Interview Teil 2: Über die Kluft zwischen Ästhetischer Medizin und Kosmetik, über die zunehmende Kompetenz der Endverbraucher, Altern in Würde und den erdenden Effekt einer Organisation wie “Ärzte ohne Grenzen”

Interview Teil 2: Über die Kluft zwischen Ästhetischer Medizin und Kosmetik, über die zunehmende Kompetenz der Endverbraucher, Altern in Würde und den erdenden Effekt einer Organisation wie “Ärzte ohne Grenzen”Welche Chancen ergeben sich aus der Kooperation eines Plastischen Chirurgen mit einer Kosmetikerin?

Ich glaube, es gibt tolle Möglichkeiten in der Kooperation zwischen Kosmetikerinnen und Plastischen Chirurgen. Die Gründe dafür sind zwei.

Aus der Sicht der Kosmetikerin ist es so: Der Weg führt weg von einfach nur “Cremchen schmieren”, sondern hin zu einer wirklich ergebnisorientierten Kosmetik, die in Richtung Medizinkosmetik führt. Das bedeutet, Ihr als Kosmetikerinnen kommt an einen Punkt, wo Ihr sagen könnt: Ja, wir können wirklich Ergebnisse liefern, wir können auch wirklich betreuen. Aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem der nächste Schritt die ästhetische Medizin ist.

Unser Arzt/Patientenkontakt beschränkt sich oftmals auf eine oder zwei Konsultationen vor der Operation und die Nachbetreuung. Das ist bei Euch als Kosmetikerinnen ganz anders, denn Ihr verbringt während einer Behandlung viel Zeit mit den Kunden. Das heisst, die Kluft zwischen ästhetischer Medizin und Kosmetik ist noch sehr groß.

Wünschenswert wäre es, eine bessere Bindung zwischen Medizinkosmetik und ästhetischer Medizin zu bauen, so dass die Kosmetikerinnen die Möglichkeit haben, ihre Kunden zu dem Arzt ihres Vertrauens zu schicken, wo sie wissen, dass sie in guten Händen sind – und gleichzeitig der Arzt die Möglichkeit hat, seine Patienten zur Vor- und Nachbehandlung von chirurgischen Eingriffen zu Euch zu schicken. So wie heute bei der Patientin, zu der ich gesagt habe, ich needle erst, wenn sie zu einer Vor-und Nachbehandlung mit Vitamin A bereit ist zur Maximierung des ästhetischen Ergebnisses.

Auf englisch bezeichnet man das als “breaching the gap”: Also versuchen, die Kluft zu verringern. Ich glaube, dass darin eine ganz, ganz große Zukunft liegt.

Aber wenn man so schaut… Parfümerie-Kosmetik gibt es wie Sand am Meer. Wo siehst Du diesen Trend, dass es wirklich hingeht zu sinnvoller Kosmetik? Es ist doch immer noch eine Minderheit, die eine sinnvolle Medizinkosmetik benutzt. 

Ich glaube, es gibt, wenn man ehrlich ist, zwei Arten der Kosmetik. Einmal die Wellness-Orientierte, Parfümerien, das Produkt riecht gut, es fühlt sich gut an, es schaut toll aus.

Diese Kosmetik präsentiert sich inzwischen aber gerne als “klinisch” …

Ja. Trotzdem ist es aber so und das siehst Du ja auch heute an Deinen Kunden: Jeder informiert sich. Und man kann – und das ist auch gut so – niemandem mehr irgend einen Blödsinn verkaufen und sagen: Es gibt nichts Besseres. Sondern man informiert sich, so wie die Dame heute: Dermabrasio, Needling, Haut… Das heisst, es ist schon der Trend da, dass Kunden oder Patienten sich wirklich kundig machen: Was habe ich für Alternativen? Und in dem ein Patient gebildeter, informierter oder kompetenter ist, ist es auch so: Die, die wirklich Ergebnisse wollen, suchen sich die passende Kosmetik.

Das stimmt! Und irgendwann finden sie dann auch tatsächlich einen besseren Weg. 

Genau.

In Würde altern und gleichzeitig gegen Falten ankämpfen. Wie würdest Du das aus Deiner Sicht als plastischer Chirurg beurteilen, geht das? In Würde zu altern, wenn man gegen seine Falten ankämpft?

Ich glaube, es ist nicht das “gegen die Falten ankämpfen”.

Nein, bei ENVIRON geht es um mehr, das stimmt. 

Nein, ich glaube auch allgemein nicht. Ich glaube, dass… Die Falte macht nicht das Gesicht alt. Die Haut macht das Gesicht alt. Nimm als bestes Beispiel die Facelifts von früher. Eine siebzig-jährige Frau hatte soo ein Gesicht (ausladende Geste, alles zeigt Richtung Fußboden), hat sich ein Facelift machen lassen und schaut deswegen nicht jünger aus. Sie schaut straffer aus, aber die Hautstruktur hat sich nicht verändert. Und wenn Du die Dame siehst, dann schaust Du ihr ins Gesicht und sagst, ja, sie ist faltenfrei, aber sie schaut immer noch aus wie Siebzig. Wohingegen andere Leute, wie zum Beispiel manche Hollywoodstars, trotzdem jung und frisch aussehen, da sie auf ihr Hautbild achten und nicht nur einzelne Falten bekämpfen.

Und ich glaube, das ist auch der Punkt. Die Ästhetik richtig eingesetzt und vor allem mit einer wirklich guten Hautanalyse und guten Hautverbesserung, das ist die Zukunft und nicht, eine einzelne Falte zu bekämpfen.

Und genau in dem Zusammenhang ist die Kooperation von Medizinkosmetik und ästhetischer Medizin so wünschenswert.

Genau so ist es.

Ja, und es sind natürlich auch die Pigmentierungen, die Äderchen ausschlaggebend für das Aussehen. Eben das ganze Hautbild.

Seborrhoische Keratose, solare Keratose, die fahle Haut, Verlust von Unterhautfettgewebe und so weiter. Das alles spielt ins Alter rein, und nicht nur die Falte, genau, wie Du sagst.

Ja, und damit sind wir gleich bei der nächsten Frage: Was sind die Vorteile von minimalinvasiven Verfahren wie Medical Needling oder Plateled Rich Plasma (PRP)?

 Das sind zwei Verfahren, die eine körpereigene Regeneration provozieren – oder induzieren. Das ist wahrscheinlich das bessere Wort. Das bedeutet, der Körper erkennt keinen Fremdkörper – wie bei der Hyaleronsäure oder beim Botox – und versucht darauf hin, den Wirkstoff abzubauen. Sie bewirken eine Unterstützung der körpereigenen Stammzellen, um regenerativ zu wirken.

Sicher, sicher – richtig eingesetzt ist es eine tolle Sache, man muss einfach nur dem Patienten wirklich klar machen, was er zu erwarten hat. Die Zornesfalte geht deswegen nicht weg. Die tiefe Nasolabialfalte geht nicht weg. Aber was sich verändert, ist die Hautstruktur. Das ist, glaube ich das Wichtigste und das ist auch das Beste, was man dadurch erreichen kann.

Also im Grunde ist es immer die Intensivierung von dem, was man mit ENVIRON erreicht.

Genau. Da, wo Cremes, oder wo Du mit ENVIRON an die Grenzen stößt der möglichen Medizinkosmetik…

… kommst Du!

Kommen wir, genau. (Lachen)

Kannst Du bitte erläutern – denn darüber kann man zur Zeit wenig lesen, und ich möchte hier in meinem Blog gerne darüber informieren – was genau bei PRP, also Plateled Rich Plasma- passiert.

Aha. Das Blut besteht aus mehreren Bestandteilen. Dem roten Blutfarbstoff, dem so genannten Hämoglobin und dem Plasma. Das Plasma ist der Bestandteil, in dem die Plättchen gelöst sind. Wenn man jetzt das Blut zentrifugiert, trennt sich – das ist reine Physik – die schwerere von der leichteren Phase. Der rote Anteil sackt nach unten, das Plasma bleibt oben.

Was das Plasma betrifft, so gibt es zwei Vorteile: Erstens, wenn man die roten Blutteilchen in die Haut spritzen würde, würde es zu einer Entzündungsreaktion kommen. Zweitens: Die Stammzellen, die körpereigenen Stammzellen, das sind Zellen, die an dem Ort, wo sie sind, sich entscheiden, in welche Richtung sie sich entwickeln wollen, ob jetzt im Knochen…

Im Knochenmark gibt es ja viele

Die Stammzellen hast Du überall! Du hast sie im Blut, im Fett, überall. Und diese Stammzellen entscheiden je nach Art, wo sie sind – ob sie jetzt in der Haut sind, oder im Knochen, im Muskel, in welche Richtung sie sich differenzieren. Das bedeutet, wenn ich Dir Stammzellen aus dem Blut nehme – so ein bisschen vereinfacht dargestellt, nehme ich also Zellen, die das Potential haben, sich in viele Richtungen zu entwickeln. Und wenn wir sie dahin spritzen, in die Haut, dann hören sie von allen Seiten “Hallo, Hallo, hier sollen wir wirken!” – und deswegen starten sie ihr regeneratives Potential.

Ärzte ohne Grenzen. Was ist die Motivation dahinter? Machst Du das noch oft?

Ich versuche, es einmal im Jahr zu machen und im letzten Jahr war ich gerade in Angola und Namibia. Meine Motivation ist einfach, ein Stück weit von dem zurückzugeben, was mir geschenkt wurde. Ich kann nichts dafür, dass ich in dem Breitengrad geboren wurde, in dem ich bin. Und ich glaube, dass das Leben mehr ist als nur Schönheitschirurgie. Ich möchte sie damit gar nicht abtun, sie hat ihren absoluten Wert, aber ich glaube, es kommt auf die Kombination aus beidem an: Zu sagen, o.k., es gibt Zeiten, da sind die Sachen wichtig, und es gibt Zeiten, da sind andere Sachen wichtig. Es reinigt die Gedanken und tut mir persönlich auch gut. Weil es mich einfach erdet.

Und in welchen Ländern warst Du bisher?

Im afrikanischen Kontinent. Ich überlege jetzt, ob ich nächstes Jahr nach Indien gehe, oder Richtung Kambodscha, Asien…

Danke für dieses Interview.

Es war mir eine große Freude!



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