Schrottgrenze sind zurück: Die Indie-Rocker aus Peine haben gerade ihr Comeback-Album „Glitzer auf Beton" vorgelegt, bald geht es auf ausführliche Deutschlandtour. Wir haben uns vorab mit Sänger Alex Tsitsigias über das Album, klare Statements in der Popmusik, die Zukunftspläne der Band und einiges mehr unterhalten.
bleistiftrocker.de: Eure Reunion ging langsam voran - mit ausgewählten Konzerten, einer Werkschau und erst jetzt einem kompletten neuen Album. Ab welchem Zeitpunkt wusstet ihr, dass ihr wirklich wieder zusammen Musik machen wolltet?Alex Tsitsigias: Wir sind das bewusst erstmal langsam angegangen, haben einige Konzerte gespielt und im Proberaum zusammen Zeit verbracht, um herauszufinden, ob überhaupt Ideen für ein neues Album vorhanden sind und ob alle Spaß an der Bandarbeit haben. Wir machen das aus Leidenschaft und müssen ja nichts überstürzen.
Wie habt ihr den Tag der Album-VÖ gefeiert?Wir haben eine Releaseparty im Aalhaus in Hamburg gefeiert, auf der wir das Album live gespielt haben. Da war ein ganz buntes Publikum aus Ticketgewinner*Innen und Freund*Innen. Dementsprechend ging die Afterparty dann bis morgens. Das war toll.
Die Queer-Thematik sticht auf „Glitzer auf Beton" hervor. Was war der Anlass, sie erst jetzt in eure Musik einzubauen?Das hat mehrere Gründe. Wir haben seit 2007 kein neues Album gemacht und die Queer-Theory hab ich zirka 2008 das erste mal wahrgenommen. Das heißt ich konnte meine Gedanken zu dem Thema damals auch noch nicht wirklich in Worte fassen. Mein persönliches Outing kam auch erst 2010 und seither kann ich mich besser verorten und eben auch Songs als non-binäre, pansexuelle Trans*Person schreiben.
Was hat sich sonst zwischen den Schrottgrenze von früher und denen von heute geändert?Vieles, wir haben mit Hauke Röh zum Beispiel einen neuen Bassisten. Wir schreiben und diskutieren heutzutage alle Inhalte zu viert. Früher habe ich die meisten Songs allein geschrieben, aber das wäre uns heute zu einseitig.
Kommen klare Statements wie euer „Lieb doch einfach wen du willst" in Zeiten von populistischen Schreihälsen generell zu selten in der Popmusik vor?Ja, unbedingt. Deutscher Pop hat eine unerträgliche homophobe, chauvinistische Schlagseite. Es gibt zum Glück schon länger gute Platten, die queer-feministisch dagegenhalten, zum Beispiel von FaulenzA, Sookee und anderen. Ich hoffe, dass mehr Künstler*Innen auf den Plan treten in Zukunft. Das ist politisch wie auch künstlerisch absolut notwendig.
Euer Album ist von Euphorie und Tatendrang geprägt, aber auch von Songs wie „Schlaf die Schmerzen weg". Wie kommt diese Mischung zustande?Das entstand einfach spontan. Die Texte haben bei uns immer einen lebensnahen Kern und deswegen steht am Ende Euphorie neben Depression.
„Glitzer auf Beton" gibt es auch als limitierte Vinyl und sogar als Kassette. Wie kam das?Die limitierten Editionen kommen ziemlich gut an. Da steckt dieses Mal auch sehr viel Gestaltungsliebe drin von Tapete Records beziehungsweise Last Exit Music, dem Tape-Label. Wir als Liebhaber*Innen von LPs und Kassetten freuen uns total über diese schönen Formate, das unterstützt die Musik sehr. Dank an die Labels!
Die Band besteht nun, mit besagter Pause, seit über 20 Jahren. Welcher Moment ist euch besonders im Gedächtnis geblieben?Da gibt es wirklich viele. Die Gala-Tour-Konzerte 2015 in Hamburg, Berlin und Köln waren die besten Konzerte, die wir bisher gespielt haben. Unglaublich intensive Abende waren das.
Wie ist es, nach so langer Zeit wieder auf ausgedehnte Tour zu gehen?Das ist spannend für uns. Wir haben total Lust auf die Shows und es wird immer schwerer eine passende Setlist zusammenzustellen, da wir so viele Songs haben. Ich hoffe, wir feiern nicht zu hart, hihi.
Gibt es alte Songs, die ihr auch heute noch besonders gerne spielt?Ja, da gibt es einige. Da hat jeder von uns seine Favoriten, ich glaube, auf die Stücke von „Château Schrottgrenze", wie „Fotolabor" oder „Nichts ist einsamer", haben immer alle Lust.
Was sind eure Pläne für die Zukunft?Wir sind gerade mit den Vorbereitungen für die Tour im Februar und März beschäftigt. Darüber hinaus gibt es noch gar keine Pläne, obwohl ich grad wieder ein paar Textideen sammele. Aber erstmal wollen wir live spielen.
Weitere Informationen über Schrottgrenze
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CD-Review „Glitzer auf Beton" auf bleistiftrocker.de
Schrottgrenze auf Tour
23.02. - Hannover, Faust
24.02. - Essen, Zeche Carl
25.02. - Münster, Gleis 22
02.03. - Leipzig, Naumanns
03.03. - Mainz, Schon Schön
04.03. - Bielefeld, Nr. z. P.
09.03. - Köln, Underground Köln
10.03. - Hamburg, Molotow
11.03. - Berlin, Musik & Frieden
16.03. - Nürnberg, MUZclub
17.03. - Karlsruhe, KOHI
18.03. - München, Milla Club
24.05. - Heidelberg, Karlstorbahnhof (Queer Festival Heidelberg)
26.05. - Rorschach, Treppenhaus