es ist Sonntag und das bedeutet, dass ich wieder einen Gast bei mir begrüßen darf. Heute sitzt Julia S. Heinrich neben mir.
Es gehört hier schon zu einem Ritual, dass ich meine Gäste immer mit einem selbstgebackenen Kuchen und Plätzchen bewirte. Diesmal habe ich einen Birnen-Schmand-Kuchen gebacken. Ich hoffe, doch das du so einen Kuchen magst, ansonsten hätte ich noch Muffins anzubieten. Nein, Birnen-Schmand ist super J Vielen Dank für das nette Willkommen – und natürlich auch ganz lieben Dank für Deine Einladung! Sollen wir gleich starten?
Was mich am meisten interessiert, warum hast du Zitat: „Ich konnte nicht abdrücken. Vor mir stand das hässlichste Pferd, das ich jemals gesehen hatte, und ich konnte einfach nicht abdrücken.“als Einleitungssatz für dein Buch verwendet? Wie kamst du überhaupt darauf?Hm, schwierige Frage. Oder vielleicht auch nicht, denn der Satz war plötzlich einfach in meinem Kopf. Ich hatte damals darüber nachgedacht, ein Kinder-/Jugendbuch zu schreiben, das irgendwann in der Zukunft spielt und in dem es die Menschen wieder raus aus den großen, unpersönlichen Städten aufs Land zieht. Eigentlich war das auch nur so eine diffuse Idee – bis ich plötzlich dieses Bild vor Augen hatte, bei dem ein junges Mädchen vor einem Pferd steht und es mit einer Waffe bedroht.
Dein Buch spielt ja in der Zukunft und Gentechnologie ist das Hauptthema darin. Hattest du von Anfang an vor, einen solchen Roman zu schreiben, da es ja auch mit deinem eigentlichen Beruf als Biologin teilweise zu tun hat?Nein, von Anfang an nicht, das hat sich erst im Laufe der Zeit entwickelt. Vor „Joline“ hatte ich schon längere Zeit an einem anderen Roman gearbeitet, in dem der Schutz gefährdeter Tierarten eine Rolle spielt. Ich habe die Geschichte zwar bis heute nicht zu Ende geschrieben, aber sie hat sicherlich einen Grundstein zu „Joline“ gelegt. Insgesamt lag das Thema Gentechnologie aber nahe, da ich selbst während meiner Diplomarbeit genetische Untersuchungen gemacht habe – allerdings natürlich ohne die gentechnisch-manipulierende Komponente, die bei PhönixGenTec praktiziert wird ;-)
Wieso hast du als Protagonisten junge Erwachsene gewählt?Habe ich gar nicht. Meine Geschichte hat sich das so ausgesucht, ich bekam da überhaupt kein Mitsprachrecht *lach*
Joline hat es in deinem Buch nicht einfach. Ihr Vater arbeitet für die Firma, gegen die Joline kämpft und ihre Mutter ist eine erfolgreiche Mikrobiologin. Stand dies von Anfang an fest, dass die Eltern von Joline mit in das Thema involviert sind?Nein, auch das hat sich während des Schreibens so ergeben. Dazu muss ich vielleicht noch sagen, dass ich meine Bücher nie „plotte“, sie also nicht mit einem roten Faden vorab plane. Ich bin ein reiner „Bauchschreiber“, d.h. ich schreibe die einzelnen Szenen so, wie sie mir einfallen und füge sie dann nach und nach zu einer Geschichte zusammen. Bisher hat das immer super funktioniert, auch bei „Joline“, trotz der Komplexität des Themas Gentechnologie.
Es gibt auch Leser, die sich bisher vielleicht nie mit Gentechnik beschäftigt haben. Hattest du keine Angst, dass dieses Thema gerade Jugendliche etwas abschrecken könnte?Nein, Angst in dem Sinne nicht, aber mir war natürlich klar, das es eine Herausforderung werden würde – entsprechend wollte ich einen Roman schreiben, der sich trotz des Themas unterhaltsam und spannend lesen lässt, nicht zu überladen wirkt und gleichzeitig zum Nachdenken verleitet: Wie würde sich der Leser an Jolines Stelle verhalten?Ich persönlich finde nämlich, dass Wissenschaft nicht abschrecken, sondern vor allem Spaß machen soll – und hoffe natürlich, dass mir das mit „Joline“ auch gelungen ist.
Dies ist dein erstes Buch beim bookshouse Verlag. Es werden noch andere Bände der „GenTec Genesis“ folgen. Bekommen wir danach auch mal ein Buch aus einem anderen Genre? Ja, ganz bestimmt sogar J Als „Joline“ seinerzeit auf Bewerbungsrunde in den Verlagen war, hatte ich angefangen, einen Urban-Fantasy-Roman zu schreiben. Inzwischen ist er so gut wie fertig und müsste eigentlich nur noch durch meine „interne Feinkorrektur“ – aber dank einer ausgeprägten Schreib- (und Korrigier-)blockade in den letzten Wochen liegt mein zweites Baby schon seit einiger Zeit schmählich missachtet in der Schublade.Soviel kann ich aber schon verraten: Es geht in dem Roman um einen steinernen Helden, einen selbsternannten Hexenjäger, mysteriöse Ritualmorde und um jede Menge Wasserspeier, die alle sehr eigene Ansichten und ziemlich schräge Ideen haben.Das hört sich sehr spannend an :)
Hast du als Kind schon Science-Fiction Bücher gelesen oder woher kam die Idee des Buches?Na ja, als Kind waren es vor allem die üblichen Pferdebücher, die ich gelesen habe. Merkt man das heute eigentlich noch? Okay, ein wenig vielleicht ... *zwinker*Als Jugendliche wechselte es dann nach und nach in den phantastischen Bereich, wobei die Grenze zwischen Science Fiction, Phantastik und Fantasy oft ineinander übergingen – mich interessierten vor allem die Ideen, die hinter den Büchern steckten. Vieles davon würde heute vermutlich in den Bereich der Utopie / Dystopie fallen, und mit Sicherheit haben mich diese Bücher auch ein Stück weit geprägt.
Was machst du, wenn du nicht schreibst und arbeitest? Gibt es Hobbies denen du nachgehst?Ja, und leider viel zu viele *lach* An erster Stelle kommen natürlich meine Pferde und meine Katze, die ich (neben meinem Mann natürlich J ) über alles liebe. Außerdem habe ich noch einen Garten, in dem mir meine englischen und historischen Rosen (und vor allem das Unkraut) ständig über den Kopf wachsen. Und ich fotografiere sehr gern, am liebsten Tiere und die Natur, aber ab und an auch mal die Hochzeit einer Freundin. Und ich lese praktisch jede freie Minute, die mir dann noch übrig bleibt.
Oha, dass sind tatsächlich sehr viele Hobbies :)
Woher kommen denn die Einfälle für deine Bücher? Komischerweise meist beim Autofahren. Der Außendienst scheint irgendwie sehr inspirierend zu sein, obwohl mein Brotjob sonst eher von Routine geprägt wird.
Ich schreibe gerade an…... dem zweiten Teil von „GenTec Genesis“.
Meine Lieblingsautoren/innen sind…Oha. Terry Pratchett, Andrea Schacht, Barbara von Bellingen, Susanna Kearsley, Robert Westall ... die Liste lässt sich noch eine ganze Weile fortsetzen.
Ich lese gerade…„Ins Glück stolpern“ von Daniel Gilbert – ein Geschenk meines Mannes. Und – aus hoffentlich bald aktuellem Anlass – haufenweise Sachbücher zum Thema Altbausanierung. Zum Lesen von Belletristik bin ich in letzter Zeit leider weniger gekommen, obwohl mir beispielsweise „Glasseelen“ von Tanja Meurer sehr gut gefallen hat.
Wenn du nur ein Buch mit in den Urlaub nehmen dürftest, welches wäre es?„Das Reitwegenetz der Nordheide“ Okay, das Buch gibt es meines Wissens gar nicht, und vermutlich wäre es auch ein eher dünnes Buch – aber für meinen Traumurlaub ideal J
Wo siehst du dich in einigen Jahren als Schriftstellerin?Gute Frage – solche Prognosen finde ich immer superschwer. Ein Traum wäre es natürlich, irgendwann von meiner Schreiberei leben könnte, aber dieses Glück haben leider nur die wenigsten Autoren. Trotzdem ich hoffe natürlich, dass ich in einigen Jahren immer noch das schreibe, was mir Spaß macht, und den Lesern meine Bücher weiterhin gut gefallen – denn was ist ein Autor ohne seine Leser?
Es hat mir sehr viel Freude bereitet, dass du heute bei mir warst. Ich wünsche dir von ganzem Herzen noch sehr viel Erfolg mit deinen Büchern. Bleib gesund und lass deinen Träumen freien Lauf. Danke, liebe Beate, mir hat es auch sehr viel Spaß gemacht. Ich wünsche Dir ebenfallsalles Gute, und allen Lesern dort draußen natürlich auch. Vielleicht treffen wir uns demnächst mal wieder? Ich würde mich sehr freuen!
So ihr Lieben, dass war es für heute. Ich hoffe, dass euch das Gespräch mit Julia gefallen hat und ihr neugierig auf ihr Buch geworden seid. Bis nächste Woche, wenn es wieder heißt “Willkommen auf meiner virtuellen Couch“.
Ich wünsche euch allen noch einen schönen Tag.
Eure Beate