Toni der Assi kennt man in Deutschland als den Staatsfeind. Weniger bekannt ist hingegen, dass er schon früh in der HipHop-Szene involviert war, selbst als Graffiti-Artist unterwegs war und als „Toni Toon“ u.a. bei den Mannheimer Unique Wizzards gebreakt hat. Zum Tod von „Freeze La Roc“ aus seiner früheren Tanz-Crew hat uns Toni ein paar Fragen beantwortet.
Toni: Also ja, ich bin ein Pionier und hab HipHop in Deutschland mit geprägt. Früher am meisten als B-Boy in den Gruppen Unique Wizzards (Mannheim), Rocking Till Death (Offenburg), Seven Gems (New York) und Footwork Mafia (Mannheim). Wir haben den klassischen Original B-Boy Style gelebt und waren für unsere Qualität als Tänzer bekannt. Ich war der einzige aus Deutschland, der mit Ken Swift (Rock Steady Crew) in einer Crew war. HipHop kenne ich besser als so mancher der Redakteure, die einen Stock im Arsch haben und mir vorhalten ich polarisiere mit meiner Musik. Dann berichten sie trotzdem über Public Enemy oder Eminem, die sich auch wegen dem Vorwurf homophobe Texte zu haben rechtfertigen müssen…
Meine Musik ist eben staatsfeindlich aber spiegelt die Gesellschaft wider. HipHop war schon immer Botschaft für die Probleme der Unterschicht und eine Kunstform, die eine Message hat und gewisse Sachen ausdrückt. Früher haben sie ja auch auf Züge gemalt: „Stop the War“ oder „Fuck Bush“. Ich sag halt: „Merkel du Hurensohn“ (lacht)
Mit Freeze La Roc ist vorgestern eine Tanzlegende aus Mannheim/Ludwigshafen gestorben, Welchen Einfluss hatte er auf dich persönlich und wie würdest du den Kids von heute erklären welche Bedeutung er für B-Boying in Deutschland hatte?
Er war ein Original in der Scene und wird eine Legende bleiben. Ich trauer aus tiefstem Herzen und erinnere mich gern an diese Zeit, als HipHop noch Familie bedeutete und nicht so kommerziell war!
Freeze La Roc (Tribute zusammengestellt von Rick Ski, Music by MC T-Rock)
Wie ist heute dein Kontakt zu den anderen Unique Wizzards?
Toni: Hmmm, ich habe keinen Kontakt mehr mit den Unique Wizzards. Jeder hat sich verändert. Viele sind weg – andere noch da. Wenn man sich sieht begrüßt man sich natürlich, aber der Alltag und das erwachsen werden hat uns verändert. Auch das gemeinsame aus unseren B-Boy Zeiten. Alles hat sich verändert. Heute sehen B-Boys aus wie H&M-Models oder Skatboard-Fahrer. Ich erinner mich noch, wie Freeze und ich nach Karlsruhe mit dem Zug sind, nur um fette Schnürsenkel für unsere neuen Superstars zu kaufen… B-Boy Steve hatte einen weißen Adidas-Anzug und hat ausgesehen wie der weiße Blitz im Circle – das war alles noch phänomenal….
Cora E – Schlüsselkind (neben den Stiebers tanzt u.a. auch Freeze im Hintergrund!)
Wird es vielleicht ein Tribute-Jam für Freeze in Mannheim geben?
Toni: Ich bin nicht so der Typ, der in der Öffentlichkeit trauern muss mit rotem Teppich und Bühne. Ich bin gerne dabei, doch nehm ich eher Abschied auf ganz private Art, indem ich Freeze besuchen werde und dort meine Tränen lassen werde. Ich brauch kein Showlaufen und wünsche mir, dass möglichst viele Leute zur Beerdigung kommen. Jeder sollte einfach so reagieren wie sein Herz fühlt. Freeze soll ewig als großer Bruder und Mentor der B-Boy Szene in unseren Herzen bleiben. Er wird niemals in Vergessenheit geraten, dafür sind wir da, um Tribut zu zollen. Sei es im Rap, Graffiti oder Breakdance. Es wird immer wieder irgendwo auftauchen in den Worten: „REST IN PEACE BIG BROTHER FREEZE“
Weitere Infos über Fritz Gruber aka Freeze La Roc gibt es auf der Seite der Unique Wizzards