Interview mit Michael Schmidt-Salomon

Michael Schmidt-Salomon (c) Foto: Nics Bloghaus

Michael Schmidt-Salomon (c) Foto: Nics Bloghaus

Arik Platzek hat für wissenrockt ein Interview mit Michael Schmidt-Salomon geführt. Darin stellt Schmidt-Salomon noch einmal die Gründe dar, weshalb die GBS sich dazu entscheiden hat, den Ethik-Preis an Peter Singer zu vergeben und sich auch im Vorfeld schon bewusst war, dass es deshalb einige Diskussionen geben wird. Aber:

Er [gemeint ist Peter Singer] hat die ethische Debatte weltweit vorangebracht, stringent wie kaum ein anderer gegen Diskriminierungen aller Art argumentiert, gegen Rassismus, Nationalismus, Sexismus, Speziesismus – und natürlich auch gegen die Diskriminierung von Behinderten. Es ist an der Zeit, dass dies auch in Deutschland angemessen gewürdigt wird.

Ich habe im Zusammenhang mit den Diskussionen um die Preisvergabe bereits die Vermutung geäußert, dass es die gleichen Menschen sind, die die Singer’schen Ethik ablehnen, die auch die Abtreibung bekämpfen und gegen den selbstbestimmten Tod auftreten. Das wird von Schmidt-Salomon offenbar ähnlich gesehen:

Peter Nowak (siehe hier) ist allerdings nicht der Einzige, der im Zuge der Singer-Kritik das Recht auf Schwangerschaftsabbruch direkt oder indirekt infrage stellt. Ich denke, vielen ist diese Konsequenz gar nicht bewusst. Hier besteht noch einiger Diskussionsbedarf. Deshalb haben wir zu einer konstruktiven Debatte zu diesen Themen eingeladen. Ich bin sehr gespannt, ob es dazu kommt. Bislang ist mir zumindest völlig unklar, warum es „behindertenfeindlich“ sein soll, für die Zulässigkeit von Schwangerschaftsabbruch und PID einzutreten.

Interessant ist auch, dass sich die – wenn man so will – Grenzlinien zwischen den Behindertenverbänden und dem Behindertenbeauftragten der Bundesregierung, Herrn Hüppe (siehe hier), ein wenig verschoben hat:

Wir haben schon in Frankfurt sehr intensiv mit Behindertenaktivisten diskutiert. Mittlerweile dürfte vielen klar geworden sein, wie unsinnig es ist, eine Konfliktlinie zwischen den Behindertenaktivisten auf der einen Seite und der Giordano-Bruno-Stiftung auf der anderen Seite zu konstruieren. Denn viele Behindertenaktivisten vertreten in puncto Schwangerschaftsabbruch oder PID nicht die Positionen des Behindertenbeauftragten der Bundesregierung, der ein Grußwort zur Anti-Abtreibungsdemo „Marsch für das Leben“ beisteuerte, sondern die Positionen der Giordano-Bruno-Stiftung. Das erklärt auch, warum in den letzten Tagen überdurchschnittlich viele behinderte Menschen und Sonderpädagogen in den Förderkreis der Stiftung eingetreten sind.

Michael Schmidt-Salomon zieht ein sehr positives Resümee der Preisverleihung und spricht aber auch von der notwendigen „brennenden Geduld“, die wir weiterhin aufbringen müssen, um aufzuklären.

Also los!

PS: Gute Arbeit, Arik!


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