Into the blue

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In Maierhöfen im Allgäu verbrachte ich die erste Hälfte der Herbstferien 2015.
741 Meter über dem Meeresboden lädt schon am Morgen des 2. November ein strahlend blauer, wolkenloser Himmel zum Draußensein ein. Mein Mitleid mit den Bewohnern der nebligen Niederungen verfliegt beim Biken rasend schnell.

Auf einem rüstigen Rentner – einem 17 Jahre alten CrossCountry-Hardtail „Timber“ der Marke Steppenwolf – geht’s durch das 1.600-Seelen-Dorf Maierhöfen. Nachdem die schleifenden Bremshebel neu justiert sind, eiert nur noch das Vorderrad – keine schlechte Bilanz nach etwas mehr als eineinhalb Dekaden.

Maierhöfen im Allgäu: Ausgangspunkt meiner Fahrt ins Blaue. Im Hintergund der Gebirgszug der Adelegg.Maierhöfen im Allgäu: Ausgangspunkt meiner Fahrt ins Blaue. Im Hintergund der Gebirgszug der Adelegg.

Vorbei am „Haus Iberg“, einem Altenheim für suchtkranke und psychisch auffällige Personen, steigt die Straße moderat über den Ringenberg an. Auf dem dünenförmigen Hügel, der sich im Nordwesten Maierhöfens erhebt, stand bis ins 18./19. Jahrhundert eine Burg.
Der Weg führt weiter über den Höhenrücken gen Westen. Die Lage oberhalb der sanften, grünen Hügel offenbart den Blick auf die Schweizer Alpen, allen voran der Säntis. So nah, und doch so weit: knappe 120 Kilometer ist der schweizerische Hausberg des Bodensees von meiner Position entfernt.

So nah, so fern: der 2.501,9 Meter hohe Säntis mit Alpstein.So nah, so fern: der 2.501,9 Meter hohe Säntis mit Alpstein.

Das Säntisgebirge erinnert mich entfernt an das heimische Wendelsteinmassiv. Zwar ist der Säntis mit exakt 2.501 Metern und 9 Zentimetern um ein gutes Stück höher als der Wendelstein; im Gegenzug fehlt dem Schweizer samt Anhang die vormvollendete Kontur der „Schlafenden Jungfrau„.
Man kann eben nicht alles haben. Mit einer stattlichen Antenne gekrönt sind immerhin Beide.

Nach einer rasanten Abfahrt mit fadenden V-Brakes Richtung Riedholzen, in deren Verlauf ich doch glatt mein ebenfalls geliehenes Käppi im Fahrtwind verliere und so zur Umkehr und Nachsuche gezwungen werde, gelange ich kurz vor der Argentobelbrücke auf die Staatsstraße 1318 von Maierhöfen nach Grünenbach.

Die Argentobelbrücke, die man auf dem Weg nach Grünenbach überquert, baute man anno 1986. Die Höhendifferenz von maximal 56 Metern überbrückte bis dato eine Stahlträgerkonstruktion, die anfangs des 20. Jahrhunderts die Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg, kurz MAN, errichtete. Seinerzeit war jener Koloss Bayerns höchste Brücke gewesen.
Der Blick durch’s Geländer läßt mich frösteln. War es ein Windstoß, oder doch die Erkenntnis, dass sich hier leider jedes Jahr auf’s Neue einige Lebensmüde hinunterstürzen? Vielleicht ist das Gefühl von Frost und Kälte aber auch Programm, schließlich liegt wenige hundert Meter südöstlich der Argentobelbrücke der Eistobel. Über dieses bekannte Biotop und Naturdenkmal des Westallgäus werde ich bei Gelegenheit einen eigenen Beitrag schreiben.

Blick von der Argentobelbrücke: oben im Bild beginnt der Eistobel.Blick von der Argentobelbrücke: oben im Bild beginnt der Eistobel.

An Denkmälern und Sehenswürdigkeiten herrscht auch sonst kein Mangel. Auf der Grünenbacher Seite der Brücke erinnern Gedenksteine an die vergangenen Glanztaten heimischer Baukunst. Gegenwärtig, während des BER(liner Flughafen)-Desasters und der VW-Krise, wirken sie wie Meilensteine aus der guten, alten Zeit: Balsam auf die Seele deutscher Ingenieurszunft. Unterhalb des neuen Bauwerks, auf dem Weg in den Eistobel – leider hinter dem Infopavillion mit Kassenhäuschen – vermitteln ein Modell im Schaukasten und ein herausgeflexter Originalstahlträger einen plastischen Eindruck der alten Brücke.

Gedenkbrunnen der Gemeinde Grünenbach. Ein Modell der Brücke, die von 1907 bis 1986 die Obere Argen überspannte. Ein Originalbauteil der ersten Argentobelbrücke.

Ort: 88167 Maierhöfen im Allgäu

Die Fahrt ins Blaue geht weiter: in der Ortschaft Grünenbach erwartet mich eine mysteriöse Kultstätte. Aber seht selbst…


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