Fett hervorgehoben findet ihr unsere Fragen und darunter dann jeweils die passende Antwort von Niloo. Wir hoffen die Fragen findet ihr alle genauso interessant, wie wir diese empfunden haben.
Japaniac: Deine erste Reihe gehört ja dem Genre Romance an. Hast du vor auch bei zukünftigen Werken diesem Genre treu zu bleiben, oder darf man auch mit Genres aus komplett anderen Richtungen rechnen?Niloo: Eigentlich habe ich vor Mein erstes Mal viel Shonen gezeichnet, mit historischen Setting und/oder auch Fantasy Elementen. Der ganze Look meines Stiles musste ich demnach für diesen Shojo/Romance Titel stark anpassen. Das war eine spannende Herausforderung, würde jetzt aber für die Zukunft gerne im Mädchen-Manga-Stil bleiben. Aber auch da schweben mir Romance Geschichten mit Fantasy-Touch vor... Ich denke, man kann mit den unterschiedlichsten Genres toll experimentieren und das reizt mich sehr.
Japaniac: Oftmals kann man sein Talent ja selbst nicht einschätzen. Wie war das bei dir? War dir selbst bewusst, dass du gut zeichnen kannst oder wurdest du von anderen darauf hingewiesen?Niloo: Seit ich denken kann, wurde mir das Wort „Künstlerin" angeheftet. Schon vor dem Kindergarten hat man mir eine Zukunft in diese Richtung prophezeit. Aber im Vergleich zu meinen Freunden und Kameraden ist mir selber an meinen eigenen Bildern nichts Besonderes aufgefallen. Ich habe bei anderen eher bewundert, wie sauber sie ihre Mandalas ausmalen konnten. Ich war sogar etwas neidisch darauf.
Japaniac: Das Problem Hände zu zeichnen ist allseits bekannt. Gibt es selbst für dich bestimmte Situationen beim Zeichnen, bei dem selbst du Probleme hast? Oder gibt es allgemein Probleme, die oft aufkommen?Niloo: Ich denke, es sind immer dort Probleme, wo man welche sieht. Das liegt also meiner Meinung nach immer im Auge des jeweiligen Betrachters. Da ich selber eigentlich immer unzufrieden mit dem bin, was ich so zu Papier bringe, würde ich behaupten, ich habe mit allem Problem. Der Fokus verschiebt sich manchmal etwas, aber ich hatte da schon alle Themen von Anatomie, zu Coloration bis Komposition alles mehrfach durch. Momentan bereitet mir mein Lineart Probleme. Das könnte noch ein Stückchen lockerer werden.
Japaniac: Ein Stil verändert sich ja über die Zeit, je mehr Erfahrung man sammelt. Hat sich dein Zeichenstil seit dem Anfang arg verändert oder ist er bisher relativ konstant geblieben?Niloo: Gerade im ersten Band von Mein erstes Mal erkennt man gut einen Wandel im Zeichenstil. Weil ich mich ganz frisch mit diesem Shojo-Stil arrangieren und auch erstmal in das Projekt einfinden musste, hat sich da optisch noch einiges eingependelt. Ich wünsche mir aber, dass der Zeichenstil sich nun konstant hält, da ich selber mit dem Ergebnis mittlerweile sehr glücklich bin. Auch wenn es noch ein paar Kleinigkeiten gibt, an denen ich etwas schleifen möchte.
Japaniac: Ich nehme an, dass deine Begeisterung für Manga nicht über Nacht entstand. Gibt es Manga, die es dir persönlich angetan haben und dich motivierten selbst Mangaka zu werden?Niloo: Wie die meisten anderen, bin ich auf Manga erst durch die ganzen Anime aufmerksam geworden, die damals im deutschen TV liefen. Meine Leidenschaft für die japanische Unterhaltungsindustrie wurde insbesondere durch diverse Playstation Spiele wie Final Fantasy oder Kingdom Hearts zusätzlich geprägt.
Aber zum ersten Mal mit Manga bin ich in Berührung gekommen, als mir eine Schulfreundin ein Leseprobeheft von Egmont mitgebracht hat. Da hatte ich die einzelnen Leseproben noch in westlicher Leserichtung, als verkehrt, gelesen, war aber trotzdem total begeistert. Meine Freundin hatte mich auch irgendwann in die Buchhandlung mitgenommen, wo sie selber immer die Leseproben her hatte und dort stand dieses einzelne Regal, zugestopft mit den unterschiedlichsten Mangas. Dieser Moment war für mich, als hätte man mir ein Tor zu einer neuen Welt aufgestoßen ❤
Meine ersten Manga waren dann von Arina Tanemura, die mich in dieser Phase sehr geprägt hatte. Später kam Y Square von Judith Park in meine Sammlung dazu, der mein erster deutscher Manga war. Und da wusste ich auch, dass einmal genau sowas selber machen möchte. Seither hat mich dieser Wunsch nicht mehr losgelassen.
Japaniac: Selbst, wenn man sich bewusst ist, dass man künstlerisch begabt ist, heißt das nicht automatisch, dass man sich auch traut ein Manuskript einzureichen. Hast du dich dazu überwinden müssen oder war es der leichteste Schritt?Niloo: Ich hatte damals mit 15 in einer Manga Zeitschrift eine Anleitung zur Bewerbung bei einem Manga Verlag gesehen. Diesen Plan konnte ich so ganz konkret mal versuchen umzusetzen und da diese Anleitung selber vom Carlsen Verlag verfasst wurde, fühlte ich mich auch ganz gut an die Hand genommen.
Ich hatte mir selber noch keine Chancen auf eine Zusage ausgerechnet, aber ich habe einfach auf hilfreiche Kritik gehofft. Überraschenderweise kam recht schnell eine Antwort von Jonas Blaumann, der sich damals bei Carlsen um die ganzen Bewerbungen kümmerte und schlug mir vor, einen Mini-Manga (ein sogenannten „Chibi") zu machen, die Carlsen damals als Extraformat herausgebracht hatte. So kam recht schnell mein erster Kontakt zu einem Verlag zu Stande.
Japaniac: In Deutschland gibt es ja eine Hand voll von Manga-Verlagen. Gab es einen Grund für dich dein Manuskript ausgerechnet bei Egmont Manga verlegen zu lassen?Niloo: In der Regel ergibt sich das einfach, zu welchem Verlag man findet. Es ist immer eine ganz gute Idee, eine Bewerbung an mehrere Verlage gleichzeitig zu schicken. Selten passiert es mal, dass man dann unter verschiedenen Zusagen wählen darf. Man hat schon großes Glück, wenn nur ein einzelner Verlag Interesse bekundet.
Da damals in der Anleitung in diesem Magazin nur auf die Carlsen Adresse verwiesen wurde, hatte ich mich erst nur dort beworben, was glücklicherweise auf Anhieb geklappt hatte. Als Jonas Blaumann später zum Egmont Verlag wechselte, hatte ich nun auch dort eine Bezugsperson.
Weil ich selber privat am meisten Egmont Manga gelesen hatte, passte das ganz gut, fand ich. Und da Egmont dann auch selber für Mein erstes Mal Interesse bekundet hatte, war alles geritzt!
Japaniac: Bei einigen Manga gibt es ja sowohl Autor, als auch Zeichner. Da du ja sozusagen zwei in einem bist dauerte es bestimmt länger beides unter einen Hut zu bekommen. Hat es länger gedauert die Zeichnungen anzufertigen oder sich die Handlung auszudenken?Niloo: Mein erstes Mal mache ich nicht im Alleingang. Zeichnerisch schaffe ich alles alleine, derzeit versuche ich aber auch etwas Arbeit an Assistenten zu delegieren.
Die Geschichte zu Mein erstes Mal entsteht aber in Zusammenarbeit mit meinem Mann Miguel. Er nimmt mir da viel Arbeit ab und da er auch in Sachen Storytelling ausgebildet ist, ist da die Qualität immer gewährleistet. Ich lerne in der Zusammenarbeit selber erst richtig, wie Dramaturgie funktioniert.
Niloo: In der Regel, wenn nichts dazwischenkommt, dann arbeite ich 7 Tage die Woche durchschnittlich 14 Stunden am Tag am Manga. Aber zurzeit schaffe ich das leider nicht, da rund um das Erscheinen von Mein erstes Mal Band 1 doch noch viel Organisatorisches anfällt.
Japaniac: Was würdest du gerne Leute mit auf den Weg geben, die ebenfalls auf eine Karriere als deutscher Mangaka hoffen? Ist es schwer Fuß zu fassen?Niloo: Oh ja! Zumindest für mich war es jetzt sehr schwer, mein Debüt zu schaffen.
Seit dem ersten Verlagskontakt hat es sage und schreibe 12 Jahre gedauert. Und trotz, dass man gute Rückmeldungen seitens der Verlage bekommt, kann man auch einfach nur Pech haben, weswegen daraus dann doch nichts wird. Aus 4 Zusagen, die ich von Verlagen erhalten habe, ist nur aus dem letzten ein handfester Manga entstanden. Manchmal lag es am Markt und manchmal an zwischenmenschlichen Barrieren, gerade wenn man als ein Zeichner-Autoren-Team an einem Projekt arbeitet.
Mein Rat an Nachwuchszeichner: Einfach durchhalten. Ich denke, das ist die wichtigste Eigenschaft eines Mangaka, sogar noch vor dem zeichnerischen oder erzählerischen Talent. Mangaka werden ist ein bisschen wie Glückspiel spielen. Mehrere Versuche erhöhen die Chancen ganz enorm. Und dann schafft man es schon irgendwann.
Japaniac: Es gibt viele Künstler, die ein Alias für ihre Werke verwenden. Hat dein Künstlername - Niloo - eine besondere Bedeutung?Niloo: „Niloo" kommt ursprünglich von „Niloo-far", was ein ganz alltäglicher iranischer Mädchenname ist. Er bedeutet „Seerose". So hieß die kleine Schwester meiner Freundin, die mich in die Manga-Welt eingeführt hat. Und weil mir der Name so gut gefallen hat, nenne ich mich eben heute so als Künstlerin.
Japaniac: Nun zur letzten Frage. Wir würden gerne wissen, was deine Träume und Ziele für die Zukunft sind.Niloo: Ich hoffe natürlich, dass Mein erstes Mal von den Lesern gut angenommen wird und dass ich weiterhin Spaß beim Zeichnen haben werde. Ansonsten freue ich mich jetzt einfach auf alles, was jetzt noch so passieren wird und wohin mich das Leben trägt.
Wir bedanken uns bei Niloo für das interessante Interview. Falls ihr nun neugierig wurdet und mehr herausfinden möchtet, dann stattet doch Niloos Facebook , Twitter oder Website einen Besuch ab.Seit 16 Jahren begleiten mich Manga und Anime auf meinem täglichen Lebensweg. Nicht zu selten ist es schon passiert, dass ich deshalb neuen Platz in meiner Wohnung schaffen musste. Derzeit studiere ich Anglistik und Germanistik. Eine meiner größten Leidenschaften gilt dem Verfassen von Texten, hauptsächlich Fanfiction, die natürlich auch auf Anime basieren.