Invacare they can (1)

Invacare they can (1)Im Rahmen der Rehacare wurde ich auf eine Rollstuhlvorfürung der Firma Invacare eingeladen. Ich wusste gar nicht, dass mein Blog so important ist, aber man hat mich wohl da gefunden und natürlich – ich interessiere mich für Rollstühle. Das liegt in der Natur der Sache. Und ich habe das ehrlich gesagt auch ein bisschen unterschätzt. Mir war schon klar, dass man sich erhofft hatte, spätestens nachdem das in der Mail drin stand, dass man erwartet, dass ich was zu dem Thema und über diesen Rollstuhl schreibe. Ich bin auch dankbar für solchen Input, weil der Grund warum ich nicht so viel über einzelne Produkte schreiben kann, ist dass ich nicht so viele Produkte sehe und beurteilen kann. Wenn man auch von den eigenen Produkten umgeben ist, nimmt man sie als gegeben an und weiß auch vielleicht gar nicht wie man sie beschreiben sollte. Davon mal abgesehen, dass man vielleicht auch betriebsblind ist innerhalb seines täglichen Wirkens.

Was für eine Ehre für mich. Natürlich wollte ich mir das nicht entgehen lassen. Das ist ja das, was ich anklage, dass ich nicht als Kunde wahrgenommen werde und ein Marketing an mir weitesgehend vorüber zieht mit der logischen Konsequenz, dass Innovation und gesunde Konkurrenz zwischen Herstellern und Produkten somit auf der Strecke bleiben. Von Permobil kriege ich nicht mal eine Weihnachtskarte, noch nicht mal einen Kuli. Ok, vielleicht brauche ich auch keinen aber von einem Produkt von dem ich so überzeugt bin, da erwarte ich auch ein bisschen Kult drumherum. So ein bisschen Apple-Religion oder den Permobil-Geheimbund. Wir treffen uns dann ein Mal im Jahr und da kriegen wir Cocktails, uns werden die neuesten Produkte vorgeführt, damit wir schön an der Stange blieben und bloß die Nachfolgermodelle fordern. Weil wir sind wichtig! Wäre das wirklich nicht finanziell umsetzbar? Und wird das nicht bei anderen gemacht, die die Rollstühle an den Mann bringen?

Bei einem Event der Firma Invacare dabei sein zu dürfen, wo ich doch in der Versorgungskette die unwichtigsten Entscheidungen treffen kann, fand ich sehr eindrucksvoll. Dass man so weit denkt, dass man als Kunde, als Mensch, als Abnehmer wahrgenommen wird. Endlich mal ernst genommen zu werden, das ist die Zukunft. Das ist tatsächliche und nicht nur theoretische Selbstbestimmung. Vielleicht auch ein Stück weit Manipulation, klar, aber es gehört zum Markt dazu. Und es ist ein Teil der Selbstbestimmung zu entscheiden, ob ich mich manipulieren lasse oder eine Entscheidung treffe. Mich einer Manipulation nicht aussetzen zu wollen heißt auch, dass man mir nicht zutraut mit Manipulation umgehen zu können. Eine Entscheidung für mich nicht fällen zu können. Im Grunde spricht man mir auch eine Grundkompetenz und auch Intelligenz ab. Und das kann doch nicht im Sinne von Inklusion sein.

Nunja, warum bin ich hingegangen? Neugier? Mir wurde geschmeichelt? Ja und ja aber auch ganz einfach ich kenne Invacare. Ich habe insgesamt drei Lifter. Zwei habe ich selbst bezahlt, ehrlicherweise muss ich sagen nur einen davon von meinem Geld. Und die, die ich bezahlt habe, sind beide von Invacare, weil mich das Produkt überzeugt hatte. So viel zum Thema: Menschen die auf Hilfsmittel angewiesen sind haben kein Geld. Aber es stimmt schon, für sie ist es nicht einfach Geld zu haben, beziehungsweise es zu erhalten, wenn man mal den Sozialpott außen vor lässt. Da muss sich noch einiges tun. Dass es selbstverständlich ist, auch wenn man eine Behinderung hat, arbeiten gehen zu können. Und in dieser unruhigen Zeit ist es unheimlich wichtig, dass man nicht bei Altbewährtem stehen bleibt, weil ist ja immer so gewesen.

Man muss Visionen entwickeln. So wie die Idee, eine Steuerung zu entwickeln mit Touchscreen. Nur weil das alle anderen Rollstühle nicht haben, heißt es nicht, dass es komplett unnötig ist. Apple hat 2007 ein Smartphone auf den Markt gebracht mit Touchscreen und 10 Jahr später basiert die komplette Telefonwelt auf diesem einst lächerlichen Produkt. Und diese Technologie hat auch in andere Bereiche Einzug gehalten. Warum also nicht auch in die Rollstuhlsteuerung? Aber wird sie da gebraucht? Ich habe mir da noch nie Gedanken drüber gemacht. Ich habe dort den Vorführfilm gesehen und immer wieder zu meinen Rollstuhl geschaut, vermisst habe ich es nicht.

Und was ist mit Handschuhen? Auf das Telefon kann man verzichten, wenn man im Winter Handschuhe tragen muss, aber seinen Rollstuhl nicht mehr bedienen zu können ist was anderes. Es soll wohl möglich sein das Touchscreen mit Handschuhen zu bedienen. Ich habe die Steuerung nicht ausprobiert und Handschuhe hatte ich auch keine aber chic ist das schon, so Apps auf seinem Rollstuhl zu haben und damit meinen Rollstuhl individueller zu machen, meinen Bedürfnissen anzupassen. Jetzt bin ich eingeschränkt, aber brauche ich das? Was werde ich an einem Rollstuhl schon alles einstellen können? Vielleicht doch unnötig? Nunja, dafür bin ich wahrscheinlich die falsche Ansprechpartnerin. Ich habe auch nur damals ein Smartphone mir zugelegt, simple as it can be, weil zu diesem Zeitpunkt es nur noch Seniorenhandys gab und das war mir dann doch zu blöd oder sie waren viel zu teuer und standen in keinem Verhältnis mehr. Und was war? Dann musste dieses Smartphone frühzeitig in Rente gehen, weil es irgendwann meinen Ansprüchen nicht mehr genügte. Versteht man was ich damit sagen will? Das Angebot zeigt einem Möglichkeiten auf und daraus erwachsen die Bedürfnisse. Ich kann nicht glauben, dass das falsch sein soll.

So viel zur Theorie. Ehrlich ich war so überfordert. Morgens dachte ich noch, ich gehe da nicht hin, nachher haben die mich doch verwechselt und ich sollte gar nicht da sein. Und es ging mir auch nicht so gut an dem Tag, ich dachte du gehst ja schon den ganzen Tag auf die Messe und abends noch dort hin, ist das nicht zu viel? Egal guckst du dir halt den wichtigsten Teil an und dann gehst du weg, wenn es dir nicht gut gehen sollte. Man wird es vielleicht bereuen, wenn man so eine Chance bekommt eine Rollstuhlvorfügrung zu erleben und dann geht man nicht hin. Achtung, Wink mit dem Zaunpfahl: Permobil hat mich ja noch nie eingeladen. Und dann habe ich auch noch gesehen, dass ich im Anhang der Mail den Ablauf des Abends hatte, so wie ich das aus dem Büro kenne und da fühle ich mich erst recht blöd und wollte nicht hingehen. Es war nicht nur einfach „Ihr kommt hin, wir gucken Rollstuhl“ sondern es gab ein Dinner. Mein Gott, ich war noch nie bei einem Dinner. Vielleicht sollte ich auch den Anteil meiner Hartz IV Texte auf meinem Blog erhöhen, damit man weiß, wenn man den Blog zufällig findet, mit wem man es zu tun hat. Stoffservietten, ich dachte nur „Oh mein Gott!“ im Geiste habe ich die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen „Wo bist du denn hier gelandet? Das war bestimmt eine Verwechslung. Wenn die das raus finden, voll peinlich.“ Und dann dachte ich mir „Eigentlich sollte das für mich vielleicht nicht selbstverständlich sein, aber warum nicht?“ Warum nicht über den Tellerrand hinausschauen? Und jetzt hat der Text seinen roten Faden wieder. Falls man es nicht gemerkt hat: es geht in dem Text ums Weiterdenken, um Innovation.

Quelle Foto: Broschüre Invacare

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