Interview mit Stefanie Philipp, Autorin von “Der Sohn der Amazone”

Von Mczarnetzki @m_cz

Durch mein Angebot, Manuskripte in eBooks zu konvertieren, habe ich einige interessante neue Autoren kennengelernt. Um Anfängern und Wagemutigen zu zeigen, was in der heutigen Umbruchszeit alles möglich ist, möchte ich diese Autoren hier in loser Reihenfolge vorstellen.

Die erste Rezension auf Amazon sagt über “Der Sohn der Amazone” folgendes:

Tatsächlich ist “Der Sohn der Amazone” aber ein Historischer Roman, der sowohl eine weibliche als auch eine männliche Leserschaft begeistern dürfte. Der Autorin ist ein wunderbares psychologisch eingängiges Bild der Amazonen im Allgemeinen sowie der handelnden Charaktere im Besonderen gelungen. Was tut eine Frau, deren Überzeugung, Söhne seien nicht viel anders als Raubtiere und Wölfe, ins Wanken gerät? … Der Roman regt zum Nachdenken und Mitfiebern an und beweist, dass gute, spannende und lesbare Romane des Genres nicht auf einer “Frau findet Mann”-Liebesgeschichte vor historischer Kulisse beruhen.

Bei so viel Lob es angebracht, der Frau hinter dem Roman ein paar Fragen zu stellen.

Als Mutter von zwei Kindern ist Zeit eines der vielen Dinge, die man nicht hat – wie organisierst du deinen Schreiballtag?

Genauso wie andere berufstätige Mütter: Während die Jungs in Schule und Kindergarten sind, sitze ich am Schreibtisch. Danach stehe ich hinterm Herd, kontrolliere Hausaufgabenhefte oder stehe jubelnd am Rand des Fußballfelds. Manchmal gönne ich mir eine Nachtschicht. Ich liebe die Stunden zwischen 22:00-01:00 Uhr, wenn meine Männer im Bett liegen und es vor dem Fenster dunkel geworden ist. Dann schnurrt die Welt zusammen und es gibt nur noch mich, meinen Computer und meine Geschichte. Den 05:45Uhr-Wecker, der im Schlafzimmer auf mich lauert, blende ich aus.

Du nimmst zu deinen Lesern Kontakt über Facebook, deine Website und Amazon auf – bist du zufrieden mit den Reaktionen?

Es ist einfach großartig, wenn ich mich mit Lesern über „Der Sohn der Amazone“ austauschen kann und ich merke: Die Geschichte ist genauso angekommen, wie ich sie gemeint habe – auch mit den kleinen Zwischentönen. Ich habe ja einen missionarischen Drang und da ist es für mich entscheidend, meine Botschaft rüber zu bringen.

Sowieso könnte ich stundenlang über die Thematik meines Buches und meiner Kurzgeschichten diskutieren. Da sind die Kontakte über Facebook und den Blog für mich eine wunderbare Bereicherung zur normalen Lesungen. Bei den Sozialen Netzwerken muss mich aber selbst zügeln, da ich mich sonst in Kurzbeiträgen verlieren würde, denn schließlich plane ich die Veröffentlichung meines zweiten historischen Romans im nächsten Jahr.

Die oben zitierte Rezension enthält auch den Satz: “Man darf sich hier als Leser nicht vom Cover täuschen lassen, das ich persönlich etwas unglücklich gewählt finde”. Kurz darauf hast du das Cover geändert – als Reaktion darauf? Und wie wichtig findest du es, auf deine Leser zu hören?

Ja, das Feedback war sehr wichtig für mich. Cover und Titel sollen den Leser ja dazu bringen, Interesse zu wecken und die Leseprobe anzuklicken. Danach kann der Roman für sich selbst sprechen. Ein Cover, das den Leser abschreckt, ist eine sehr ärgerliche Hürde, und ich bin der Rezensentin dankbar, dass sie mir die Augen geöffnet hat. (Das neue Cover hat sich übrigens bereits im Umsatz bemerkbar gemacht.)

Es gibt allerdings auch Bereiche, wo ich mir nicht hinein reden lasse, weder vom Leser noch von einem Agenten oder einem Lektor. So benutze ich gern einen ungewöhnlichen Blickwinkel in meinen Geschichten, stelle unbequeme Fragen und kratze solange am Klischee herum, bis die Wahrheit hervorkommt. Einmal hat mir ein Verlags-Lektor gesagt: „Eine Mutter darf keine schlechten Gefühle gegen ihren Sohn haben, auch wenn sie Amazone ist.“ Ich habe an meiner Geschichte festgehalten, weil sich die weichgespülte Alternative für mich unehrlich anfühlte.

Wenn ich mich auf ein Thema einlasse, dann bleibe ich ihm treu und will auch die unangenehmen Aspekte nicht aussparen. Die finde ich am spannendsten. Manchen Lesern, die sich bei einem Roman vor allem wegträumen wollen, mag das zu unbequem sein. Das ist völlig o.k. Es sind dann halt keine Stefanie-Philipp-Leser. Dieses Vertrauen auf den Nischen-Leser und das Beharren auf Genre-untypische Geschichten macht mich vielleicht zu einer typischen Indie-Autorin.

Homepage von Stefanie Philipp: www.stefanie-philipp.com