Vor etwas mehr als zwei Jahren haben zwanzig Verbände der deutschen Wirtschaft eine Vereinbarung unterschrieben zur Gründung von 500 Energieeffizienz-Netzwerken bis Ende 2020. Damit möchte die Wirtschaft ihren Beitrag leisten zur Erreichung der Ziele zur Energieeinsparung und zum Klimaschutz. Die Unternehmen sollen sich freiwillig an den Netzwerken beteiligen ohne zu Einsparungen verpflichtet zu werden. Inzwischen sind bereits über 100 Netzwerke aktiv. Jetzt ist also ein guter Zeitpunkt ein paar Fragen an die Verbände zu stellen. Was sind die Erfahrungen und wie sind die Reaktionen aus den Unternehmen? Teil 3 der Interview-Reihe mit einigen Verbänden aus der Initiative.
Durch die Unterstützung der Geschäftsstelle der Initiative Energieeffizienz-Netzwerke habe ich auf meine fünf Fragen Antworten von fünf Verbänden erhalten. Mit dem Leiter der Geschäftsstelle der Initiative Energieeffizienz-Netzwerke, Herrn Steffen Joest, habe ich bereits ein Interview geführt und veröffentlicht. Als drittes Interview in dieser Reihe folgen die Antworten des VDMA auf meine Fragen zur Initiative Energieeffizienz-Netzwerke.
Bisher erschienen:
- Teil 1: DIHK
- Teil 2: BDEW
Antworten des VDMA zu Fragen über Initiative Energieeffizienz-Netzwerke
Für den Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA) antwortet Dr. Holger Müller, VDMA Abteilung Technik und Umwelt/VDMA Forum Energie, Referent für Energieeffizienz-Netzwerke.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Energieeffizienz-Netzwerke
Dr. Holger Müller, VDMA Abteilung Technik und Umwelt/VDMA Forum Energie, Referent für Energieeffizienz-Netzwerke, Foto: VDMAWir können zu einem noch frühen Zeitpunkt der Initiative bereits auf 100 Netzwerkgründungen zurückblicken. Mehr als 1000 Unternehmen engagieren sich in diesen Netzen für mehr Energieeffizienz. Damit ist bereits viel erreicht! Weiter sind Sichtbarkeit und das Bewusstsein für Energieeffizienz wichtige Meilensteine auf dem Weg der Initiative. Auch diesen ist die Initiative 2016 ein großes Stück nähergekommen.
Für die Bewertung der Entwicklung ist deshalb eine sehr viel differenziertere Betrachtung notwendig. Sicher haben wir uns ehrgeizige Ziele gesteckt. Letztendlich geht es aber darum, die Effektivität der Netzwerke bewerten. Hier können wir bereits in den eigenen Netzwerken umgesetzte Maßnahmen wie optimierte Druckluftanlagen oder modernisierte Hallenbeleuchtung sehen. Die Netzwerkteilnehmer nutzen also die Plattform und motivieren sich Maßnahmen zu realisieren. Unabhängig davon müssen jedoch die Anstrengungen neue Netzwerke zu gründen, von allen Unterstützern der Initiative mindestens aufrechterhalten, wenn nichts sogar erhöht werden.
An wie vielen Netzwerken ist Ihr Verband aktuell beteiligt
Beim VDMA gründen, betreuen und moderieren wir die Energieeffizienz-Netzwerke mit eigener Kompetenz und Mitteln. Für uns ist es eine Erweiterung der Dienstleistung an die Mitgliedsunternehmen. Im Verlauf des Jahres konnten wir so drei Netzwerke in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen mit rund 40 Unternehmen starten. Bei sieben Gründungsveranstaltungen und Netzwerktreffen haben wir durchwegs positive Rückmeldungen der Teilnehmer zum Format der Netze bekommen. Das motiviert für neue Netzwerke und gibt uns zunehmend Argumente für an die Hand.
Wie überzeugen Sie ihre Mitglieder sich in einem Energieeffizienz-Netzwerk zu engagieren?
Energieeffiziente Technologien waren für den Maschinen- und Anlagenbau schon immer von großer Bedeutung. Unsere Mitglieder haben längst verstanden, dass es nur Märkte für effiziente Technologien gibt, wenn diese auch in den eigenen Reihen eingesetzt werden. Nun geht es auch darum, die eigene Produktion energieeffizient zu machen. In den zurückliegenden Jahren wurde bereits eine Vielzahl von Energieeffizienzmaßnahmen umgesetzt. Das erfahren wir nicht nur aus den Netzwerken.
Die Teilnehmer unserer Netze zeigen bei den Treffen energetisch sanierte Gebäude, neue Heizungsanlagen, modernisierte Beleuchtung oder eine optimierte Druckluft. Gemeinsam werden neue Ideen entwickelt und die Möglichkeit gesucht, systematisch daran zu arbeiten. Wir bieten den Teilenehmern neben dem moderierten Erfahrungsaustausch vor allem Know-how von Experten. Dabei sehen die Teilnehmer auch die Chance ihre Energieeffizienz im Vergleich mit anderen zu bewerten. Durch ähnliche betriebliche Strukturen ergeben sich hier natürlich gute Möglichkeiten.
Wie sind die Reaktionen aus den Unternehmen?
Unsere bisherigen Erfahrungen mit der Initiierung und Betreuung von Energieeffizienz-Netzwerken decken sich mit denen früherer Netzwerke sowie anderer Netzwerkträger aus der Initiative. Zusammengefasst heißt das, sind die Teilnehmer erstmal in einem Netzwerk erkennen sie die Vorteile dieser Zusammenarbeit. Diese beschränken sich nicht allein auf technische oder organisatorische Energieeffizienz. Unsere Teilnehmer nutzen die Netzwerke auch als Sprachrohr.
So können wir als Netzwerkträger über aktuelle Themen aus Politik, Gesetzgebung oder Fördermitteln informieren. Umgekehrt sammeln wir Anliegen der Unternehmen um diese an die Initiative weiterzugeben. Daneben schätzen die Teilnehmer vor allem die ungezwungene Atmosphäre bei den Netzwerktreffen. Sich mit gleichgesinnten über Druckluft und Co. auszutauschen, Ideen zu entwickeln und ausgiebig zu diskutieren führt bei den Netzwerktreffen nicht selten zur Verlängerung der geplanten Tagesordnung. Trotzdem verlässt kein Teilnehmer vorzeitig ein Treffen.
Wo liegen die Schwierigkeiten neue Teilnehmer von Netzwerken zu finden?
Die bisherigen Gründungen unserer Netze waren nicht mit Schwierigkeiten bei der Teilnehmerakquise verbunden. Dennoch gibt es gewisse Herausforderungen zu überwinden: Der Maschinen- und Anlagenbau ist geprägt von mittelständischen Unternehmen. Mit einem Energiekostenanteil von lediglich eineinhalb Prozent sind die absoluten Energiekosten meist niedrig. Aus Unternehmersicht gibt es größere Stellschrauben, an der Wettbewerbsfähigkeit zu arbeiten.
Gerade deshalb müssen wir aber zeigen, dass sich jeder durch Energieeffizienz eingesparte Euro direkt auf den Unternehmenserfolg auswirkt. Einen vergleichbaren Effekt durch mehr Absatz, erfordert ein Vielfaches an Anstrengungen. Die personelle Kapazität stellt ebenfalls einen limitierenden Faktor dar. Für die meisten Unternehmensvertreter in unseren Netzwerken ist Energieeffizienz nicht der zentrale Aufgabenbereich. Gerade deshalb hilft die Mitarbeit im Netzwerk durch eine komprimierte Wissensvermittlung Zeit für die tägliche Arbeit einzusparen. Ein allgemeingültiges Rezept für die Teilnehmerakquise konnten auch wir beim VDMA noch nicht entwickeln.