_________________________________________________________________
Anna: Das verstehe ich. Ist auch sicherlich kein Thema, was man mit der Schwester immer besprechen will. Ich werde bald Stonebound lesen und frage mich, was denn das besondere an deiner Reihe ist?Thordis: Da hast du sicherlich recht, nicht jeder mag detailliert über Sex sprechen oder eben lesen. Das Hauptthema, worüber wir uns unsicher waren, betraf die Menge und Intensität. Lustig war, dass wir unsere Ansicht oft gewechselt haben. Mal meinte die eine, man sollte eine Szene streichen, dann wieder die andere. Auch die Besprechungen mit den Testleserinnen waren diesbezüglich echt witzig. Manchmal haben wir alle wirklich laut gelacht bei unseren Diskussionen dazu. Was das Besondere an der Geschichte ist, darüber musste ich ein wenig nachdenken. Eine Frage, die für den Autor schwierig zu beantworten ist, weil die Geschichte für ihn immer ganz besonders ist - entstanden aus besonderer Leidenschaft mit besonders viel Schweiß und harter Arbeit, aber auch einer besonders großen Portion Spaß und Erfüllung. Es ist ein Stück von einem selbst, das man herausbricht, verformt und weitergibt. Hier setze ich mal an: Also ich mag zum Beispiel kein Schwarz und Weiß, dieses generalisierte Böse und Gute. Denn dahinter verbirgt sich meist wesentlich mehr, als auf den ersten Blick sichtbar ist. Das habe ich versucht, in die Geschichte zu transportieren. Dem Leser obliegt dadurch ein relativ großer Interpretationsspielraum, subjektive Empfindungen und Sichtweisen zu integrieren._________________________________________________________________
Anna: Das klingt sehr spannend. Die Kluft zwischen Böse und Gut ist manchmal doch sehr groß, weswegen ich sehr gespannt auf Stonebound bin. Soweit ich weiß, schreibst du schon sehr lange an der Reihe. Ich kann mir vorstellen, dass es sehr schwer ist, sich von der Geschichte zu trennen und eine neue zu beginnen. Hast du schon neue Ideen, die du gerne umsetzen magst bzw. gibt es etwas, vorüber du schon immer mal schreiben wolltest?Thordis: Stimmt, mit Abschluss von Band 3 sind es schon so an die fünf Jahre, die ich mit „Stonebound“ verbracht habe. Noch kann ich nicht abschätzen, wie es sich anfühlen werden wird, endgültig loszulassen. Hin und wieder habe ich überlegt, zu dem ein oder anderen Protagonisten bzw. zu der ein oder anderen Geschichte, angerissen wird, ein Sequel zu schreiben. Oder aber auch eine Art Spin-off mit einem der Protagonisten. Andererseits jedoch bin ich vielleicht ganz froh, mal ein wenig Luft holen zu können und Abstand zu gewinnen. Sehr gerne möchte ich nämlich einen Roman ohne Fantasy-Anteil schreiben. Ob und wie mir das gelingt, steht jedoch noch in den Sternen._________________________________________________________________
Anna: Das ist sicherlich eine komplette Umstellung. Ich bin sehr gespannt, ob du dich darauf einlassen kannst. Welches Genre bzw. welche Bücher liest du denn privat sehr gerne?Thordis: Ich lese eigentlich alles. Sehr gerne zum Beispiel Krimis, aber auch Historische Romane oder Liebesgeschichten._________________________________________________________________
Anna: Das klingt vielfältig. Noch einmal zurück zu Stonebound. Sicherlich gibt es einige spannende Charaktere in deinem Buch. Kannst du etwas über sie erzählen?Thordis: Stonebounds Protagonisten sind Elba die Aufgewühlte, Aris der Anführer und Tristan der Aufreißer. Aber neben ihnen gibt es natürlich noch jede Menge andere Charaktere kennenzulernen. Auf der abenteuerlichen Reise durch STONEBOUND trifft der Leser/ die Leserin z.B. Christian den Kumpel, Ofea die Schöne, Área die Geheimnisvolle und natürlich Duris - den unmöglichsten Badass aller Zeiten. Ich habe versucht, die Protagonisten sehr gegenpolig anzulegen. Tristan beispielsweise wird stark von Emotionen geleitet, während Aris versucht, Gefühle gänzlich auszublenden, damit sie seinen Verstand nicht beeinträchtigen. Tristan ist zynisch, impulsiv, sarkastisch - versteckt sein Inneres hinter einer Fassade aus Sprüchen und Witzen. Aris ist distanziert, plant im Stillen, stellt eigene Empfindungen hintan. Aber wie sagt man so schön? „Stille Wasser sind tief“. Im äußeren Erscheinungsbild dem "typischen" Wikinger entsprechend - blond, groß, muskulös - ist Aris autoritär, stolz, kühl und kontrolliert, ein taktisch kalkulierender Krieger mit Führungsanspruch. Tristans Äußeres spiegelt seine Persönlichkeit unverkennbar wider: Dunkles Haar, aquamarinfarbene Augen - schwarz wie die Nacht, glänzend wie das Licht. Er ist tragisch schön, aufbrausend ehrlich, hinreißend charmant, verführerisch verletzlich, bindungsproblematisch ungehalten und ein Aufreißer, wie er im Buche steht. Elba hingegen mag naiv wirken, in Wirklichkeit aber ist sie einfach der introvertierte Typ. Sie denkt mehr, als sie sagt. Und sie stellt nicht immer Fragen, denn manchmal ist sie sich nicht sicher, ob sie für die Antwort bereit ist. Sie ist eben noch verdammt jung, hat bisher in einem behüteten Nest gelebt, musste sich lediglich darum kümmern, den Schulabschluss zu meistern. Die Großeltern, bei denen sie aufwächst, haben stets versucht, alles von ihr fernzuhalten. Im Laufe der Geschichte wächst sie jedoch über sich hinaus. Lernt sich selbst kennen. Ein Prozess, der in der Wirklichkeit oft lange dauert und mit harter Arbeit verbunden ist. In Elbas Fall wird er allerdings durch äußere und auch innere Umstände beschleunigt._________________________________________________________________
Anna: Hattest du denn eine direkte Vorstellung, wie deine Charaktere sein sollen oder kamen dir die Ideen beim Schreiben?Thordis: Eine Vorstellung hatte ich eigentlich sofort. Ich musste sie nur genau herausarbeiten. Das habe ich gleich am Anfang gemacht. Aber um ehrlich zu sein: Das Aussuchen der Namen hat mir fast am meisten Spaß gemacht.
_________________________________________________________________
Anna: Ich kann mir vorstellen, dass es schwer ist, geeignete Namen zu finden. Wie bist du dafür vorgegangen?Thordis: Sobald die Persönlichkeit und optische Erscheinung eines Protas feststand, habe ich mich auf die Suche nach einem Namen begeben. Dieser sollte entweder zu seiner Persönlichkeit oder seiner Rolle in der Geschichte passen. Wichtig waren mir jedoch, dass es kurze Name werden, die man sich nicht allzu schwer merkt. Längere Namen sollte man abkürzen können, um einfache Spitznamen zu bilden. Ich hoffe, das ist mir gelungen. Außerdem sollten es Namen sein, die man auch in anderen Sprachen noch einigermaßen gut aussprechen kann. Dann habe ich für jeden Prota eine Namensliste angelegt mit Bedeutungsübersicht usw. und mich nach ein paar Tagen für einen Namen daraus entschieden. Manchmal gab es Abstimmungsprozesse mit Freunden oder Familie._________________________________________________________________
Anna: Sicherlich ist dir das gelungen. Jetzt im März werde ich mich selbst davon überzeugen. Gibt es noch etwas, was du abschließend sagen magst?Thordis: Definitiv! Vielen lieben Dank, Anna, dass du dir die Zeit genommen hast für dieses Gespräch. Es ist einfach fantastisch, wie viel Energie du für uns Autoren und unsere Schätze aufwendest!Anna: Sehr gerne. Vielen Dank für das tolle Interview.~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~