Egal ob große Multiplexe, in denen die Blockbuster der Saison zu sehen sind oder kleine Arthaus-Lichtspielhäuser, die sich zumeist großer Beliebtheit erfreuen, die Preise für einen Kinobesuch und die oft dazugehörige Verpflegung kann sich nicht jeder leisten. Zumindest die Bevölkerungsschicht der Studierenden bekommt eine große Anzahl von alternativen Möglichkeiten geboten, was den Konsum des Mediums Film anbelangt. Sollte man nicht die Lust verspüren in ein Filmseminar zu gehen, wo man womöglich nach dem Film – sofern er überhaupt gemeinschaftlich angesehen wird – noch einer Diskussion beiwohnen muss, gibt es deutschlandweit immer noch die Möglichkeit in ein UniKino zu gehen. Dort laufen dann zwar oft Filme, die in den normalen Kinos gar nicht mehr zu sehen sind, aber das nur mit einigen Wochen Verzögerung. Das Programm wird von Studierenden ausgewählt und zum günstigen Preis angeboten. filmtogo-Redakteurin Sarah Peters hat sich einmal mit Jennifer Schulze vom Organisatoren-Team des UniKinos Bielefeld getroffen und u.a. über die Filmauswahl und persönliche Vorlieben gesprochen.
filmtogo: Wenn man sich das CampusFilm-Programm anschaut, dann fällt schon auf, dass es recht Blockbuster-lastig ist. Es gibt „Sucker Punch“ zu sehen, aber auch „X-Men: Erste Entscheidung“ und „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“. Warum ist die Dichte an Blockbustern so hoch?
Jennifer Schulze: Das hat natürlich verschiedene Gründe. Zum einen hängt das damit zusammen, was für Filme wir uns auswählen können. Das können wir nicht frei entscheiden. Wir bekommen eine Liste, von der wir uns etwas aussuchen können. Zum anderen waren wir der Meinung, dass dieses Jahr ein gutes Blockbuster-Jahr war. Es waren gute Filme dabei und deswegen wollten wir einige davon unbedingt mit in das Programm aufnehmen.
filmtogo: Du hast es gerade kurz angesprochen, dass ihr die Filme selbst auswählt. Aber wie läuft das genau ab? Welche Filme stehen euch zur Auswahl und wie wählt ihr dann aus?
Jennifer Schulze: Wir bekommen aus Göttingen immer eine Liste zugeschickt. Da sitzt die uns übergeordnete Organisation, die mit den Verleihfirmen die Rechte absprechen und mit der GEMA alles regelt, eine Liste zugeschickt. Die Listen sind jetzt in den vergangenen Jahren immer umfangreicher geworden, die machen da wirklich einen guten Job und versuchen alle Genres und alle Bereiche abzudecken. Dann werden uns diese Listen zugeschickt, aus denen wir dann, je nachdem wie viele Termine wir zur Verfügung stellen können, unser Programm aussuchen können.
filmtogo: Wie sucht ihr das dann aus? Habt ihr da persönliche Vorlieben? Oder versucht ihr euch am studentischen Publikum zu orientieren?
Jennifer Schulze: Sowohl, als auch. Da wir ja zu dritt sind und versuchen, das sehr demokratisch zu entscheiden, was nicht immer klappt, müssen wir immer abwägen: zum einen weiß man mittlerweile was gut läuft, was Studenten gerne sehen wollen. Zum anderen trifft das aber nicht immer unbedingt den persönlichen Geschmack. Wir versuchen da eine Balance zu finden. Also es passiert immer mal, dass einer von uns sagt “Den Film will ich aber unbedingt rein haben!”, selbst wenn die anderen den nicht so toll finden, aber wir versuchen da einen guten Mittelweg zu finden.
filmtogo: Jetzt ist mir dieses Semester besonders aufgefallen: die CampusFilm-Poster, die besonders jetzt zum Semesterstart überall hängen, die waren ja früher immer rot. Und das war für mich auch schon direkt miteinander verbunden, dieses rot und das CampusFilm-Logo. Dieses Semester sind die Poster blau. Wie kommt das?
Jennifer Schulze: Also ich muss dazu sagen, ganz früher waren die schon mal blau. Also als ich angefangen hab beim CampusFilm waren die tatsächlich auch blau.
filmtogo: Wann war das?
Jennifer Schulze: Also ich mache das mittlerweile knapp zehn Jahre.
filmtogo: Dann dürften die meisten Leute hier das nicht mehr miterlebt haben.
Jennifer Schulze: Das stimmt wohl. Irgendwann wurde eben ein neues Design entworfen und die Plakate sind rot geworden. Der Designwechsel dieses Jahr ging mit einem Sponsorenwechsel einher. Wir haben für das UniKino einen neuen Sponsor gewinnen können. Man muss sich ja überlegen: die ganzen Filmrechte, Plakate, Printwerbung, das muss alles irgendwie auch finanziert werden. Deswegen brauchen wir die Sponsoren. Und aus diesem Grunde gab es dann dieses Jahr eben den Designwechsel von rot wieder zu blau.
filmtogo: Wenn du die Finanzen schon mal ansprichst: wie sieht das denn damit so aus? Kann man sich denn mit diesen 1,50€ – so viel kostet es ja pro Person und pro Film – über Wasser halten?
Jennifer Schulze: Also was die Finanzen angeht, sind wir aus der Planung relativ raus. Das wird alles in Göttingen gesteuert und gemacht. Also für uns ist es kein Verlust- oder Gewinngeschäft, weil wir da selber nichts bezahlen. Das wird alles aus Göttingen finanziert. Die betreuen mehrere UniKinos und sorgen dann dafür, dass sich das alles so die Waage hält. Wir sind ein vergleichsweise kleines UniKino, mit dem Termin einmal die Woche und nur drei Leuten, die das machen. Dafür laufen wir aber sehr gut, da muss ich Bielefeld jetzt mal nach ganz vorne schieben. Das ist natürlich auch den Studenten zu verdanken, die immer zahlreich zu uns kommen.
filmtogo: Nun bekommt ihr die DVDs ja auch aus Göttingen zugesandt. Wie sehen denn da so die Zukunftspläne aus. Wird das Ganze bald digital und kriegt ihr dann auch solche digitalen Sicherheitskopien zugeschickt oder wird es auch weiterhin über DVDs laufen?
Jennifer Schulze: Also im Moment sieht es so aus, dass es erst mal weiter über DVDs laufen wird. Das liegt natürlich an der Ausstattung. Wir müssen immer gucken, was für eine Ausstattung haben wir in den Hörsälen, was können wir da an Technik zur Verfügung stellen und wie können wir das umsetzen. Da ist es natürlich so, dass hier die Hörsäle auch alle mit einem DVD-Player und Computer ausgestattet sind. Aber zum Beispiel Blu-Ray-Player, dass man jetzt sagen könnte “Jetzt mal was in HD!”, ich glaube da sind wir hier in Bielefeld noch relativ weit von entfernt und das ist natürlich auch Equipment, was wir dann nicht selber jedes Mal mitschleppen können. Deswegen wird es wahrscheinlich erst mal bei den DVDs bleiben.
filmtogo: Nun sieht man ja Hörsaal 1, wo ihr immer seid, dass da ganz hinten, hinter den Sitzreihen ein kleiner Vorführraum ist, mit alten Kinoprojektoren darin. Wenn du jetzt hier schon zehn Jahre bist, weißt du da vielleicht mehr zu? Wann wurden die denn das letzte Mal benutzt und warum jetzt nicht mehr?
Jennifer Schulze: Also ich weiß, dass es ganz früher, das war aber auch noch vor meiner Zeit, tatsächlich die Möglichkeit gab, die Filmrollen, wie man das klassisch aus dem Kino kennt, abzuspielen. Ich weiß, dass einige UniKinos das auch immer noch so machen. Zum Beispiel in Göttingen im Rahmen der “Feuerzangenbowle”. Die haben den Film noch auf einer alten Filmrolle und können den abspielen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob das hier in Bielefeld überhaupt noch geht. Also ob das da nur noch zur Zierde steht, als Kontrollraum, weil da irgendwelche Lichter gesteuert werden können. Das geht wohl, aber ob man jetzt darüber tatsächlich noch einen Film ablaufen lassen kann, das weiß ich nicht.
filmtogo: Zur Zukunftsplanung: Gibt es Überlegungen, das Ganze etwas auszuweiten? Also mehrere Termine in der Woche zu machen oder den Hörsaal etwas komfortabler zu gestalten und mal in gepolsterte Sitze zu investieren?
Jennifer Schulze: Das sind natürlich Überlegungen, die auch wir regelmäßig anstellen. Aber man muss natürlich sehen, das ist immer nur ein Abend in der Woche. Wir haben das früher auch schon mal gemacht, dass wir alle zwei Wochen zwei Termine hatten. Das ist auch schon ewig her, aber das lohnt sich dann oft einfach nicht, weil viele Studenten sich auf den Montag festgelegt haben. Wir merken das selbst, wenn Montag mal Feiertag ist und wir weichen auf den Mittwoch aus, dass dann längst nicht so viele Leute kommen. Es ist einfach so, dass sich zwei Tage in der Woche nicht lohnen. Es wird auch regelmäßig mal nachgefragt, ob man nicht auch in den Semesterferien ein UniKino-Programm anbieten könnte, aber dafür sind echt zu wenige Leute hier. Und für drei Leute lohnt es sich dann auch nicht, das zu organisieren.
filmtogo: Aber kann man denn, um euch ein wenig zu unterstützen oder wenn man total Interesse an Kino hat, irgendwie mitmachen beim CampusFilm? Sucht ihr Unterstützung? Oder kann man irgendwas tun für euch?
Jennifer Schulze: Natürlich das allererste, was jeder tun kann, ist: kommen und sich die Filme anschauen! Und dann sieht es so aus, dass wir im Regelfall immer ein Dreierteam haben. Wir freuen uns aber immer wenn Leute auf uns zukommen und fragen. Vor allem, weil dass grade bei mir so ein Punkt ist, dass ich nicht weiß, wie lange ich neben meinem Beruf das UniKino noch ehrenamtlich nebenher machen kann. Und deswegen suchen wir ständig Leute. Wenn jemand kommt und sagt, er hätte da Lust und möchte gerne mitmachen oder sich ein bisschen informieren, wie das alles funktioniert: sprecht uns ruhig an. Wir freuen uns darüber!