Interview zur Shōnen Jump und Manga Plus

Passend zum Release von Manga Plus durften wir ein Interview mit dem Chefredakteur der Shōnen Jump und dem Chefredakteur von Manga Plus führen.

Vielen Dank an dieser Stelle an Herrn Nakano (Chefredakteur Shōnen Jump) und Herrn Hosono (Chefredakteur Manga Plus). Nachfolgend werden wir einfachheitshalber Herrn Nakano mit Nakano und Herrn Hosono mit Hosono abkürzen. Wir selbst haben die Abkürzung JPC.

Manga Plus bietet euch jederzeit die neusten Kapitel auf Englisch parallel zum japanischen Erscheinen! Wahlweise als kostenlose App oder auch im Web verfügbar.

JPC: Wie sehen die täglichen Aufgaben bei Shōnen Jump aus?

Nakano: Man kann sagen, dass es drei Hauptaufgaben in der Redaktion gibt. Die erste wäre, sich mit den jeweiligen Mangaka zu treffen, Fortsetzungen veröffentlichen und die wöchentlichen Manuskripte auszuarbeiten. Die zweite Aufgabe besteht darin auch andere Zeitschriftenartikel außer Manga-Magazine zu erstellen. In der dritten Aufgabe widmen wir uns der Ausbildung vieler Mangaka, die eine wöchentliche Veröffentlichung anstreben. Als Redakteur ist man ziemlich beschäftigt und es kommt oft vor, dass man die Nacht durcharbeiten muss.

JPC: Wie ist das Arbeitsverhältnis zwischen Redakteur und Mangaka?

Nakano: Wahrscheinlich kann man das Verhältnis am ehesten mit dem eines Manager gleichsetzen. Man bespricht gemeinsam den Zeitplan und ich kann unter anderem Ratschläge bezüglich des Inhalts erteilen. Die Beziehung zu jungen Mangaka kann man fast mit einer Eltern/Geschwisterrolle vergleichen.

Um sich als Mangaka persönlich weiterzuentwickeln, müssen sie viele Beziehungen knüpfen. Es kann oft vorkommen, dass der Inhalt von anderen stark kritisiert wird und sich diejenigen zum Feind des betroffenen Mangaka machen. Dennoch kann sich diese Person sicherlich als „erster Leser" für den Mangaka herausstellen.

JPC: Gibt es für die Bewerbung als Mangaka bei Shōnen Jump eine Altersgrenze?

Nakano: Dafür gibt es keine Altersgrenze. Bei Teenagern oder jungen Mitwirkenden kann es sich z.B. positiv auf ihren zukünftigen Werdegang auswirken, wenn sie z.B. einen Preis eines Manga-Wettbewerbs gewonnen haben. Aber es gibt auch viele Mangaka, die erst mit dreißig Jahren ihr Debüt hatten.

JPC: Welche Fähigkeiten muss ein Mangaka mitbringen, um groß rauszukommen?

Nakano: Leidenschaft, Talent und Fleiß sind hier besonders wichtig. Es gibt viele weitere, deswegen ist es schwer, sich nur auf diese zu beschränken. Offen gesagt muss man sich selbst die Frage stellen, ob man überhaupt ein Manuskript fertigstellen kann. Selbst wenn viele den Willen haben Manga zu zeichnen, können einige diese Hürde nicht überwinden. Das ist zwar selbstverständlich, aber der Weg eines Mangaka beginnt mit der Fertigstellung eines Manuskripts.

JPC: Wie verdienen Mangaka eigentlich ihren Lebensunterhalt? Bekommen sie ihr Gehalt vom Herausgeber?

Nakano: Da Mangaka bei Herausgebern nicht fest angestellt sind, bekommen sie von ihnen daher auch kein Geld. Bei Veröffentlichung in einer Zeitschrift wird die Manuskriptgebühr entsprechend der Seite gezahlt. Darüber hinaus wird das Geld als einzelnes Buch entsprechend der Anzahl der Auflagen in Form einer „Siegelsteuer" gezahlt.

JPC: Was passiert, wenn ein Mangaka seine Frist nicht einhält oder verpasst? Hat dies Konsequenzen für ihn?

Nakano: Da die Anzahl der Seiten im Magazin festgelegt ist, können wir diese nicht reduzieren. Da ich allerdings nicht etwas auf einem leeren Blatt verkaufen kann, bereite ich im Voraus ein alternatives Manuskript vor. So etwas kommt oft bei den Manga von Newcomern vor. Jedoch haben einige dieser Newcomer-Manga das Interesse von vielen geweckt und werden nun sogar wöchentlich veröffentlicht.

JPC: Was passiert, wenn ein Mangaka plötzlich seinen Manga unterbricht, obwohl die Geschichte noch nicht abgeschlossen ist?

Nakano: Da ich bisher noch nie in so einer Situation war, kann ich das leider nicht beantworten. Die Mangaka zeichnen alle mit Begeisterung und einem großen Verantwortungsbewusstsein, sodass es dazu wahrscheinlich nicht kommen wird.

JPC: Wer entscheidet, ob ein Manga eine Anime-Adaption erhält?

Nakano: Es gibt zwei Arten von Mustern, wie damit umgegangen wird. Entweder bewegt sich die Redaktion oder Shueisha in Richtung Animation oder ein Animations-/Fernsehstudio stellt eine Anfrage. In beiden Fällen wird mit dem Mangaka über den Zustand und die Qualität des Inhalts ausreichend gesprochen und anschließend die endgültige Adaption festgelegt.

JPC: Haben Mangaka eine bestimmte Art von Persönlichkeit und wenn ja, welche Merkmale haben sie?

Nakano: Ich würde nicht behaupten, dass sie bestimmte Merkmale besitzen. Meiner Ansicht nach sind sie alle kluge Leute. Natürlich kann man diese Art von Klugheit nicht mit der eines Gelehrten vergleichen. Hierbei handelt es sich eher um die Gabe, die Ratschläge des Herausgebers zu verstehen und darüber nachzudenken, was die Leser im Manga suchen.

JPC: Wie wird entschieden, welcher Manga im Magazin oder überhaupt veröffentlicht wird?

Nakano: Bei Jump werden im Jahr mehrere Meetings abgehalten, um zu entscheiden, welche Werke wöchentlich veröffentlicht werden sollen. Die Mitarbeiter sammeln dort die eingesendeten Werke, lesen sie alle und bestimmen, welcher Manga denn populär werden könnte. Jedoch kann nicht einfach jeder etwas einsenden. Zuvor muss bedacht werden, wie die jeweilige Geschichte in Bezug auf Beliebtheit abschneiden wird.

Wie sieht es mit Manga Plus aus

JPC: Was sind ihre Pläne für Manga Plus?

Hosono: Es geht darum, Jump-Titel an Leser in aller Welt zu bringen. Wenn wir sie zeitgleich mit Japan herausbringen, könnte das durchaus spannend werden. Wir möchten auch Gebiete erreichen, in denen die reguläre Version sonst nicht erhältlich ist.

JPC: Warum fehlen in Manga Plus so viele Kapitel? Möchten Sie diese später für Abonnenten kostenlos hinzufügen?

Hosono: Ich bin der Meinung, dass die Kapitel, die bereits unterwegs und beim örtlichen Verleger erhältlich sind, genossen werden sollten. Momentan planen wir allerdings nicht weitere Kapitel hinzuzufügen.

JPC: Gibt es ein Genre in Manga Plus, das zurzeit bei den Lesern besonders beliebt ist (z.B. Isekai)?

Hosono: Da diesbezüglich die Daten noch nicht erfasst wurden, kann ich das nicht wirklich genau analysieren. Allerdings stellen wir fest, dass sich die Werke, die zum ersten Mal von ausländischen Lesern mit Begeisterung gelesen werden, bei vielen Lesern an großer Beliebtheit erfreuen.

JPC: Ist es denn geplant, alle zukünftigen Veröffentlichungen auch für Manga Plus bereitzustellen?

Hosono: Nicht alle. Da es Probleme mit dem Übersetzungssystem gibt, werden wir jede Arbeit beurteilen.

JPC: Würden Sie uns verraten, welcher ihr liebster Manga ist?

Nakano: Die Werke, die in Shōnen Jump veröffentlicht werden, mag ich alle sehr gerne, aber wenn ich einen nennen müsste, wäre es SPYxFamily, welcher gerade bei Jump+ gestartet ist. Ich bin mir sicher, dass dieser Titel sehr bald weltweit an Beliebtheit gewinnen wird.

Hosono: Das wäre wohl Chainsaw Man. Dieser ist düster, besitzt sehr viele intensive Kampfszenen und hat einen Hauptcharakter, der relativ unschuldig und naiv ist. Diese Ungleichheit gefällt mir sehr und ich freue mich darauf, wie sich das Ganze noch entwickeln wird.

JPC: Gibt es etwas, das Sie den Manga-Fans in Deutschland noch mitteilen wollen?

Nakano: In Japan gibt es sehr viele Manga, die noch nicht ihren Weg nach Deutschland gefunden haben. Deshalb werden wir weiterhin kontinuierlich Manga bereitstellen. Freut euch daher auf weitere Jump-Titel aus Japan.

Hosono: Manga Plus ist ein Service mit dem es möglich gemacht wird, Manga in ihrer regulären Version zeitgleich mit Japan zu lesen. Wir würden uns freuen, wenn dieser Service auch hier genutzt wird, um Manga zu lesen. Freut euch gemeinsam mit den japanischen Fans und Fans aus aller Welt auf die neuesten Geschichten!

Falls ihr irgendwelches Feedback zu diesem Service haben solltet, dann teilt uns das bitte regelmäßig mit. Sowohl die Redaktion als auch die Mangaka freuen sich auf jeden Kommentar.

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