln, ein bewusster Blick der meinem Finger folgt, oder das Köpfchen heben. Neue Laute, Umdrehen, Krabbeln, Gehen. Das erste Mal Mama sagen. Die ersten Zähne. Lächeln und eine süße kleine Umarmung. Ein Lied, das das Kind singt. Die Entwicklung einer Persönlichkeit mit Ecken und Kanten. Krankheiten und gemeinsame Arztbesuche. Der Start in die Kita. Sinnvolle Sätze. Ehrliche Liebesbekundungen. Die etwa 5.000 Blümchen, die meine Kinder für mich geplückt haben. Ein Muttertagsgedicht. Mütterlicher Stolz, Gänsehaut und feuchte Augen.
Nachhaltig positiv
Wir haben als Menschen viele negative Eigenschaften, aber eine ganz tolle Eigenschaft ist, dass wir uns positive Dinge viel besser merken, als negative. Wir legen jeden positiven Moment ab und können später, wenn das Leben sich beruhigt hat und wir wieder Zeit für uns finden die Kraft, die wie jahrelang in unsere Kinder investiert haben immer wieder zurückgewinnen. Wir können die Augen schließen, oder ein Foto, oder Video betrachten und wir erinnern uns wieder an einen herrlichen Moment. Ein Lächeln und Wärme im Herzen steigt auf und gibt uns Kraft. Diese Energiequelle ist für immer da und wir können jederzeit darauf zurückgreifen, ohne dass sie sich abnützt. Schöne Aussichten, aber noch ein langer Weg.