Nicht immer ist es einfach zu wissen dass man ein Elternteil eines Kindes ist dass es in der Gesellschaft schwer haben wird.
Meine Tochter ist desöfteren zu Besuch bei Ihrer Mama.
Neulich erzählte sie mir wie das Jugendamt mal wieder bei Ihr geklingelt habe da ein anonymer Hinweis eingegangen sei.
Die Kinder wären so laut und der anonyme Hinweiser vermute dass die Kinder in diesem Haushalt nicht so gut aufgehoben seien.
Die Mutter meiner Tochter lächelte die Damen vom Jugendamt an und bemerkte: „Na sie kennen es ja bereits, gerne dürfen Sie herein kommen. Hier haben Sie den Behindertenausweis! Möchten Sie einen Kaffe wenn Sie sich schon die Mühe gemacht haben?"
Die Jugendamtsmitarbeiter sind verpflichtet jedem Hinweis nachzukommen, das ist ja auch ganz in Ordnung und ich unterstütze das.
Wenn aber das 6.-7. Mal infolge des gleichen anonymen Anrufers die Tätigkeit des Jugendamts im Sande verläuft dann wirft das einige Fragen auf.
Auch Aussagen wie: "Beim nächsten Mieter schaue ich mir die Kinder genauer an!" lassen einem das Blut in den Adern gefrieren.
Ab und zu überdenkt man seine guten Manieren um nicht doch dem Hang des Affektes zu erliegen.
Ich muss hinzu fügen dass Svenja ein lebendiges Kind ist. Sie spielt gerne, sie lacht laut und ab und zu kreischt sie.
Wenn Sie Ihren kleinen Dickkopf nicht durchsetzen kann oder die entsprechende Aufmerksamkeit nicht bekommt dann wird es eben etwas lauter.
Aber so what? Das ist Okay.
Es ist ein Entwicklungsprozess und Kinder testen nun mal gerne.
Gesunde wie auch behinderte Kinder!
Meine Tochter und ich wohnen in einem Dorf in dem wir mehr oder weniger bekannt sind.
Früher war ich Jahrelang im Verein aktiv, die Nachbarn und Mitbürger kennen meine Tochter und sie weiß exakt in welchem Laden sie was abstauben kann.
Die Menschen mögen Sie und wenn wir im Sommer in unser kleines Freibad gehen dann wird sie dort auch herzlich begrüßt.
Hier muss ich nicht aufpassen wie sie sich verhält, ich muss sie nicht zurück halten und ich kann sie auch mal trotzen lassen wenn sie meint Ihre Trotzanfälle zu haben.
Manchmal frage ich mich ob meine Nachbarn nie Zuhause sind, denn ich habe noch nie Beschwerden erhalten.
Meine Nachbarn mussten aber auch schon oft genug sehen wie meine Tochter mit dem Krankenwagen abtransportiert wurde weil die Notfallmedikamente nicht mehr angeschlagen haben.
Aber Sie haben sich auch schon mit Ihr auseinandergesetzt.
Mit Ihr gesprochen! Nicht nur mit mir sondern auch mit Ihr!
Der Vorsitzende des örtlichen Vereins hat selbst einen behindert Sohn der bekannt ist und an den Wochenenden das Spiel der örtlichen Fußballmannschaft aus seinem Rollstuhl heraus verfolgt.
Es ist Wahnsinn, ein paar Kilometer Luftlinie und die Menschen sind derart anders im Umgang mit Kindern und Behinderten. Es ist wie in einer anderen Welt.
Aber hier ist auch der Umgang anders.
Hier kennt fast jeder Jeden und in irgendeiner Form hatte man schon einmal miteinander zu tun.
Unter den Alteingesessenen gibt es auch hier und da Differenzen und es gibt auch Jene die überhaupt nicht miteinander klar kommen, wie in jeder anderen Gemeinschaft auch, dennoch ist das Verhalten gegenüber Kindern ein ganz anderes.
Meine Tochter möchte etwas haben und bekommt es nicht, natürlich spielt sich Fräulein Diva natürlich dementsprechend auf.
Ein unbeteiligter schüttelt den Kopf und meint zur Mutter meiner Tochter:"Das gibst doch nicht, der gehört der Arsch voll"
Sie:"Erstens haben sie nicht zu entscheiden ob ich meinem Kind körperliche Gewalt antue und zweitens haben Sie weder Befugnis noch das Recht über mein Kind zu urteilen."
Er mustert meine Tochter einen kurzen Augenblick, da fällt ihm auf: „Mit der stimmt doch was nicht!"
Sie:"Ja, sie ist anders! Sie ist behindert"
„Sowas gehört verboten!"
Wie mir die Mutter meiner Tochter berichtete war es unheimlich schwer für sie sich zurück zu halten und das kann ich durchaus verstehen!
Was bewegt die Menschen zu solchen Aussagen? Ist es Angst? Unwissenheit? Ist es tatsächlich so eine Intoleranz? Und was wäre die Lösung in den Augen dieser Leute?
Tötung oder eine Sammelstelle für behinderte Menschen irgendwo Abseits in irgendwelchen Wäldern wo sie niemanden belästigen? - Die Zeiten hatten wir ja bereits schon einmal und gerade Jene die diese Zeit er- und überlebt haben sollten sich fragen was mit Ihnen geschehen wäre wenn sie nicht in das kranke Weltbild des „normalen Menschen" gepasst hätten.
Wer entscheidet wer Leben darf und wer nicht und von was wird das Abhängig gemacht?
Sind behinderte Menschen Gegenstände welche man bei Funktionseinschränkungen austauscht oder gar weg wirft?
Achso, umtauschen geht ja nicht also bleibt nur weg werfen.
Diese Art von Leuten wünsche ich dennoch Gesundheit bis ins hohe Alter.
Sollten Sie im Alter dennoch pflegebedürftig oder gebrechlich werden, wie soll man mit Ihnen verfahren?
Gemäß Ihren Aussagen stellen Sie dann auch eine Last für die Gesellschaft dar.
Und falls Sie doch durch eine liebevolle Person gepflegt werden, erinnern Sie sich noch einmal an Ihre Aussage aus der Vergangenheit.
Ich hoffe dass Sie sich auch zurückbesinnen werden wenn Sie aufgrund Ihres eingeschränkten Alltags im Alter, Ihren Antrag auf einen Behindertenausweis abgeben um die Parkmarke zu erhalten die es Ihnen erlaubt direkt vor dem Einkaufszentrum zu parken und sonstige Vorteile und Vergünstigungen erbringt die Sie im Alter genießen und Nutzen möchten.
Dann haftet Ihnen dieser „Makel" ebenfalls an!
Sind sie dann selbst nicht mehr Bestandteil dieser Gesellschaft?
Kein Mensch mehr?
Keine Persönlichkeit mehr?
Besitzen Keine Identität, Kein Ego, keinen Individualismus, kein eigenes Wesen, keine Fantasien, Wünsche und Träume mehr?
Viele Menschen ereilt auch im Laufe Ihres Lebens ein Schicksalsschlag, sei es durch einen Unfall, eines Schlaganfalls oder einem anderen Ereignis.
Viele werden aber auch mit einer Behinderung geboren aber nicht sie machen daraus eine Behinderung sondern Menschen wie Sie und Ihre Vorstellung der genormten Gesellschaft.
Fakt ist aber es sind Menschen. Menschen wie Sie und ich.
Mit denselben Gefühlen, Liebe, Leid, Traurigkeit, Freude, Glück und Schmerz.
Auch diese Menschen möchten anerkannt werden und sind oftmals viel Toleranter und liebevoller als Sie.
Viele würden Ihnen blind Ihr trauen schenken obwohl sie Sie nicht mal kennen.
Und diesen Menschen stoßen Sie so vor den Kopf?
Das ist das eigentliche Asoziale.
Nicht deren Verhalten, nicht deren Sein sondern Sie, Ihre Art und ihre Weltanschauung!
Können Sie sich eigentlich vorstellen wie es für einen Elternteil ist sich ständig rechtfertigen zu müssen?
Sich darüber zu unterhalten ob und in wie fern sich Behinderungen, schon vor Geburt, vermeiden lassen?
Wissen Sie wie es sich anfühlt wenn solche Dinge über Ihr Kind gesagt werden?
Sie haben unsere Kinder nicht begleitet. Sie sind nicht nächtelang an den Betten unserer Kinder gesessen.
Sie mussten keine schwerwiegenden Entscheidungen treffen und sie wurden nicht aus der Gesellschaft ausgegrenzt.
Sie wissen es nicht wie es ist zu kämpfen, sich nächtelang den Kopf zu zermürben, sich und seine Entscheidungen ständig in Frage zu stellen, zu be- und verzweifeln.
Sie wissen nicht wie es ist über Leben und Tot eines Kindes nachzudenken.
Sie müssen Ihr Kind nicht in Situationen bringen die Ihnen selbst am meisten weh tut.
Wissen Sie wie es ist ein Kind durch festhalten o.ä. dazu zu bringen sich verarzten zu lassen?
Es schreit und weint vor Angst, es schaut sie flehend an und jeder Mensch würde tiefste Enttäuschung versprüren - Ihr Kind aber liebt Sie - egal was sie tun.
Der Hass auf sich selbst das Kind in eine solcher Situation zu sehen und in eine solche Situation bringen zu müssen um Ihm zu helfen, ist meist unendlich Groß.
Unser Band
Sie können das Band zwischen uns und unseren Kindern, egal ob Gesund oder behindert, nicht sehen.
Sie attackieren es nur und versuchen dieses Band zu zerstören.
Aber mit jedem Satz, mit jedem Wort und jeder Silbe Ihrerseits verfestigen Sie das Band.
Sie sind der eigentlich Schwache dieser Gesellschaft weil Sie Angst haben und weil Ihnen der Mut fehlt sich damit zu befassen.
Intoleranz ist Unwissenheit!
Aktionen gegen Kinder sind Aktionen gegen sich selbst.
Sie haben es vielleicht nie geschafft Ihre perfektionistische Ader auszuleben und daher erwarten Sie nun von anderen das zu tun.
Wenn Sie keine Kinder mögen, ziehen sie nicht in eine Gegend oder ein Haus in dem Kinder leben.
Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied und wenn Sie Lust haben sich einmal ernsthaft damit zu beschäftigen lade ich, laden wir Sie herzlichst ein.