Nonchalant zieht er an einer Zigarette nach der anderen: pressplay hat Wanda-Sänger Marco zwischen Soundcheck und Auftritt im Wiener Flex – zu einem Spritzer an der Bar und einem Gespräch über die zurückliegende Tour, das zweite Album und diverse Besäufnisse getroffen.
pressplay: Wie geht es euch? Wie war die Tour?
Marco (Wanda): Danke, uns geht es hervorragend. Die Tour war lange – und ausverkauft. Aber um wirklich das Gefühl vermitteln zu können, wie es einem als Wanda-Bandmitglied geht, müsste man schon selbst schnell eine Band gründen, die innerhalb eines halben Jahres berühmt wird (schmunzelt). Aber nein – es war wirkliche eine schöne Tour, die Deutschen haben’s geliebt…
… Stichwort Sprachbarriere: Funktioniert eure Musik in Deutschland ebenso gut wie in Österreich?
Marco (Wanda): Genauso, genauso. Auch in der Schweiz – alle haben überall die Texte mitgesungen, was uns selbst schon etwas überrascht hat. Das war schon sehr schön.
Ihr habt demnächst auch noch in der Alten Postzentrale in Wien einen Auftritt, ist danach einmal Weihnachtspause, was Konzerte angeht?
Marco (Wanda): Stimmt genau, am 11. Dezember spielen wir in der Postzentrale, danach noch einmal bei „Willkommen Österreich“ und dann direkt nach Weihnachten, also am 25., spielen wir noch ein Konzert – irgendwo in der Provinz, ich weiß jetzt gar nicht genau, wo. Dann ist aber ein bisschen Pause, ja. Nächstes Jahr wird anstrengend: Wir werden wahrscheinlich an die 200 Tage auf Tour sein, also nur spielen.
…. im deutschsprachigen Raum? Oder auch weiter hinaus?
Nein, geplant sind auch diesmal Österreich, Deutschland, Schweiz.
War es für euch von Anfang an klar, dass ihr auf Deutsch singt? Wenn man an dieser Stelle die Debatte um die englische Sprache und Internationalität anreißen will.
Marco (Wanda): Nein, das war immer klar. Wir wollen so singen bzw. schreiben, wie wir denken und das ist eben Deutsch. Ich hab das eigentlich sowieso nie verstanden – ich würde einer Frau nie „I love you“ sagen, das klingt doch scheiße. Im Endeffekt ist es doch seltsam, in einer Sprache zu singen, die weder man selbst vollständig versteht, noch seine Fans.
Euer erstes Album ist am Markt und super angekommen. Wie sieht es mit dem nächsten aus?
Marco (Wanda): Das zweite Album ist so gut wie fertig, es wird in den kommenden Monaten veröffentlicht werden. Wir werden auch heute beim Auftritt schon drei neue Stücke daraus spielen, nämlich „Meine beiden Schwestern“, „Nimm sie, wenn du’s brauchst“ und „Das wär schön“. Erstaunlicherweise haben die Leute auf der Tour auch bei diesen drei Stücken, die noch nicht einmal veröffentlicht sind, mitgesungen. Wie das geht, ist mir selbst ein Rätsel.
Jetzt kommt die obligatorische Frage…
Marco (Wanda): Wer ist der Thomas? (lacht)
Ja, genau, du nimmst sie mir aus dem Mund!
Marco (Wanda): Also, den Thomas gibt es so eigentlich gar nicht. Er hat nicht wirklich ein reales Vorbild… bzw. ja, vielleicht eines – es gab eine Zeit, in der ich in der „Pizzeria di Italia“ im 9. Bezirk immer mit demselben Typen getrunken habe, Tag für Tag. Also der Thomas auf unserem Album ist sicher ein Säufer. Generell sollen aber die Figuren, die wir in unseren Stücken besingen, eher eine Art Projektionsfläche bieten, als dass sie wirklich an reale Vorbilder angelehnt sind.
…. also auch bei „Luzia“ kein reales Vorbild?
Marco (Wanda): Nein, eben auch hier nicht. Man kann einfach schön damit singen, diese Namen basieren alle stark auf Selbtlauten: Tho-mas. Lu-zi-a.
Die Frage nach der Genreeinordnung wird euch ja auch häufig gestellt – ist Austropop für eure Musik eine passende Umschreibung?
Marco (Wanda): Wir denken, was das angeht, mittlerweile marktwirtschaftlich. Sagt man in Österreich „Austropop“ ist das sicher eine feine Sache. Ganz umgekehrt in Deutschland: Wer will dort Austropop hören? Es kommt wirklich darauf an, wo man sich bewegt – man muss dann einfach so schlau sein, zu formulieren, wie es am besten aufgenommen wird. Ich finde auch nicht, dass wir Dialekt singen – über weite Strecken singen wir hochdeutsch, mit Wienerischem Einschlag eben, aber im Grunde genommen ist es sehr strenges Deutsch.
Habt ihr Vorbilder im Austropop?
Marco (Wanda): Ja, vor allem, was die Philosophie angeht. Freie Performancekünstler wie Hansi Lang oder natürlich Falco schweben uns da sicher als Vorbilder im Kopf. Aber da geht es jetzt nicht so sehr um musikalische Versatzstücke, sondern mehr um die Attitüde dahinter. Einfach, das Publikum gerne zu unterhalten, nichts gegen die Menschen zu haben, das ist es, was wir uns von den genannten Künstlern abgeschaut haben.
Wie lange spielt ihr als Band, so wie ihr jetzt auf der Bühne steht, schon gemeinsam?
Marco (Wanda): Zwei bis drei Jahre müssten das jetzt sein.
Und was hast du vorher gemacht?
Marco (Wanda): Ich bin viel auf der Couch gelegen und habe Whiskey getrunken. Ich habe sehr viel gelesen, bin viel gereist, diverse Studien begonnen und abgebrochen. Währenddessen habe ich auch eigentlich immer Gedichte geschrieben und gemalt – aber ich hab mir immer gedacht, egal, was du mit deinem Leben tust, du wirst sowieso irgendwann einmal berühmt. Ich habe also sehr frei gelebt.
Und wann gab es dann den Moment, in dem ihr beschlossen habt, die Band Wanda zu gründen?
Marco (Wanda): Eigentlich gleich, als wir uns gefunden haben. Begonnen hat es mit unserem Produzenten, der an meine Lieder geglaubt hat. Wir haben dann relativ schnell – 2012 – schon vor ausverkauftem Haus gespielt und es war schnell klar, dass sich hier etwas Besonders entwickelt. Und wir haben uns gedacht: Was sie haben wollen, sollen sie auch kriegen (schmunzelt).
Schließlich haben Wanda um 21.30 die Bühne im Flex erobert: Sänger Marco mit gewollt tollpatschigem Hüftschwung, trällernd und lallend seine Ode an Luzia und all die anderen, schon erwähnt erfundenen Charaktere seiner Stücke hinausrufend. Uns hat es gestern jedenfalls an nichts gefehlt: Amore, amore, amore. Glücklich hinaus in die Nacht.