[Interview] Thomas Thiemeyer

Von Lenabosblog @LenaBorg

(Bildquelle: Homepage des Autors)

Was war der Auslöser, um das Buch ‘Das verbotene Eden’ zu schreiben?
Ich glaube, die Idee hatte ich bei einem meiner zahlreichen Waldläufe. Da habe ich überhaupt die besten Ideen. Das Problem ist nur, sie festzuhalten. Beim ‚verbotenen Eden‘ war das allerdings kein Problem, denn die Idee war absolut neu und überwältigend.


Wie lange hat es von der Idee bis zur Herausgabe des Buchs gedauert?
Ungefähr drei  Jahre. Als ich die ersten Handlungsskizzen zu Papier brachte, waren Dystopien im Jugendbuch noch kein Thema.

Haben Sie eine Lieblingsfigur in ‚Das verbotene Eden‘?
Gwen ist mir besonders ans Herz gewachsen, weshalb ich mich auch entschieden habe, ihr den zweiten Band zu widmen.

Warum leben die Frauen im Wald und die Männer in den Ruinen der Städte und nicht andersrum?
Ich glaube, Frauen gehen wesentlich konsequenter mit Veränderungen um. Männer sind etwas träge und warten lieber darauf, dass sich die Dinge wieder einrenken. Nicht alle, wohlgemerkt, aber viele. Meine Frau beispielsweise hat in ihrem Leben Entscheidungen getroffen, für die ich vermutlich zu feige gewesen wäre.

Können Sie sich eine Verfilmung des Buches vorstellen? Haben Sie vielleicht schon passende Schauspieler für Ihre Figuren im Kopf?
Klar, vorstellen kann ich mir vieles. Aber nicht zu dem Punkt, mir Gedanken über mögliche Schauspieler zu machen. Es wäre zu enttäuschend, wenn dann nichts passiert. Ich glaube damit fange ich lieber an, wenn es soweit ist.

Im Internet kursieren diverse Gerüchte zu den Fortsetzungen von ‚Das verbotene Eden‘. Es sei eine Trilogie geplant, aber es stehe noch nicht fest, wann oder ob diese zustande kommt. Oder aber man kann im Internet lesen, sie schrieben bereits am zweiten Band. Was ist nun richtig?
Es stimmt, ich plane daraus eine Trilogie zu machen. Ob sie wirklich komplett erscheinen wird, hängt ein bisschen vom Erfolg des ersten Bandes ab. Tatsache ist aber, ich schreibe gerade an Band zwei, der den Titel ‚Logan und Gwen‘ tragen wird.

Wie stellen Sie sich die Zukunft für ‚Das verbotene Eden‘ vor? Können Sie bereits etwas über die Folgebände verraten?
In ‚Logan und Gwen‘ gerät Junas Freundin in die Fänge der Warlords. Sie wird als Sklavin auf einem Markt versteigert und kommt so in das Haus von Logan, einem jungen Clan-Mitglied. Auch über David und Junas Schicksal werden wir etwas erfahren, auch wenn sich das erst im dritten Band vollständig klärt.

Wird man den in den Folgebänden noch etwas mehr Hintergrundinformationen zum Virus erfahren? Zum Beispiel, was genau das für ein Virus ist, wie er verbreitet wurde, etc.?
Das ist ein Thema, das ich mir für den letzten Band aufgehoben habe. Ich habe vor, einen Teil des Buches in Form einer Rückblende zu erzählen und zu beleuchten, was genau während des Zusammenbruch und der Dunklen Jahre passiert ist.

Was für Quellen haben Sie benutzt und was hat Sie inspiriert? Eine Leserin denkt da zum Beispiel an die alten Geschichten der Amazonen. Sie hat angemerkt, diese hätten ja tatsächlich so ähnlich gelebt, wie die Brigantinnen. Juna gäbe eine erstklassige Amazone ab. Die Leserin würde es interessieren, ob Sie den Roman Yin von Pirincci kennen? Dort sterben alle Männer an einem Virus, und nur die Frauen überleben …
Eigentlich habe ich mich ganz frei meiner Fantasie hingegeben. Klar denkt man zuerst an die Amazonen, aber ich wollte diese alte Geschichte nicht zu sehr bemühen und habe meine Frauen daher sehr viel spiritueller und friedlicher angelegt. Die Brigantinnen sind mehr oder weniger ein notwendiges Übel, um die ländlichen Kommunen vor den Übergriffen der Heiligen Lanze zu schützen.

Wie kam es eigentlich dazu, dass Sie sich dem Jugendbuchgenre gewidmet haben? Gab es einen bestimmten Auslöser?
Ich liebe Veränderungen. Ich könnte nicht immer nur dasselbe schreiben und suche mir deshalb neue Aufgabenfelder. Nach den Erwachsenenthrillern kamen die Abenteuerromane für Kinder und jetzt die Dystopien für junge Erwachsene. Ich lasse mich selbst gerne überraschen, was noch so kommt.

Woher nehmen Sie die Ideen für Ihre Romane?
Von überall her. Aus Büchern, Filmen, Zeitschriftenartikeln, aus Gesprächen, Diskussionen oder einfach aus der Luft. Ideen zu haben, ist für mich das Selbstverständlichste von der Welt. War es schon, als ich noch Illustrator für Umschläge und Jugendsachbücher gewesen bin.

Wie erfinden Sie Ihre Charaktere? Werden Sie von Personen aus Ihrem Umfeld inspiriert? Werden sie lange und mühsam entwickelt oder spuken sie auf einmal in Ihrem Kopf herum?
Eher letzteres. Langsames, mühevolles Entwickeln ist nicht mein Ding. Eine Figur muss mich anspringen, mich packen und sagen: „Hallo, hier bin ich.“ Dann wird sie auch lebendig. Als Inspiration kommen alle möglichen Personen in Frage, aber keine speziellen. Ich will ja keine Unterlassungsklage erhalten 

Gibt es in Ihren Romanen eine Figur, die Sie im Nachhinein gerne ändern würden und wenn ja, welche?
Interessante Frage. Nein, ich glaube nicht. Wenn ein Buch für mich geschrieben ist, ist es vorbei. Ich blicke lieber nach vorne und überlege mir, was ich zukünftig besser machen kann.

Wie beginnen Sie mit dem Schreiben eines Buchs?
Zuerst mit Ideen und Stichworten. Spuren im Sand. Ob daraus später ein Fährte oder gar eine Straße wird, hängt davon ab, wie gut die Ideen sind. Aber wenn ich nicht mehr davon loskomme und  wenn mein Kopf richtig voll ist, sodass ich das Gefühl habe, es ist kein Platz mehr darin, setze ich mich hin und fange an zu schreiben.

An welchem Ort können Sie am besten Schreiben? Wo tanken Sie Kraft?
Zu Hause in meiner gewohnten Umgebung. Im Kreise meiner Familie, mit der ich so viel Zeit wie möglich verbringe. Dort liegt meine Kraft. Nicht zu vergessen die wunderschönen Urlaube, die wir unternehmen.

Erzählen Sie uns vom Schreiben der ersten Seite ihres ersten Buchs.
Ein leeres Blatt. Eine Überschrift. Ich habe ein Bild in meinem Kopf: eine Person, ein Ort, ein Ereignis. Ich versetze mich vollkommen hinein, sauge das Bild in mich auf, lege die Finger auf die Tastatur und schreibe den ersten Satz, versuche in die Stimmung einzutauchen, den Moment so genau wie möglich einzufangen. Dann den zweiten Satz und den dritten. Spätestens ab der Hälfte der Seite bin ich nicht mehr da.

Hatten Sie beim Schreiben Ihres ersten Buchs das Gefühl, eine Sisyphosarbeit vor sich zu haben oder waren Ihre Ideen so klar, dass das Schreiben leicht von der Hand ging?
Wie alles im Leben habe ich auch das Schreiben mit einer gewissen Leichtigkeit, um nicht zu sagen „Naivität“ begonnen. Ich wollte Romane schreiben, also habe ich mich hingesetzt und einen geschrieben. Ich bin kein Freund von Ängsten und Bedenken. Die halten einen nur auf. Manchmal habe ich es bereut, nicht noch mehr Vorarbeit geleistet zu haben, aber bisher ist immer alles gut gegangen.

Haben Sie manchmal Schreibblockaden? Was tun Sie dagegen?
Blockaden nicht. Aber manchmal bin ich stinkefaul und würde am liebsten tausend andere Sachen tun. Dann muss ich mich zwingen, sitzen zu bleiben und zu schreiben. 1000 Worte pro Tag. Minimum.

Darf jemand Ihre Geschichten, abgesehen von Ihrem Lektor / Ihrer Lektorin, schon während des Schreibprozesses lesen? Falls ja, gehen Sie auf Änderungsvorschläge oder neue Ideen dieser Person ein?
Die Meinungen von Testlesern sind mir sehr wichtig, weshalb ich mir, besonders bei neuen Projekten, gerne verschiedene Meinungen einhole. Meine Familie gehört dazu, mein Agent, meine Lektoren und hin und wieder Freunde. Und Kritik wird sehr genau beachtet, denn zu 99 % ist sie berechtigt.

Ich habe gelesen, dass Sie die Cover für Ihre Bücher selbst gestalten. Wie kam es dazu? Ist es Ihnen besonders wichtig?
Ich bin von Haus aus eigentlich Illustrator, das Schreiben kam später. Über zehn Jahre lang habe ich Umschlagbilder und Jugendsachbücher gemalt. Wer sich gerne ein Desktopmotiv einer meiner Arbeiten runterladen möchte, der kann das hier tun.
Und ja, ich gestalte meine Umschläge alle selbst.

Welche Bücher lesen Sie selbst gern?
Wenn ich mal zum Lesen komme, was leider viel zu selten geschieht, dann meistens Bücher, die mit meinen nur sehr wenig zu tun haben.  Alan Moore, Vonnegut, Steinfest, Kehlmann, Suter und hin und wieder mal einen King.

Welche Musikrichtung bevorzugen Sie und hören Sie auch Musik beim Schreiben?
Sehr verschieden und auf keinen Fall beim Schreiben. Momentan sind es Soundtracks („Tron“) elektronische Musik („Tangerine Dream“) und Heavy Metal (Black Stone Cherry)

War es schon immer Ihr Traum Bücher zu schreiben?
Nein. Aber schon sehr lange.

Haben Sie ein Lieblingsbuch und -autor?
„James und der Riesenpfirsich“/ Roald Dahl

Was wären Sie geworden, wenn es mit dem Autorendasein nicht geklappt hätte?
Dann hätte ich ja immer noch mein zweites Standbein als Illustrator 

Wie wichtig ist Ihnen der Kontakt zu Ihren Lesern?
Sehr. Ich liebe den Austausch und die Reaktionen bei Lesungen. Auch wenn ich vorher immer über mein Lampenfieber fluche.

Mein Dank geht an Herrn Thiemeyer, der sich die Zeit genommen hat, all die Fragen so schnell zu beantworten. Und natürlich bedanke ich mich bei der Droemer / Knaur Verlagsgruppe, die für das Gewinnspiel ein Buch gesponsort hat.

Vielen Dank außerdem an euch Leser. Ich habe mich sehr gefreut, dass ihr mir in der letzten Woche zahlreiche Emails mit euren persönlichen Fragen zugeschickt habt. Unter allen Fragestellern habe ich gerade die Gewinnerin ausgelost:

Gewonnnen hat… Karina aus Altötting. Du erhälst dein Wunschbuch ‘Nebra’. Herzlichen Glückwunsch, ich hoffe, du freust dich